MANNHEIM: Gleich zwei Führungsköpfe von Topware atmen zurZeit gesiebte Luft: Ex-Treuhänder Klaus Jürgen Steiner steht wegen Unterschlagung und versuchten Betrugs vor Gericht, Vorstand Dirk Hassinger wird versuchte Steuerhinterziehung vorgeworfen.
Der Angeklagte fürchtet um sein Leben: Bei jeder Gelegenheit habe ihm Vorstandsmitglied Dirk Hassinger mit Mord gedroht, behauptet Klaus Jürgen Steiner. Zum Prozeßauftakt vor dem Landgericht Mannheim fuhr der 55jährige schwere Geschütze gegen die ehemaligen Kollegen von Topware auf. "Innerhalb des Vorstands gab es nur noch Differenzen über meine Todesart", so der Ex-Treuhänder des Softwareherstellers. Einig sei man sich zumindest bei seiner Frau und seiner Tochter gewesen: "Die sollten erschossen werden." Des weiteren habe ein Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien 10.000 Mark bekommen, um ihn zusammenzuschlagen.
De-Te-Medien brachte den Stein ins Rollen
Von Dirk Hassinger selbst kann jedenfalls keine Gefahr ausgehen: Der sitzt schon seit Herbst letzten Jahres in Untersuchungshaft - wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung. Das hat er einer Initiative Steiners zu verdanken, der die Aufmerksamkeit des deutschen und österreichischen Finanzamts auf das Unternehmen lenkte. Die Schlammschlacht nahm ihren Anfang wiederum in einem anderen Rechtstreit: Nachdem die Telekom-Tochter De-Te-Medien Vertriebsverbote für den Topware-Verkaufsschlager "D-Info" erwirkt hatte, wollte man nach Österreich ausweichen. Im Kleinwalsertal sollte eine von der deutschen Firma rechtlich unabhängige Niederlassung gegründet werden. Treuhänder Steiner wurde damit beauftragt, die "Topware Austria" aufzubauen. Statt dessen habe er in die eigenen Taschen gewirtschaftet, das Geld zwischen sich und seiner Frau aufgeteilt, behaupten die Vorstände Hassinger, Siegfried Sorg und Dirk Jantz. Der Aufforderung, das Geld wieder herauszugeben, sei er nicht nachgekommen beziehungsweise habe fünf Millionen Mark davon für sich beansprucht. Daraufhin erstatteten die Geschäftspartner Anzeige. Der Schaden wird von ihnen auf über elf Millionen Mark beziffert.
An den Vorwürfen sei nichts dran, beteuert Steiner. Er habe die Gewinnanteile erst nach Entrichten der Steuern weiterleiten wollen, dem Trio sei wohl der Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn abhanden gekommen. Hassinger habe sowieso nur ständig neue Strategien von ihm verlangt, um mehr Geld aus der Unternehmenskasse ziehen zu können.
Ein "Chaoshaufen" sei der Vorstand ohnehin, es gehe zu "wie im Tollhaus". Außerdem, so verriet er dem Gericht, habe ein Vorstandsmitglied sogar gefeuert werden müssen, "weil er zuviel gesoffen hat". Er hingegen sei die "Vaterfigur" im Unternehmen gewesen. Insgesamt 6,6 Millionen Mark habe er nach Mannheim überwiesen. "Die haben immer Geld gebraucht, da wurden Ferraris, Mercedes SEL und so weiter gekauft."
Bumerang aus der Untersuchungshaft
Schon in der Untersuchungshaft schoß der gelernte Steuerberater, der bereits Mitte der 80er Jahre im Rahmen der Pleite eines Ferienwohnungsobjekts Schlagzeilen machte, zurück. Steiner erstattete Selbstanzeige und legte in Folge die finanziellen Vorgänge im Unternehmen offen. Die Überraschung des Finanzamts über ausstehende Steuern, angeblich an die sieben Millionen Mark, bescherte auch Hassinger die Untersuchungshaft.
Dessen Aussage wird nun mit Spannung erwartet. Denn noch im September soll er als Zeuge im Steiner-Prozeß geladen werden. Auch der verbliebene Topware-Vorstand würde sich eigentlich gern zu der Angelegenheit äußern, wie eine Topware-Mitarbeiterin im Gespräch mit ComputerPartner versicherte. Doch leider müsse sie statt dessen mitteilen: "Unser Rechtsanwalt ist noch in Urlaub." (mf)
Topware macht Furore: Zuerst sorgte ihr Verkaufschlager "D-Info" für Schlagzeilen, jetzt ist das Unternehmen ungewollt wieder im Gespräch.