"Der Mac ist stark wie noch nie, besonders Apple Silicon macht den Unterschied", lobt Apples Vice President of Worldwide Developer Relations and Enterprise & Education Markets, Susan Prescott, die Hardware aus Cupertino im Gespräch mit Macwelt in Berlin die Rechnerpalette von Macbook Air über Mac Mini und iMac hin zu Mac Pro.
Wobei wir uns den Kommentar verkneifen, dass gerade letzteres Gerät noch ein Stück stärker werden könnte, wenn es denn endlich auch einen Chip der M-Serie bekommt, M2 Ultra oder M2 Extreme oder gar einen der M3-Reihe - wir werden sehen.
Die Botschaft ist aber klar: Der Mac ist nicht nur für Endverbraucher und kleinere Kreativunternehmen interessant (Hallo, Mac Studio!), sondern auch für das Business, insbesondere für den Bereich, der mit SMB abgekürzt wird: Small and Medium Business.
Was für kleine und mittelgroße Unternehmen wichtig ist
Ein solches Unternehmen beschäftigt typischer Weise mehrere Dutzend bis wenige hundert Mitarbeitende, in diesen Größenordnungen kann man Macs, iPhones, iPads und Apple Watches längst nicht mehr "von Hand" administrieren.
Doch bringt Apple nicht nur Hardware und Software ein, sondern auch passende Tools und Services. Für Mobiles Device Management (MDM) benötigt man nicht unbedingt Lösungen von Drittherstellern wie Jamf, sondern kann sich auch auf den Apple Configurator verlassen.
Hier bringt Susan Prescott auch eine Neuigkeit mit, denn man ist sich bei Apple bewusst, dass die Apple Watch eine immer stärkere Rolle in Unternehmen spielt. Bisher gibt es noch kein Device Management für die Uhr, das könnte sich aber bald ändern, denn mit steigender Beliebtheit der Watch für Unternehmen, beobachtet Apple auch hierfür den Bedarf sehr genau.
Welche Rolle die Apple Watch im SMB spielen kann, illustriert Apple etwa am Beispiel Volvo. In dessen Vertragswerkstätten sind die Mitarbeiter mit Apple Watches ausgestattet, die etwa Mechanikern, welche den ganzen Tag beide Händen verwenden, während der Arbeit Benachrichtigungen über die nächsten Schritte oder eingetroffene Kunden auf das Handgelenk schicken. Zuvor mussten sich die Mitarbeitenden noch an zentralen Terminals Informationen holen.
Für Unternehmen bietet Apple aber noch weitere Services, wie etwa zertifizierte Schulungen für Administratoren, Support für Geräte und Software, Garantieverlängerungen wie Apple Care+ mit besonderen Bedingungen für Unternehmen.
Recht hilfreich sind auch Apples Financial Services. Endverbraucher bekommen mit denen nur am Rande Berührungspunkte, wenn sie ihren Kauf finanzieren, also über Raten strecken. Anders als die Apple Card und ihrer neuesten Funktion, den Guthabenzinsen für Cashback und andere Einzahlungen, sind diese Finanzservices für Endverbraucher auch in Deutschland verfügbar.
Business Essentials und andere Services
Kleine, mittlere und gar nicht so kleine Firmen haben aber andere Ansprüche an die Finanzierung. Apple handelt hier im eigenen Interesse und hat einen Hebel in der Hand, ein Vorurteil zu entkräften, dass Macs, iPads und iPhones zu teuer für den Unternehmenseinsatz seien. Die Anschaffungskosten seien zwar höher, bestätigt uns Susan Prescott, es zähle der Restwert - also die Gesamtkosten über die Einsatzzeit eines Gerätes. Studien zeigen, dass Macs weit weniger Support benötigen, große Firmen wie SAP, die ihren Mitarbeitenden die Wahl lassen, welchen Computer sie nutzen, können das in der Praxis bestätigen.
In den USA hat Apple vor etwa einem Jahr die Apple Business Essentials gestartet, in dessen Rahmen kleine und mittlere Unternehmen Gerätemanagement, Support, Schulungen, sicheren Cloudspeicher und Garantieverlängerung bekommen. Pro Gerät kostet der Service 7 respektive 20 Dollar (mit Apple Care+) pro Gerät, dafür bekommt man jeweils 200 GB iCloud-Speicher. Will man 2 TB pro Lizenz buchen, kostet das 13 respektive 25 Dollar im Monat. Sogar Einzelunternehmer können für 3 respektive 10 Dollar pro Monat den Service buchen - 50 GB sind hier inkludiert.
