Mit dem KI-Assistenten ChatGPT Enterprise bietet OpenAI Unternehmen nun einen unbegrenzten Zugang zum Large Language Model GPT-4 an und sichert ihnen höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten zu. Die Kontextfenster sollen die Eingabe längerer Texte ermöglichen, außerdem gehören Verschlüsselung sowie Sicherheit und Datenschutz auf Enterprise-Niveau zum Paket. Last, but not least gibt es Funktionen für die Verwaltung von Gruppenkonten.
Zu den Vorteilen gehört laut Anbieter ein Kontextfenster mit einem Fassungsvermögen von 32.000 Token - was bedeutet, dass sich das "Gedächtnis" vergrößert: Anwender können viel mehr Text en bloc eingeben und verarbeiten lassen. Als Token werden die Fragmente eines Wortes bezeichnet. 32.000 Token entsprechen etwa 24.000 Wörtern. Bislang lag die Höchstgrenze für ChatGPT auf der Basis von GPT-4 für Kunden des Plus-Abonnements bei 8.000 Token.
Sie interessieren sich für ChatGPT und Generative AI? Dann lesen Sie auch:
ChatGPT Enterprise nutzt keine Kundendaten zu Trainingszwecken
Laut Anbieter soll es für Unternehmenskunden auch keine Nutzungsbeschränkungen mehr geben. Sie können unbegrenzt GPT-4-Abfragen vornehmen und in den Genuss einer höheren Verarbeitungsgeschwindigkeit als bisher kommen. OpenAI versichert zudem, keine Kunden-Prompts und Unternehmensdaten für das Training seiner KI-Modelle zu verwenden. Bekanntlich nutzt das Unternehmen in seiner kostenlosen und auch in der Abo-Variante die Nutzerdaten für das Training seines Systems - es sei denn, Anwender haben die Konversationshistorie deaktiviert.
ChatGPT-Daten werden von OpenAI auf eigenen Servern in der Cloud verarbeitet. Der Anbieter hat seine Enterprise-Variante so konzipiert, dass sie nun den hohen Sicherheitsanforderungen von Geschäftskunden erfüllt. Die Datenverschlüsselung erfolgt im Ruhezustand nach dem Standard AES 256, in Bewegung mit dem Verschlüsselungsprotokoll TLS 1.2+.
Zertifizierte Sicherheit für ChatGPT Enterprise
Die Enterprise-Version von ChatGPT wurde als SOC-2-konform (SOC 2 = System and Organization Controls 2) zertifiziert. Dabei handelt es sich um ein Framework des American Institute of Certified Public Accountants (AICPA) für die Zertifizierung von Cloud- und SaaS-Anbietern. Diese können damit nachweisen, dass ihre Services alle wichtigen Kriterien rund um Sicherheit, Verfügbarkeit, Integrität der Verarbeitung, Vertraulichkeit und Datenschutz erfüllen. Neu ist auch eine Admin-Konsole, die das Verwalten vieler Nutzer vereinfachen soll. Sie ermöglicht die Verifikation von Domänen, Single Sign-On und Einblicke in das Nutzungsverhalten.
Wie OpenAI mitteilte, wird ChatGPT bereits in über 80 Prozent der Fortune-500-Unternehmen eingesetzt. Anwender nutzen die Lösung demnach, um besser und schneller kommunizieren, Software schneller coden und komplexe Geschäftsfragen zeitnah beantworten zu können. In vielen Fällen kommt die Generative AI außerdem für kreative Arbeiten zum Einsatz.
Ars Technica stellt die Frage, was der Einsatz von ChatGPT den Unternehmen unterm Strich wirklich bringt. Handelt es sich um ein Tool, das irgendwann so unverzichtbar sein wird wie heute die Textverarbeitung oder die Tabellenkalkulation? Zitiert wird der für OpenAI tätige und damit nicht unabhängige KI-Wissenschaftler Andrej Karpathy, der auf Twitter/X schrieb: "Aus meiner Sicht ist die Produktivitätssteigerung so groß, dass Unternehmen darüber nachdenken sollten, ChatGPT als ein grundlegendes Arbeitsinstrument zu betrachten - wie eine Tabellenkalkulation."
Imo the productivity amplification here is so large that organizations should be thinking about it as a basic work tool, like a new kind of spreadsheets++, given out eagerly and by default. https://t.co/M4xcAh4M99
— Andrej Karpathy (@karpathy) August 28, 2023
Unbestritten ist allerdings, dass LLMs wie GPT-4 dazu neigen zu halluzinieren, also ihre eigenen "Fakten" schaffen und auch falsche Schlussfolgerungen ziehen. Das begrenzt ihren Nutzen für Unternehmen erheblich. Die Stärken liegen momentan wohl eher im Analysieren, Erklären, Zusammenfassen und Übersetzen vorgegebener Inhalte, die faktisch unzweifelhaft sind. In Unternehmen dürfte sich deshalb durchsetzen, das System mit geprüften Inhalten zu bedienen. Sich auf vollständig künstlich erzeugte Inhalte zu verlassen, scheint jedenfalls riskant.
OpenAI steht mit seinem Enterprise-Angebot nicht allein. Microsoft bietet ähnliche Chatbot-Funktionen mit Bing Chat Enterprise an, das ebenfalls auf GPT-4 und anderen von OpenAI lizenzierten Technologien basiert. Bing Chat Enterprise ist im Preis von Microsoft 365 for Business Standard und im Premium Plan enthalten. In Zukunft soll Bing Chat Enterprise auch als eigenständige Funktion für fünf Dollar im Monat erhältlich sein.
OpenAI hat noch nicht öffentlich bekannt gegeben, wie viel ChatGPT Enterprise kosten soll. Ein Sprecher sagte gegenüber Ars Technica: "Das hängt vom Anwendungsfall des jeweiligen Unternehmens ab. Interessenten sollten sich für weitere Informationen an OpenAI wenden." (hv)