Besonders umweltfreundlich ist Drucken nicht. Dabei ist es nicht nur die Hardware, die Rohstoffe und Energie zur Herstellung und zum Betrieb benötigt. Der Hunger nach Tinte und Toner verursacht zusätzliche Belastungen durch Produktion, Versand und jede Menge Abfall.
Es geht also darum, wie man eine eher schlechte Umweltbilanz der Verbrauchsmaterialien verbessern kann. Ein grundsätzlicher Ansatz ist, zunächst einmal die Verpackungen umweltfreundlicher zu gestalten. "Kunststoffverpackungsmaterialien werden durch Zellstoffformen und Wellpappe mit einem hohen Anteil an recyceltem Inhalt ersetzt, um eine effektive Nutzung von Ressourcen zu gewährleisten", schildert Jörg-Stefan Schmitt, Leiter Unternehmenskommunikation bei Brother International, die Vorgehensweise.
Auch andere Hersteller setzen auf umweltfreundliche Umhüllungen. Sie müssen allerdings mindestens genauso gut schützen, wie die herkömmlichen Verpackungen. Oder sie sind gleich so gestaltet, dass sie beim Versand keine zusätzlichen Kartons benötigen: "Die Pappverpackungen aus Recyclingkartonage unserer Toner hat den 'Dropping Test' bestanden, so dass für den Versand keine weitere Umverpackung von Nöten ist", vermeldet Daniela Matysiak, CSR Managerin bei Kyocera.
Verwerten statt wegwerfen
Tinten- und Tonerbehälter sind eigentlich Wegwerfartikel, die nicht für mehrmaligen Gebrauch konzipiert sind. Derzeit beschränken sich die meisten Hersteller darauf, bei der Produktion recycelte Rohstoffe zu verwenden. Unter den Originalherstellern macht hier Brother allerdings eine Ausnahme: "Seit 2007 betreiben wir als nach wie vor einziger Hersteller der Branche im slowakischen Krupina ein Werk für die Wiederaufbereitung unserer Laserkartuschen", erzählt Brother-Sprecher Schmitt. Im Geschäftsjahr 2019/2020 hat man dort 1,6 Millionen Kartuschen wieder aufbereitet. Laut Brother spart eine wiederaufbereitete Kartusche über ein Drittel der CO2-Menge ein im Vergleich zu einem neu hergestellten Produkt.
Anbieter von kompatiblem Verbrauchsmaterial verfolgen einen ähnlichen Ansatz, indem sie leer gedruckte Behälter neu befüllen und aufarbeiten. Die Qualitätsunterschiede sind allerdings groß. So hat Katun als einer der ersten Aftermarket-Anbieter seine OEM-Refill-Kartuschen bereits 2008 eingeführt. "Das ist die perfekte Wahl für Fachhändler, die ihre Umweltbelastung reduzieren und die Nachhaltigkeit fördern möchten", betont Katun-Sales-Direktor Marcus Hammann.
Auch bei HP denkt man mittlerweile über Aufbereitung nach. Bisher hatte der Hersteller ausschließlich auf die Rückgewinnung der Rohstoffe leergedruckter Kartuschen und Kassetten gesetzt, da es Bedenken gab, die Qualitätsstandards auch bei Refurbished-Produkten zu gewährleisten. Nun wurde in Deutschland ein Pilotprojekt mit aufbereiteten Tintenpatronen gestartet. "Entscheidend ist, dass auch diese aufgearbeiteten Tintenpatronen sowohl die hohen Kundenanforderungen an die Druckqualität als auch die notwendigen Anforderungen der Zertifizierungsbehörden erfüllt", beschreibt Siegfried Dewald, Manager Nachhaltigkeit DACH bei HP die Herausforderung. So wird beispielsweise für das Umweltlabel "Blauer Engel" die Einheit aus Drucker und Verbrauchsmaterial zertifiziert. "In beiden Fällen darf kein Unterschied zwischen der neuen und der aufgearbeiteten Patrone erkennbar sein", stellt Dewald klar.
Zudem ist bei HP das 2019 auf der globalen Partnerkonferenz ursprünglich für den Einsatz in Schwellenländern angekündigte "Neverstop"-Laserdrucksystem nun doch auch hierzulande erhältlich. Bei Neverstop kann der Drucker mit Tonerpulver befüllt werden, ohne dass weitere Komponenten getauscht werden. Allerdings spielen die Neverstop-Geräte im HP-Produktmix noch keine herausragende Rolle.
