Broadcom bleibt seiner Strategie nach der Übernahme von Software-Firmen treu und konzentriert sich auch bei VMware auf die Bereiche, die für wenige globale Großkunden relevant sind. Der Rest wird eingestellt oder abgestoßen. Jetzt trifft das die End-User-Computing-Sparte von VMware: Sie wird für rund vier Milliarden Dollar an die Investmentfirma Kohlberg Kravis Roberts (KKR) verkauft. Broadcom hatte für VMware insgesamt 69 Milliarden Dollar bezahlt.
Zur EUC-Sparte von VMware zählt Software, die es Unternehmen ermöglicht, Anwendungen, Desktops und Daten über unterschiedliche Geräte und Plattformen bereitzustellen und zu verwalten. In ihr hatte VMware unter dem Namen "Anywhere Workspace" die Produktfamilien Horizon und Workspace ONE versammelt.
Die Transaktion soll noch für 2024 abgeschlossen werden. Anschließend soll die EUC-Division als eigenständiges Unternehmen am Markt agieren. Sie wäre dann ein direkter Mitbewerber von Firmen wie Igel Technology, Unicon oder auch Parallels. Das aktuelle Management-Team der VMware-Sparte unter der Leitung von Shankar Iyer soll dann auch das neue Unternehmen führen.
Zukunft der Security-Sparte ungewiss
Noch keinen Käufer hat Broadcom für die gerüchteweise ebenfalls zum Verkauf stehende Security-Sparte von VMware gefunden. Die aktuelle Transaktion macht aber deutlich, das sich Broadcom auf die Cloud- und Infrastrukturprodukte von VMare konzentrieren will und gibt damit den Verkaufsgerüchten für die Security-Sparte weiter Nahrung.
Die Sparte besteht aus NSX Cloud, NSX Advanced Load Balancer Cloud, NSX Distributed Firewall Cloud sowie den Carbon Black Cloud sowie Carbon Black Endpoint Cloud. Bereits während der Verhandlungen zur Übernahme hatte VMware auf Basis der zuvor mit Carbon Black übernommenen Security-Produkte noch ein XDR-Angebot vorgestellt - dessen Vertrieb dann aber in den Wirren der Übernahme nicht mehr so richtig startete.
Stürmische Zeiten für VMware-Partner
Der Verkauf der EUC-Sparte ist ein weiterer Schlag für viele VMware-Partner. Die hatten bereits unter Ankündigungen zu höheren Anforderungen zu leiden. Mit ihnen wollte sich Broadcom der kleineren, umsatzschwächeren VMware-Partner entledigen. Neue, oft noch unklare Bezugs- und Abrechnungsmodelle kamen erschwerend hinzu - und nährten die Sorgen der größeren Partner.
Bereits vor Abschluss der Übernahme hatten die Analysten von Forrester prognostiziert, dass sich rund 20 Prozent der VMware-Kunden nach Alternativen umsehen werden. Dafür bringen sich die bislang im Schatten des Virtualisierungs-Primus stehenden Anbieter bereits in Position. Nutanix bezieht da recht deutlich Stellung, Red Hat etwas versteckter, lockt aber mit einem neuen Partnerprogramm.