Auch wenn es Microsoft möglicherweise nicht wahrhaben will: Auf der deutschen Partnerkonferenz, die am 4. und 5. Oktober 2011 in Hamburg stattfand, wurde ein Dilemma deutlich, in dem sich der Hersteller derzeit befindet: Microsoft hat möglicherweise in den vergangenen Monaten zu schnell vorgelegt und muss jetzt in Sachen Channel nachjustieren.
150 Millionen für die Partner
Über 1.500 Partner, so viele wie noch nie, versammelten sich in diesem Jahr in der Elbstadt. Die Hauptmeldung des Konzerns lautete: Microsoft Deutschland will allein in diesem Geschäftsjahr rund 150 Millionen Euro in sein Partnernetzwerk investieren. Darüber soll in diesen Tagen eine groß angelegte Endkunden-Marketingkampagne folgen, die sich rund um Office 365 und die eigene Cloud-Lobby dreht.
Deutschland-Chef Ralph Haupter verwies in seiner Keynote auf das weiterhin ungebrochen gut laufende Deutschland-Geschäft seines Konzerns, der im Sommer 2011 die fabulöse weltweite Gewinnsumme von 23,15 Milliarden Dollar für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011 gemeldet hatte. "Die Unternehmen investieren nach wie vor, wobei Services und Software das Geschäft weiter antreiben. Eine Vergrauung des Markts, die von vielen Seiten gemeldet wird, sehen wir derzeit nicht", so Haupter.
Treiber seien vor allem die Cloud sowie "Consumerization", die Verschmelzung von Heim- und Geschäfts-IT. Dieser Trend halte auch in Deutschland immer stärker Einzug. Microsoft habe sich hier mit Produktreleases rund um Office 365, Lync, Windows Phone 7.5 und weiteren Cloud-nahen Lösungen aktuell gut aufgestellt und mit der Einführung des neuen Microsoft Partner Networks (MPN) die richtigen Bedingungen für entsprechendes Wachstum geschaffen. Auch in Sachen MPN sind laut dem Management die Vorgaben in Deutschland erfüllt: In Hamburg meldete der Konzern die aktuelle Rekordzahl von rund 37.000 deutschen Partnern, im Vorjahr waren es noch 31.500.
Wo das angekündigte immense Investment von 150 Millionen Euro nun einfließen soll, das machte Martin Berchtenbreiter, General Manager Mittelstand & Partner, deutlich: Vornehmlich in Qualifikationen, Schulungen und Incentives rund um die Cloud. Denn nun sind die Partner gefragt, damit der Konzern sein offenbar hervorragendes Geschäft auf Kurs halten kann - oder besser deren richtigen Motivation, Ausrichtung und Qualifikation.
"Die Anforderungen der Unternehmen an ihre IT ändern sich - dank Cloud und Consumerization. Dafür ist nicht Microsoft verantwortlich, sondern die sich ändernde Nachfrage. Seien Sie die treibende Kraft", so Berchtenbreiters Appell an die versammelte Community. Auch der neue Partnerchef Bernd Stopper, seit Mitte August 2011 Nachfolger von Oliver Gürtler, sprang in diese Kerbe und kündigte Vertriebsunterstützungen und Incentives rund um die Lösungsfelder Cloud Computing, Unified Communications und Collaboration (UCC), Business Intelligence( BI) und CRM (Customer Relationship Management) an.
Für die Produktlinie Microsoft Dynamics CRM verspracht Stopper Partnern nun statt der im hauseigenen Cloud-Business üblichen Marge von zwölf Prozent für das erste Jahr nun satte 40 Prozent. Kaum ein Wort fand das Management dagegen für das herkömmliche Lizenz- und On-Premise-Business, auch hier gab es hauptsächlich nur Appelle an Systemhäuser umzudenken und nach neuen und zusätzlichen Geschäftsfeldern rund um die Cloud zu suchen.