Von einem kleinen Consumer-Display mit dem aktuellen Menü der Betriebskantine über digitale Preisschilder im Supermarkt, vernetzten Informationsdisplays an Bahnhöfen und Flughäfen bis zu großflächigen Projektionen in Museen und Ausstellungen, alles kann unter dem Oberbegriff "Digital Signage" (DS), zusammengefasst werden. "Digital Signage bedeutet erst einmal ganz generell digitale Beschilderung, also die digitale Alternative zu statisch, analogen Medienformen wie Postern oder Schildern", erläutert Thomas Walter, Section Manager Strategic Product Marketing bei NEC Display Solutions. Für Walter geht das aber in der Regel über nur ein Display hinaus: "Digital Signage ist das Zusammenspiel verschiedener Technologien. Sie ermöglichen es, Informationen oder Werbeinhalte digital wiederzugeben. Hardware, Content und Software müssen ineinandergreifen, um die Vorteile der digitalen Beschilderung voll ausschöpfen zu können", so Walter.
Ingo Krause, Director Sales & Marketing DACH bei LG Electronics Information Display, versteht DS als modernes Bindeglied: "Endkunden werden wichtige, hilfreiche und unterhaltsame Informationen auf eine Weise angeboten, die vom Betreiber leichter einzusetzen, anzupassen und zu warten sind als traditionelle analoge Pendants - und die darüber hinaus mit beeindruckender Display-Technik wahre Eye-Catcher sind", erläutert er. Auch für Michael Vorberger, Head of Sales Displays bei Samsung, ist DS nicht nur ein Stück Hardware: "Digital Signage umfasst in der Regel ein Netzwerk elektronischer Displays, die zentral verwaltet und für die Anzeige von Text-, Animations- oder Videobotschaften zur Werbung, Information oder Unterhaltung für das Zielpublikum individuell adressierbar sind". Dabei erfolgt die Informationsvermittlung nicht nur in eine Richtung: "Die technischen Möglichkeiten haben sich in den letzten 20 Jahren gravierend verändert. Digital Signage ist dank interaktiver Oberflächen längst keine Einbahnstraße mehr", ergänzt Erkan Sekerci, Sales Director DACH bei Iiyama.
Markt wächst kontinuierlich
Die Experten gehen von guten Wachstumschancen in den nächsten Jahren aus. "Digital Signage ist ein klarer Wachstumsmarkt. Allein in der DACH-Region stieg der Umsatz im Digital-Signage-Markt von 1.202 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 1.451 Millionen Euro im Jahr 2017 an", weiß LG-Manager Krause. Dabei legten nach LG-Informationen alle Marktsegmente zu. Besonders hohe Zuwächse waren demzufolge in den Bereichen Digital out of Home und Displays, mit 465 Millionen Euro und 391 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2017 zu verzeichnen.
Auch Samsung-Monitor-Vertriebschef Vorberger präsentiert beeindruckende Zahlen: "Zwischen 2017 und 2018 stieg der Umsatz um 48 Prozent", berichtet er. Displays werden immer größer und die Auflösung immer besser. "Logische Folge ist, dass der Markt für Full-HD-Geräte kleiner wird, während UHD-Displays immer stärker nachgefragt werden", präzisiert Vorberger. So habe sich der Umsatz in diesem Segment 2018 vom ersten bis zum vierten Quartal nahezu verdoppelt. Unterstützt wird diese Einschätzung auch durch aktuelle Display-Absatzzahlen für Europa der Marktforscher von Context: "Der Absatz von Premium-Business-Monitoren hat sich dank des wachsenden Interesses an größeren Modellen mit Bildschirmen ab 31,5 Zoll beschleunigt. Der Absatz mit noch größeren Diagonalen hat sich mehr als verdoppelt", haben die Context-Analysten festgestellt.
Bei NEC Display Solutions geht man "kurzfristig" von steigenden Zahlen aus. "Der Markt ist noch lange nicht gesättigt", bestätigt Thomas Walter. Kunden erkennen die Vorteile und vor allem die Nachfrage nach innovativen Installationen steige. Weitere markttreibende Faktoren sieht der NEC-Spezialist am wachsenden Angebot der Lösungen: "Schon jetzt können Kunden aus dem Vollen schöpfen, von Large Format Displays über Laserprojektoren bis hin zu eindrucksvollen Videowänden sowie LEDs oder interaktiver Screens", erläutert er. Dadurch wachs auch die Bedeutung für Fachhändler und Systemhäuser. "Um aus der Fülle der Lösungen genau die herauszufinden, die zu den Anforderungen und dem Einsatzgebiet passt, ist umfassendes Branchen-Know-how notwendig", betont Walter.
