Zu diesem Thema haben wir mit dem auf Strategie, Marketing und Vertrieb spezialisierten Unternehmensberater Andreas Franken gesprochen.
Wenn große Unternehmen ihre Organisationen umbauen, werden beachtliche Budgets investiert. Ein kleineres oder mittelständisches Unternehmen (KMU) ist selten in der Lage, solche Budgets aufzubringen. Dennoch müssen KMUs ebenfalls regelmäßig "nachjustiert" werden. Wie und zu welchen Konditionen kommen die kleinen Unternehmen an Geld?
Andreas Franken: Wie wir alle wissen, liegt der Hauptrefinanzierungssatz der EZB mit 0,25 Prozent auf einem historisch niedrigen Niveau, sodass das Geld für die jeweiligen Vorhaben des Mittelstands tatsächlich günstig wie nie sein sollte. Andererseits werden die Banken aber auch zunehmend in die Pflicht genommen, sofern es um Sorgfalt bei der Kreditvergabe und Haftung geht. Denken Sie bitte nur an Basel III.
Als Reaktion auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007 wurden die Statuten der Bankenregulierung angepasst. Im Ergebnis geben die Banken ihre Unternehmensdarlehen zu Konditionen heraus, die weit über dem Hauptrefinanzierungssatz von 0,25 Prozent liegen. Schauen Sie sich nur die Dispositionskredite an - nicht selten werden hier zweistellige Zinssätze angesetzt. Deshalb haben kleinere Unternehmen von den günstigen EZB-Zinsen oft nichts.
Ist das denn korrekt?
Franken: Die Banken behaupten dies zumindest. Banken verfolgen, wie wir wissen, eine Gewinnerzielungsabsicht. Und die Vermutung liegt nahe, dass so manche Firmenkundenbetreuer ihre Kunden nicht immer mit den besten Konditionen beglücken. Im normalen Tagesgeschäft der Mittelständler wirft das teure Geld bereits viele Probleme auf, aber so wirklich kritisch wird es bei Investitions- bzw. Wachstumsvorhaben. In diesen Fällen sind die üblichen Bankkredite oft zu teuer.
Und was empfehlen Sie?
Franken: Das kommt auf den Einzelfall an. Angenommen, ein kleineres oder mittelständisches Unternehmen plant eine Wachstumsoffensive und in diesem Zusammenhang sollen der Markt untersucht und die eigene Strategie überprüft werden. Hierauf basierend soll dann die Konzeptionierung einer neuen Unternehmens- oder Segmentstrategie inkl. taktischer Maßnahmen und Implementierung durchgeführt werden. Je nach Umfang können hierfür Investitionskosten in fünf- bis sechsstelliger Höhe anfallen. Die Strategieentwicklung muss durchgeführt werden, um weiteres nachhaltiges Wachstum zu generieren, das Kapital für die Investition ist aber nicht vorhanden.
In solch einem Fall empfiehlt sich die Inanspruchnahme von Fördermitteln, die für solche Vorhaben bereits zu einem Effektivzinssatz ab 1 Prozent zur Verfügung stehen. Neben weiteren Auflagen ist die konkrete Projektbeschreibung in Form eines Unternehmensplans erforderlich. Schließlich muss der Fördermittelgeber die Solidität und Zukunftsfähigkeit des Vorhabens erkennen bzw. bewerten können.
Und wie lauten die weiteren Bedingungen?
Franken: Wahlweise können mehrjährige tilgungsfreie Vorlauf- und unterschiedlich lange Gesamtlaufzeiten vereinbart werden. Wichtig ist, dass das Konzept stimmt.
Das war ein Beispiel für eine neue Strategie oder ein neues Marketingkonzept, wenn ich Sie richtig verstanden habe. Welche Maßnahmen werden denn sonst noch gefördert?
Franken: Europaweit gibt es unzählige Förderprogramme für die unterschiedlichsten Vorhaben aus den Bereichen "Gründung", "Wachstum", "Innovation" und "Sanierung". Die anzuwendenden Methoden sind stets sehr ähnlich: Ein gutes und nachvollziehbar beschriebenes Konzept und die Auswahl des richtigen Förderprogramms.
Was genau meinen Sie mit einem "guten und nachvollziehbar beschriebenen Konzept"
Franken: Das richtet sich nach dem Verwendungszweck der Fördergelder. Die Investition in eine Anlage oder Immobilie, die Übernahme eines Unternehmens, die Sanierung der eigenen Firma, die Ausgründung eines neuen Unternehmens oder auch effizienzsteigernde Maßnahmen müssen in ihrer jeweiligen Planung und Durchführung konkret beschrieben werden. Hierdurch wird das Vorhaben beurteilbar.
Der kapitalsuchende Mittelständler muss sich mit seinem Thema intensiv befassen und passende Ideen entwickeln. Die Fördermittel helfen ihm schließlich nur dann, wenn er das Geld auch vermehrt bzw. zumindest zurückzahlen kann. Da muss er den Fördermittelgeber überzeugen.
Kann das denn jeder Mittelständler? Ich denke, dass nicht jeder neben dem Tagesgeschäft die Zeit und Fähigkeit besitzt, umfangreiche Projektplanungen durchzuführen.
Franken: Ihre Bedenken sich sicher angebracht. Die meisten Manager sind gut in ihren jeweiligen Berufen, aber das zielgerichtete Entwickeln von Ideen und Konzepten sowie deren Implementierung und die fördermittelgerechte Dokumentation durch Anfertigung eines Unternehmensplans bedürfen weiterer Fähigkeiten. Wer diese Fähigkeiten nicht hat, holt sich externe Unterstützung durch einen auf das jeweilige Thema spezialisierten Unternehmensberater. Schließlich wird auch diese Kostenposition gefördert.
Fakt ist, dass Fördermittel nie so günstig wie derzeit zu haben sind. Wer also Geld für die Entwicklung bzw. Umsetzung guter Ideen benötigt, dem kann geholfen werden.
Zur Person: Andreas Franken ist Unternehmensberater und hat über 250 Beratungsprojekte durchgeführt. In seinen Projekten hat er regelmäßig mit der Entwicklung innovativer Konzepte und deren Beschreibung zu tun, um bei größeren Unternehmen Konzernholdings und bei mittleren Unternehmen Fördermittelgeber vom jeweiligen Vorhaben zu überzeugen. Er veröffentlichte bisher viele Fachartikel zu Managementthemen. Zur eigenständigen Optimierung von Unternehmen bietet er auf www.franken-consulting.org seinen "Neun-Punkte-Plan" zum kostenlosen Download an.