Für Business-Nutzer, die viel im Ausland unterwegs sind, ist es Standard, „Otto Normalverbraucher“ muss sich Jahr für Jahr wieder neu daran gewöhnen: Sobald die Staatsgrenze überschritten wird, heißt es, die mobile Internet-Nutzung möglichst einzuschränken oder gar einzustellen. Nur so lässt sich ein „bill shock“ bei der nächsten Rechnung des Netzbetreibers vermeiden. Zwar müssen Mobilfunkanbieter ihren Kunden einen Warnhinweis senden, wenn er droht, die Kostenbremse von 59,50 Euro zu überschreiten. Da der Oberpreis für das Surfen und Mailen innerhalb der EU immer noch bei 83 Cent pro Megabyte liegt, reicht aber schon ein etwas üppigeres Update, um am Limit anzukommen. Ärgerlich, weil bei diesen Preisen ein einfaches Youtube-Video auf dem Tablet schnell teurer wird wie ein richtiger Kinobesuch.
Etwas günstigeres Surfen ermöglichen die besonderen Roaming-Pakete, die Carrier für das europäische (EU!) Ausland bereitstellen. Der tatsächliche Bedarf wird aber mit 50-Megabyte-Bündeln à fünf Euro, wie sie Mobilfunkbetreiber in einigen Tarifen anbieten, kaum abgedeckt, sondern reicht gerade einmal zum Checken der E-Mails, der Nutzung von Social-Media und den Aufruf von ein paar Websites. Nur wer bereit ist, deutlich mehr Geld für sein Tarifpaket auszugeben, muss später beim Surfen nicht knausern. Nun bietet nun etwa Vodafone mit Red Business L Europe erstmals eine Daten-, Sprach- und SMS-Flatrate für die Nutzung in 31 europäischen Ländern, die unter anderem 1GB Daten beinhaltet. Bei knapp 200 Euro Monatsgebühr, die natürlich auch in Deutschland anfallen, kann es jedoch leicht passieren, dass man an der falschen Stelle spart.
Hotspots als Alternative
Als deutlich billigere Alternative bieten sich zunächst WLAN-Hotspots an, wie man sie inzwischen – gegen Gebühr oder kostenlos – an vielen Bahn- und Flughäfen, in Restaurants oder Hotels vorfindet. Besonders in Ballungszentren gibt es häufig auch kommerzielle WLANs in der Nachbarschaft, die man über The Cloud, iPass oder Skype nutzen kann. Generell gibt es dabei je nach Empfangsstärke, Anzahl der Mitbenutzer und anderen limitierenden Faktoren gute und schlechte Ausführungen sowie mehr oder weniger Bandbreite. Genauso dürfte klar sein, dass man sensible Daten über diesen Kanal nicht unverschlüsselt sendet und so Man-in-the-Middle-Attacken riskiert. Gerade in klassischen Business-Unterkünften mit teurem Hotel-WLAN sollte man die Gefahr nicht unterschätzen.
Anderes Land, andere SIM-Karte?
Will man nicht nur im Restaurant oder Hotelzimmer surfen, bietet sich eine Prepaid-SIM-Karte des Gastlandes mit Daten-Paket an. Soviel zur Theorie. Es gibt Länder, wo SIM-Karten auch für Nicht-Einheimische so einfach erhältlich sind wie ein Liter Milch: Man geht in den Supermarkt oder Tankstelle, bezahlt und los geht’s! Musterbeispiele für solche Länder sind Großbritannien oder die USA, wo man die gewünschte Karte teilweise bereits bei der Ankunft am Flughafen am Automaten ziehen kann. In anderen Ländern kann der Erwerb aber leicht zum Geduldsspiel werden, etwa, wenn für den Erhalt einer SIM-Karte eine lokale Adresse und/oder eine Kopie des Ausweises verlangt werden. Spätestens, wenn man ellenlange Formulare ausfüllen muss, oder das Kleingedruckte nur in der Landessprache verfügbar ist, dürften die ersten Zweifel am Sinn der Aktion aufkommen.
Wer sich die bürokratischen Hürden ersparen oder einfach nur auf Nummer sicher gehen will, kann aber auch schon zuhause die gewünschte Karte kaufen. Hier helfen Dienstleister wie Prepaid Global oder Simly, die in ihren Online-Shops für eine Vielzahl von Ländern Prepaid-SIM-Karten für Daten und Telefonie anbieten und dem Käufer per Post zuschicken. Damit spart man sich Zeit und Mühen, die Unternehmen lassen sich den Service allerdings auch teuer bezahlen. Alternativ und mitunter günstiger wird man in Reiseforen, auf Ebay oder diversen Kleinanzeigenseiten fündig. Um später nicht doch offline zu sein, als kleiner Tipp: Plant man in etwas abgelegenere Gebiete zu reisen, bietet es sich an, wenn man vor dem Kauf noch die von der GSM Association betriebene Website http://maps.mobileworldlive.com/ aufsucht. Die Seite bietet Informationen darüber, welches Mobilfunknetz im Reisegebiet am besten ausgebaut ist – sofern der Carrier dafür ausreichend Daten bereitstellt.