Größer, heller, schärfer und smarter
Doch nicht nur die Absatzzahlen steigen. "Displays werden immer größer, dünner, schneller, smarter, schärfer, heller und brillanter", weiß Iiyama-Vertriebsdirektor Secerci. Und das Ende der Fahnenstange sei noch lange nicht erreicht. Auch im Software-Bereich geht die Entwicklung weiter. "KI-gestützte Kameras und Spracherkennung bergen großes Potenzial. Themen wie Augmented und Virtual Reality mögen heute noch nach Spielerei klingen, aber das könnte sich bald ändern", prognostiziert er. Bei LG beschäftigt man sich intensiv mit Augmented Reality: "Zu den wichtigsten Innovationen zählen transparente OLED-Displays. Diese Displays wirken im ausgeschalteten Zustand wie Glasscheiben und erlauben auch während des Betriebs den Blick auf dahinterliegende Flächen oder Objekte. Dadurch eröffnen sich spannende Augmented-Reality-Szenarien zur Präsentation von Produkten oder Informationen", berichtet Ingo Krause.
Größere Displays verlangen jedoch auch nach passendem Content, der nicht immer verfügbar ist. Samsung-Manager Vorberger stellt einen Trend zur Aufwertung von Bildinhalten durch KI fest: "Durch Upscaling wird schlechtes Ausgangsmaterial in 4K- oder sogar 8K-Auflösung aufgewertet. Inhalte können somit günstiger produziert und hochauflösend ausgespielt werden", erläutert er. Auch im Corporate-Umfeld sieht Vorberger viel Raum für Innovationen. Als Beispiel nennt er das digitale Flip-Chart Samsung Flip. "Analoge Flip-Charts werden unserer digitalen Gesellschaft längst nicht mehr gerecht, trotzdem verstauben sie in unzähligen Büros", weiß er.
Was für Displays gilt, stellt Thomas Walter von NEC auch bei den in Signage-Anwendungen eingesetzten Projektoren fest: "Dank neuer Fortschritte bei der Entwicklung wartungsarmer, langlebiger Lasertechnik wird die Projektion zu einem alternativen Medium für Digital Signage", erklärt er. Dadurch könne man neue Einsatzfelder erschließen und große Bilder auf unterschiedliche Oberflächen oder sogar auf Verkaufsobjekte selbst projizieren. "Dadurch lassen sich spektakuläre, aufmerksamkeitsstarke Installationen realisieren", so Walter.
Chancen für IT-Systemhäuser
Durch die Vielfalt von Zielgruppen und den entsprechenden Lösungen sehen die Experten gute Chancen für IT-Systemhäuser. "Digital Signage ist eine Mischung verschiedener Disziplinen und umfasst neben AV auch IT", weiß Santosh Wadwa, Head of CCD & Channel Sales Central Europe bei Fujitsu. IT-Expertise sei im Hinblick auf die notwendige Hardware und das Netzwerk unerlässlich, also der "klassischen Domäne" der Systemhäuser. "Im Digital Signage- und Large-Format-Display-Bereich geht es nicht nur um Displays, sondern auch um externe Zuspieler, Software und Inhalte. So können Händler mit entsprechender Expertise deutlich mehr Marge erwirtschaften", verspricht Erkan Secerci von Iiyama.
Durch Konsolidierung und steigenden Wettbewerbsdruck sei der Markt für Neueinsteiger nicht leicht, meint NEC-Manager Walter. "Zudem verlangt die zunehmende Vernetzung der Lösungen nicht nur AV-Know-how sondern umfassende IT-Kenntnisse", sagt Walter. Wenn beides zusammenwächst, lasse sich der größtmögliche Mehrwert für den Kunden generieren. Bei Samsung setzt man daher auf Schulungen. "Im Bereich LED beispielsweise können sich Partner, die fachlich nicht auf dem neuesten Stand sind, in Trainings mit geschultem Fachpersonal das nötige Wissen aneignen", berichtet Michael Vorberger. Die nächsten Termine sind bereits für Ende Juni 2019 angesetzt. LG-Sales- und Marketingdirektor Ingo Krause empfiehlt zudem den Besuch von Fachmessen wie der Integrated Systems Europe (ISE) in Amsterdam oder des Digital Signage Summit Europe (DSSE). "Das sind hervorragende Anlaufstellen, um sich einen Überblick zu verschaffen und für weiterführende Gespräche zu vernetzen", ergänzt er.