Nach Gesundheitsproblemen einiger Mitarbeiter hat man beim Justizministerium in Niedersachsen zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Wie die Hannoversche Allgemeine berichtet, sollen insgesamt 4.033 Laserdrucker von Samsung ausgemustert werden.
Nachdem beim Amtsgericht Burgwedel Krankheitsfälle aufgetreten waren, wurde das dortige Gebäude einer gründlichen Inspektion durch das Bremer Umweltinstitut unterzogen. Dabei wurden an der Immobilie keine Mängel festgestellt, an den dort verwendeten Samsung-Druckern des Typs ML3471 hingegen schon: So soll der Grenzwert für Feinstaubemissionen überschritten worden sein.
Obwohl bei der Untersuchung kein Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen von Mitarbeitern und den Feinstaubemissionen der Drucker festgestellt werden konnte, hat man in Niedersachsen beschlossen, alle Drucker dieses Modelltyps zu verschrotten. Davon stehen allerdings im landesweiten Justizapparat über 4.000 Stück. Zwar konnte das Bremer Umweltinstitut den Zusammenhang nicht nachweisen, doch ausschließen wollte man ihn auch nicht. Laut Ministeriumssprecher Jörn Westermann werden die Drucker daher "zum Schutz und zur Beruhigung der Mitarbeiter" ausgetauscht. Westermann spricht von Kosten von "rund einer Million Euro" für die dadurch notwendige Anschaffung neuer Drucker.
Laserdrucker unter Verdacht
Immer wieder kommen Laserdrucker in den Verdacht, durch Partikelemissionen Gesundheitsschäden zu verursachen. Bislang konnte dies aber nicht endgültig wissenschaftlich nachgewiesen werden. Die Hersteller von Laserdruckern meiden dieses Thema wie der Teufel das Weihwasser. Nachdem in Studien des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene (IUK) am Universitätsklinikum Freiburg Kulturen menschlicher Lungenzellen Laserdrucker-Emissionen ausgesetzt und genetische Veränderungen festgestellt wurden, einigten sich die Hersteller unter Federführung des Branchverbands Bitkom auf ein Grundlagenpapier. Zudem wurde von den Druckerfirmen eine eigene Studie beim Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Instituts (WKI) in Auftrag gegeben. Laserdrucksysteme stoßen der Studie zufolge kaum Feinstaub oder Tonerpartikel aus. "Bei den Emissionen ultrafeiner Partikel (UFP) handelt es sich überwiegend nicht um Feststoffe, sondern um verdampfbare Produkte", so lautet das Fazit des zweijährigen Forschungsprojekts. Anorganische Verbindungen wie Schwermetalle seien in den Partikelemissionen der Geräte "lediglich in vernachlässigbarer Konzentration" gefunden worden. Die Zahlen ultrafeiner Partikel aus Laserdrucksystemen seien vergleichbar mit denen alltäglicher Tätigkeiten wie beispielsweise Kochen und Backen.
Samsung verweist auf altes Statement
Samsung will bisher zu diesem Vorgang nicht Stellung nehmen. Der Hersteller verweist lieber auf die "aktuelle Stellungnahme" des Bitkom. Demnach seien bei "bestimmungsgemäßen Gebrauch" keine Gesundheitsrisiken zu erwarten. Der Bitkom weise "jüngste Berichterstattung als irreführend für Verbraucher zurück". Allerdings ist im Arbeitsbereich Umwelt & Nachhaltigkeit beim Branchenverband keine aktuelle Stellungnahme bekannt. Auch die Pressestelle weiß nicht von einer Stellungnahme. Die Passagen stammen aus der 2010 veröffentlichten Bitkom-Erläuterungen zur Feinstaubproblematik.
Das niedersächsische Justizministerium muss sich jetzt nun nach neuen Druckern umschauen. Derzeit werden die Vergaberichtlinien des Umweltlabels "Blauer Engel" für Drucksysteme überarbeitet. Unter anderem sollen neue Emissionsgrenzen gelten. Zudem wird der Ausschreibungsprozess einige Zeit in Anspruch nehmen. So werden die Justizangestellten noch länger mit den beanstandeten Samsung-Druckern leben müssen, denn das papierlose Justizwesen ist noch lange nicht Realität. (awe)
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