Neben nationalen SIM-Karten gibt es auch solche für einen Kontinent oder mit nahezu weltweiter Gültigkeit. Diese eignen sich etwa für Reisende, die mehrere Länder besuchen wollen. Abgesehen von einem oft nicht genauer erkennbaren Heimatland findet auch hier Roaming statt – allerdings zu meist deutlich günstigeren Tarifen. So berechnet etwa Abroadband bei seinem Angebot pauschal für 60 Länder 59 Cent pro MB Datennutzung. Wird die SIM-Karte ein Jahr lang nicht genutzt, wird sie nicht einfach deaktiviert, sondern es fallen zehn Euro Jahresgebühr an.
Bei anderen Anbietern wie etwa Keepgo findet man auch regionale Datenpakete. Man gibt dazu auf der Website Reiseziel und -zeitraum an und erhält daraufhin das passende Angebot. Die SIM-Karte wird per Post zugeschickt (aus den USA!) und nach Ablauf des angegebenen Nutzungszeitraums (mindestens eine Woche) einfach deaktiviert. Zusätzlich kann man auch Smartphones und andere Geräte für den mobilen Internet-Zugang mieten. Die Auswahl reicht von Afghanistan bis Simbabwe, für weniger exotische Reiseziele ist das Angebot nicht zuletzt wegen der Zustellungsgebühren ab 13 Euro aber nur teilweise interessant. Immerhin: Für 100 MB Datennutzung in Großbritannien pro Tag werden 7,49 Euro aufgerufen, für eine LTE-Flatrate (!) in den USA werden 11,99 Euro pro Tag berechnet.
Vielreisende, die Wert darauf legen, unterwegs nicht nur im Web surfen, sondern auch günstig telefonieren zu können und erreichbar zu sein, sollten sich Truphone näher ansehen. Der britische VoIP-Provider hat mit Tru SIM eine eigene SIM-Karte an den Start gebracht und agiert dabei als Mobiler Virtueller Netzbetreiber (MVNO). Dabei sind Großbritannien, Australien und USA echte „Truphone-Countries“ mit einer lokalen Präsenz und bieten die besten Tarife, insbesondere in Verbindung mit Telefonie. Für deutsche Nutzer ist die Tru SIM entsprechend aktuell vor allem bei einem Besuch in diesen Ländern interessant, während etwa Briten, die öfter verreisen, diese auch als dauerhafte SIM in ihrem Smartphone nutzen können. Doch auch die vorübergehende Nutzung hat ihren Reiz: In Australien beispielsweise kostet 1 MB Daten elf Euro-Cent, Telefonate nach Deutschland werden mit 13 (Festnetz) beziehungsweise 26 (Mobilfunk) Cent pro Minute verrechnet. In den USA kommt man auf 22 Cent pro MB Daten. Gleichzeitig unterstützt die Tru SIM mehrere Telefonnummern (Multi-IMSI), unter denen man ständig erreichbar ist, Gesprächspartner sehen immer die passende lokale Nummer.
- Mit Datenpaketen beim Roaming sparen
Auch wenn die EU die Preise für das Datenroaming gedeckelt hat, wird das Surfen im Ausland mit Tablet und Smartphone schnell zum teuren Vergnügen. Mit Reise-Datenpaketen können Sie ihre Kosten senken. Wir zeigen, welche Pakete T-Mobile, Vodafone, O2 und E-Plus geschnürt haben und was Mobilfunk-Discounter wie Simyo, Aldi Talk oder Congstar bieten. Alle Preisangaben sind Stand Mai 2013. - T-Mobile offeriert in der EU zwei Roaming-Pakete..
- Ein ähnliches Angebot mit anderen Volumengrenzen hat Vodafone geschnürt.
- Zum Surfen mit dem Notebook ist die teurere WebSession erforderlich.
- Für Vielreisende hat Vodafone ein Paket mit 1GB Datenroaming geschnürt.
- O2 offeriert Geschäftskunden ebenfalls Tarife mit EU-Option.
- Deutlich weniger Auswahl an Datenpaketen hat der Auslandsreisende bei O2.
- Lediglich ein Paket mit 30 Tagen Laufzeit bietet E-Plus.
- Auch Discounter wie Simyo offerieren Reisepakete.
- Mit 49 Cent unterbietet Simyo die EU-Vorgaben.
- Wie Simyo unterbietet auch Aldi Talk die EU-Vorgaben
- Per App kann etwa bei Aldi Talk das EU-Paket aktiviert werden.
- Gut versteckt in den AGBs sind die Tagespässe bei Congstar.
- Nicht immer wird die Schweiz zum EU-Tarif abgerechnet.
