Gerade ist WIMAX dabei, sich einen Platz in der Welt zu erobern, da nehmen die ersten Anbieter den Standard wieder vom Netz. Nach Aussage des Chefs des australischen Unternehmens Buzz Broadband sei WIMAX eine Katastrophe. Die Technik erfülle nicht die versprochenen Erwartungen.
Hochgelobt und mit großen Versprechungen tritt WIMAX gegen UMTS und WLAN an. Mit maximal 50 Kilometern Reichweite soll der Standard günstiger im Aufbau und Betrieb sein, mit Übertragungsraten von über 100 MBit/s deutlich schneller, als die bestehenden Mobilfunknetze. Mit diesen Erwartungen hatte das australische Unternehmen Buzz als eines der ersten ein WIMAX-Netz aufgebaut - und jetzt wieder abgeschaltet.
Unternehmenschef Garth Freeman erklärte diesen radikalen Schritt auf einer WIMAX-Konferenz in Bangkok mit sehr deutlichen Worten. Seiner Meinung nach sei WIMAX "eine Katastrophe", die "kläglich scheiterte". Alle Versprechungen wurden nicht ansatzweise erfüllt. So sei die maximale Reichweite außerhalb der Sichtachsen mit knapp 2 Kilometern deutlich kleiner als versprochen und eine Innenversorgung kaum möglich. Schon in 400 Metern Entfernung von der Basisstation breche sie zusammen. Besonders verärgert zeigte sich Freeman über die Latenzzeiten von bis zu einer Sekunde sowie über die Phasenverschiebungen (Jitter).
Dieser Philippika widersprach Buzz-Ausrüster Airspan entschieden. Buzz habe sich aus Kostengründen für billiges Equipment entschieden und zudem seine Netz-Infrastruktur nicht leistungsfähig für sein WiMax-Angebot gemacht. Infolge dessen laufe die Kritik ins Leere, sagte Declan Byrne, Marketingchef von Airspan.
Buzz hatte seine Kunden mit dem Versprechen auf preiswerte VoIP-Gespräche umworben. Doch die hohen Latenzzeiten machten Voice over IP über WIMAX deutlich unkomfortabler als Gespräche über andere Netze. Auch der indische Netzbetreiber VSNL berichtete 2007 über Versorgungsprobleme im Innenbereich. Sie brach dort bereits in 200 Metern Entfernung von der Basisstation zusammen. Gründe für diese Probleme wurden nicht genannt.
Eine Ursache könnte der verwendete Frequenzbereich sein. WIMAX sendet im 3,5-GHz-Band, wodurch sich mehr Daten übertragen lassen. Der Nachteil ist allerdings, dass hochfrequente Schwingungen nur schwer durch Hauswände dringen und reflektiert werden. Das erklärt auch den Jittereffekt und die hohen Latenzzeiten. Die Funkwellen treffen durch die Reflexion mit unterschiedlicher Verzögerung auf das Endgerät und die Reihenfolge der Informationen gerät durcheinander. Durch den Effekt und die Überlagerung von Funkwellen müssen Datenpakete verworfen und neu gesendet werden.
Handelt es sich bei den Vorwürfen um die Äußerungen eines gescheiterten Geschäftsmannes? In Südkorea funktioniert das WiBRO-Netz seit Jahren, in den USA ist Sprint mit seinem WIMAX-Netzwerk Xohm gestartet und in Deutschland bieten mit "Deutsche Breitband Dienste", Arcor und Televersa verschiedene Anbieter seit 2005 WIMAX-Dienste an. Scheinbar haben sie die technischen Probleme im Griff. (PC-Welt/ wl)