Wird lediglich Tinte oder Toner nachgefüllt, reduziert sich der Rohstoffeinsatz erheblich. Insbesondere müssen keine elektronischen Komponenten und mechanischen in die Nachfüllbehälter eingebaut werden. Im Tintenbereich setzen beispielsweise auch Epson und Canon bei einem Teil der Produkte auf dieses Prinzip. "Zieht man als Vergleich unsere RIPS-Systeme heran, die über besonders voluminöse, austauschbare Tintenbeutel verfügen, erhält man mit gerade neun Tintenbeuteln die gleiche Druckleistung wie mit über 40 Tonerkartuschen eines leistungsmäßig vergleichbaren Laserdruckers", rechnet Leonie Sterk, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Epson, vor.
Kostenlose Rücknahmesysteme
Der Großteil der derzeit vertriebenen Geräte basiert aber weiterhin auf herkömmliche Tinten- und Tonersysteme. Immerhin setzten die meisten Hersteller bei der Produktion der Behälter auf recycelte Materialien. Um diesen Prozess zu erleichtern, setzen Hersteller bereits bei der Produktion auf den Einsatz möglichst wenig unterschiedlicher Materialien, um die sortenreiche Trennung zu erleichtern. "Im Durchschnitt erreichen wir mit diesem Prozess einen Recyclinggrad von bis zu 95 Prozent allen gesammelten Materials", berichtet die Epson-Nachhaltigkeitsexpertin. Bei Kyocera setzt man auf Tonerbehälter aus nur einem sortenreinen Kunststoff.
Neben den wieder befüllten Produkten bietet Tonerspezialist Katun auch kompatible neu hergestellte Kartuschen für Konica-Minolta-, Canon- und Kyocera-Geräte an, die laut Vertriebschef Hammann ebenfalls aus bis zu 95 Prozent recyceltem Kunststoff bestehen. Er will Kunden weiterhin die Wahl lassen, ob sie sich für eine neue Tonerkartusche aus recyceltem Kunststoff oder für wieder befüllte und wiederaufbereitete Tonerkartuschen entscheiden. "Unabhängig davon, welche Option gewählt wird, treffen die Kunden immer eine positive Entscheidung für die Umwelt", meint er.
Um die wiederverwertbaren Materialien zur Herstellung neuer Verbrauchsmaterialien zu gewinnen, müssen die alten Behälter eingesammelt und mit teils aufwändigen Verfahren der Rückgewinnung zugeführt werden. Nahezu alle Hersteller bieten dafür in der Regel kostenlose Rücknahmesysteme an. Das führt aber mitunter zu der paradoxen Situation, dass leere Kartuschen mehrmals quer durch Europa transportiert werden, erst zu zentralen Sammelpunkten und von dort aus zur Wiederverwertungsanlage. "Für eine fachgerechte Entsorgung müssen entsprechende Recyclingströme konzentriert werden", gibt HP-Umweltexperte Dewald zu bedenken. Eine dezentrale Aufbereitung in lokalen und kleinen Anlagen ist seine Ansicht nach "weder wirtschaftlich noch ökologisch" sinnvoll. HP betreibt dafür im fränkischen Thurnau zusammen mit dem Recyclingspezialisten PDR eine zentrale Recyclinganlage für Tintenpatronen.
Den Herstellern ist dieses Transportproblem bewusst und sie arbeiten daher an der Optimierung der Transportketten. "Durch die Nutzung von Sammelboxen in verschiedenen Größen können wir die Abholzyklen und Logistikwege zugeschnitten auf die Kunden optimieren und so die Umweltbelastung so gering wie möglich halten", erklärt Kyocera-Managerin Matysiak.
Mit weiteren Maßnahmen wie CO2-Kompensationen, technischen Verbesserungen der Drucker samt dazugehörigen Supplies und dem Einsatz von FSC-zertifiziertem Papier arbeiten die Druckerhersteller kontinuierlich daran, dass Drucken weniger umweltschädlich wird. Die umweltfreundlichste Papierseite bleibt aber die, die erst gar nicht gedruckt wird.
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