Hardware-Lösungen helfen sparen
Neben der Suche nach der geeigneten SIM-Karte sollte man auch einige Gedanken an die genutzte Hardware verschwenden. Dies gilt insbesondere dann, wenn man am Handy weiterhin unter seiner Rufnummer erreichbar sein will und/oder mehrere Personen und Geräte mobil online gehen wollen. So unterstützen zwar die meisten Smartphones inzwischen Tethering, also den Aufbau eines eigenen Wifi-Hotspots, auf den bis zu fünf Devices zugreifen können. Dual-SIM-Handys, die gleich zwei SIM-Karten aufnehmen können, sind jedoch weniger weit verbreitet.
Abhilfe schafft in diesem Fall ein UMTS-Router (Mifi), der wie moderne Smartphones ein WLAN-Netz aufbauen kann. Mit Preisen ab rund 60 Euro sind die Devices inzwischen so erschwinglich geworden, dass sich Mietgeräte, wie sie Tep Wireless, Keepgo und andere Firmen anbieten, bereits nach bei einem kurzen Auslandsaufenthalt kaum mehr rentieren.
Eine Ausnahme ist die Lösung „Pocket Connect“, die der Schweizer Carrier Swisscom offeriert. In der Schweiz ist das (Daten-)Roaming besonders teuer, da die heimischen Netzbetreiber hier nicht an die Auflagen der EU gebunden sind und noch kräftig zulangen können. Der Schweizer Carrier steuert hier quer, indem er Urlaubern mit Pocket Connect einen UMTS-Router günstig zur Miete anbietet. Der Preis ist schwer zu toppen: Für 36 Schweizer Franken können sie mit bis zu fünf Geräte fünf Tage lang via WLAN mit HSPA+-Geschwindigkeit (bis zu 21 Mbit/s) mobil im Web surfen und dabei bis zu 5 GB Datenvolumen nutzen. Jeder zusätzliche Tag kostet vier Franken.
Wer häufig auf Reisen ist und dazu noch verschiedene Länder besucht, könnte sich für Uros Good Speed erwärmen. Dabei handelt es sich um einen mobilen Hotspot in der Größe eines Smartphones, in den bis zu zehn SIM-Karten passen. Je nach Reiseland greift der kleine UMTS-Router auf die lokale SIM zu, unterstützt werden Datenraten von bis zu 21,1 Mbit/s im Download und bis zu 5,76 Mbit/s im Upload. Über ein WLAN-Netz (802.11b/g/n) können dann bis zu fünf Nutzer auf das Internet zugreifen. Das Besondere dabei: Je nach Reiseland stellt Uros als Service auch die benötigten SIM-Karten bereit. Aktuell werden die Länder Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Polen, Russland, Ungarn, Schweden, die Schweiz und die Slowakei unterstützt, Spanien ist angekündigt. Im Heimatland kann der Nutzer auch eine persönliche SIM-Karte einsetzen, die dann automatisch die bestehende kostenpflichtige SIM-Karte ersetzt.
- UMTS-Router Uros Goodspeed
Für Vielsurfer ist der mobile Hotspot im Ausland noch nicht ganz so wichtig wie der Reisepass. - Uros Goodspeed - Verpackungsinhalt
In der kleinen Box befinden sich der UMTS-Hotspot, Stecker und Ladekabel sowie eine kurze Anleitung. - Uros Goodspeed - schräg
Das Gerät wirkt sehr elegant - zumindest von weitem. - Uros Goodspeed - offen
Tatsächlich zählen beim Uros Goodspeed die inneren Werte - etwa die Slots für bis zu zehn SIM-Karten. - Goodspeed Konfiguration
Die Einrichtung erfolgt wie üblich per WLAN über den verbundenen Client. - Goodspeed Informationen
Daneben erfährt der Nutzer hier auch Details wie die installierten SIM-Karten - Uros Goodspeed Web-Portal
Der Goodspeed-Service ist aktuell in acht Ländern verfügbar - fehlende SIM-Karten dafür können über das Web-Portal nachbestellt werden. - Uros Goodspeed Kostenübersicht
Als Business-Gerät bietet das Uros Goodspeed auch eine detaillierte Übersicht über die entstandenen Kosten - mit Druckfunktion. - Uros Goodspeed Account
Hier kann man auch eine private SIM-Karte autorisieren - allerdings nur für das Heimatland.
Das Surf-Vergnügen ist nicht ganz billig, kann aber wegen des gebotenen Datenvolumens für Power User und kleinere Gruppen durchaus interessant sein: Pro Reisetag mit Goodspeed-Nutzung fällt eine Gebühr von 5,90 Euro (Frankreich: 16,90 Euro) an, dafür erhalten die Nutzer allerdings eine „Datenflat“ von 500 MB beziehungsweise 1GB (Deutschland und Finnland). Nach Erreichen des Datenlimits wird die Bandbreite bis zum nächsten Tag auf GPRS-Speed reduziert. Das Gerät selbst kostet 269 Euro.