Apples iPad spaltet den deutschen Telekommunikationsmarkt

16.04.2010
Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der von Apple angekündigte Start des iPads außerhalb der USA hat unter den deutschen Telekommunikationsanbietern zu einer Zweiteilung geführt. Während sich die Deutsche Telekom und die Telefonica-Tochter O2 Germany mit eigenen iPad-Tarifen für den Marktstart Ende Mai wappnen, verzichtet E-Plus auf entsprechende Angebote und Vodafone Deutschland widerspricht der britischen Konzernmutter, die bis Ende Mai für den hiesigen Markt ihre Preisstruktur für Apples neuen Tablett-Rechner vorstellen will.

"Wenn das iPad in die Läden kommt, sind wir dafür gewappnet", sagte ein Sprecher der Deutschen Telekom AG am Freitag zu Dow Jones Newswires. Die Deutsche Telekom werde entsprechende iPad-Tarife und auch die für das Gerät nötigen Micro-SIM-Karten anbieten. Einen Vertrieb wie beim iPhone, dem Smartphone von Apple, werde es beim iPad in den Filialen des Bonner Ex-Monopolisten hingegen nicht geben. "Nach aktuellem Stand wird Apple das iPad selbst vertreiben, weil es auch als Gerät zum Surfen auf dem Sofa gedacht ist und nicht als Handyersatz", sagte der Sprecher.

Die Bonner haben beim Wettbewerb um die iPad-Kunden den Vorteil, viele Apple-Fans bereits über deren iPhone-Verträge im Bestand zu haben. "Wir werden diesen Bestandskunden entsprechende Angebote für das iPad unterbreiten. Bis Februar hatten wir mehr als 1,5 Mio iPhones in Deutschland verkauft", sagte der Sprecher. Dennoch will der DAX-Konzern keine Angaben dazu machen, welches Potenzial er für seine iPad-Tarife sieht. "Wir müssen erst sehen, wie sich das Gerät im Markt behauptet. Aber wir sind überzeugt, dass es dafür einen Platz gibt", sagte der Sprecher. Ab Ende Mai wird auch O2 Mobilfunktarife für das iPad einführen. Neben dem deutschen Markt werde es die Tarife auch für Spanien und Großbritannien geben, wie ein O2-Deutschland-Sprecher Dow Jones Newswires sagte. Zu den Markterwartungen wollte er sich nicht äußern.

E-Plus hingegen will darauf verzichten, den iPad-Käufern gesonderte Angebote zu machen. "Derzeit sind keine speziellen iPad-Tarife geplant", sagte ein Sprecher. Allerdings könnten die Apple-Fans auf die Datentarife der beiden E-Plus-Marken Simyo und Blau ausweichen, die auch mit den nötigen Micro-SIM-Karten angeboten würden. In dieser Frage, ob zum deutschen Marktstart des Tablett-Rechners auch Vodafone entsprechende Tarife anbieten wird, sind sich die Vodafone Group und ihre deutsche Dependance noch nicht einig. Zwar hat die Vodafone Group am Mittwoch mitgeteilt, sie werde Ende Mai ihre iPad-Preispläne für Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien veröffentlichen, doch in der Düsseldorfer Zentrale sieht man dies völlig anders. "Ich kann nicht bestätigen, dass wir Ende Mai schon so weit sein werden, einen Preisplan zu kommunizieren", sagte ein Sprecher.

Ob Vodafone in Deutschland spezielle iPad-Tarife anbieten werde, sei noch längst nicht entschieden, hieß es in Düsseldorf. Wie es zu den unterschiedlichen Aussagen des Konzerns kommt, konnte eine Sprecherin der Vodafone Group am Freitag nicht erläutern. Vodafone werde in jedem Fall Micro-SIM-Karten anbieten, mit denen bestehende Tarife genutzt werden könnten, erklärte der deutsche Sprecher.

Für die Telekommunikationsunternehmen wird das viel diskutierte iPad mit dem Start der teureren Geräte interessant, die 3G-fähig sind und damit auch unterwegs über die Netze der Telefonfirmen im Internet surfen können. Apple wird allerdings zunächst Geräte ohne 3G auf den Markt bringen, mit denen die Nutzer lediglich über das Heimnetzwerk ins Internet gelangen.

Ursprünglich wollte Apple das iPad noch im April nach Europa bringen, nun wird es aber erst Ende Mai so weit sein, wie der kalifornische Konzern am Mittwoch mitgeteilt hatte. Die Nachfrage in den USA habe die eigenen Erwartungen übertroffen, begründete Apple die Verschiebung.

Die Preise für das iPad außerhalb der USA will Apple am 10. Mai nennen. In den USA kostet es zwischen 499 USD und 829 USD. Verkauft wird das Gerät in den Geschäften des Konzerns. Analysten von Credit Suisse gehen davon aus, dass Apple im ersten Jahr 4,8 Millionen und im zweiten Jahr 8,7 Millionen iPads verkaufen wird. Experten von Morgan Stanley rechnen sogar mit sechs Millionen verkauften Geräten im ersten Jahr.

-Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb

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