Das Angebot werde in den USA gut angenommen, die Absprungrate sei besonders niedrig, verrät uns Prescott, nennt aber keine genaueren Zahlen und auch keine Details dazu, ob und wann Apple das Programm international ausweiten wird. Deutschland mit seiner stark auf mittelständischen Unternehmen basierenden Wirtschaft könnte aber ein interessanter Markt sein.
Wie Mac und iPhone ins Unternehmen kommen
Immerhin: Was Apple im Paket der Business Essentials verkauft, gibt es schon jetzt für alle Firmen, die auf den Mac setzen. Ein interessantes Beispiel für den Einsatz von Apple-Geräten im Mittelstand gibt das Unternehmen Dance mit Hauptsitz in Berlin. Dance setzt auf E-Mobilität und Services und vermietet E-Bikes und E-Mopeds. Das aber nicht auf Stundenbasis, sondern dauerhaft. Konkret bekommt man in Berlin, München, Hamburg, Wien und Paris bei Dance ein E-Bike für 59 Euro Monatsmiete (im Jahresabo, Monatsabo für 79 Euro), der E-Roller kostet 89 respektive 119 Euro im Monat. Dafür bekommt man nicht nur das Fahrzeug ausgehändigt, sondern auch während der Vertragslaufzeit alle Reparaturen und Wartungen. Selbst einfache Schäden, bei denen man schlicht den platten Reifen aufpumpen und nicht mal flicken müsste, erledigen Mitarbeiter von Dance.
Diese nutzen für ihre Arbeit iPhones, auf denen sie etwa sehen, wo sie welches Bauteil finden oder wo die Havarie abzuholen wäre. In der Zentrale setzt Dance komplett auf Macs, nicht nur für die Verwaltung des Unternehmens und der Geräte, sondern auch für die Programmierung und Pflege der Dance-App, ohne die das Fahrrad oder Moped nicht nutzbar ist. Stolz erklärt etwa die App-Entwicklerin Nynke de Boer: "Ich habe Swift in nur ein paar Wochen gelernt und die App innerhalb weniger Monate entwickelt". Die App ist für iOS und Android zu haben.
Dance ist aber auch ein Beispiel für die Außergewöhnlichkeit von Apple-zentrierten SMBs. Gründer und CEO Eric Quidenus-Wahlforss sagt zwar, Apple biete einfach die beste Technologie, um ein innovatives und flexibles Unternehmen wie Dance aufzubauen, gibt aber auch einen Einblick, woher seine Leidenschaft für Apple und seine Produkte hat. Den ersten Kontakt damit hatte der Schwede in seiner Kindheit, als sein Vater einen Mac Plus mit nach Hause brachte.
Dennoch zeigt Dance eindrucksvoll, dass nicht Windows die Unternehmenswelt dominieren muss. Es ist wohl so etwas wie der anfangs der 2000er in der iPod-Ära betrachtete Halo-Effekt, der den Mac im SMB stärkt. "Besonders für Unternehmen, die bereits iPhones nutzen, ist die Einbindung von Macs in ihre IT leicht, denn viele der nötigen Schritte zum Managen der Geräte kennen sie schon," erklärt Susan Prescott. Von Windows Lösungen auf den Mac zu bringen, sei da weniger gefragt. So gesehen ist es für den Mac im Business kein besonders großes Hindernis, dass Windows auf Apple-Silicon-Macs noch ein besonderes Thema ist.
Auch im Business eine gute Figur
Der Mac macht auch im Business eine gute Figur, gerne im Zusammenspiel mit iPhone, iPad, Apple Watch und Apple TV. Der Hersteller bringt alle dafür nötige Hardware, Software und Services ein - und will seine Präsenz in nächster Zeit stärken. Sollte Apple Business Essentials nach Deutschland kommen, wäre das gerade für Firmen mit wenigen Mitarbeitenden eine gute Nachricht. Auf die Apple Card und die damit auch für kleine Unternehmen interessante Funktionen wie Tap to Pay werden wir in Deutschland vermutlich noch länger warten müssen. (Macwelt)