Internet-Pessimismus unbegründet
Das von dem amerikanischen Internet-Experten Nicholas Carr beschriebene Horrorszenario bleibt aus Sicht der Branchenkenner aber aus. Carr geht davon aus, dass sich die milliardenteuren IT-Abteilungen der Konzerne und Unternehmen auflösen werden. Das World Wide Web habe sich in eine weltweit wirksame Computerwolke verwandelt: Unsere PCs werden immer mehr zu bloßen Terminals, deren Nutzen nicht länger davon abhängig ist, was auf der Festplatte gespeichert wurde, sondern von den Möglichkeiten des Netzes.
Damit werden Informationsgiganten wie Google oder Amazon zu Versorgungsdienstleistern, ähnlich wie Stadtwerke, Wasserwerke oder Telefongesellschaften. "Weil immer mehr Wirtschaftssektoren dazu übergehen, diese einzigartigen Computernetzwerke nutzen, werden wir voraussichtlich weitere Arbeitsplatzverluste erleben. Das Elektrizitätsnetz trug einst dazu bei, breite Mittelschichten zu erschaffen; es könnte sein, dass das Computernetz dazu beiträgt, diese Mittelschichten wieder zu zerstören", so Carr in seiner Abhandlung Zukunft in der Matrix.
Die Sichtweise Carrs wird in der Branche heftig kritisiert: "Carr verkennt die vielen Aufgaben von IT-Managern. Die Infrastruktur ist doch nur ein kleiner Bestandteil. Da die Software eine immer größere Rolle in der Produktwelt spielt, vom Maschinenbauer bis zum Autokonzern, bleibt der Bedarf an gut ausgebildeten Informatikern in den nächsten Jahren hoch", so Nadolski. Auch Peter Weilmuenster, Vorstandschef von Bitronic, ist davon überzeugt, dass die Netzwerk-Ökonomie zu einer Neuorganisation der Wertschöpfungsketten beitragen wird, mit sehr positiven Effekten für spezialisierte Dienstleister. "Die Nähe zum Kunden und die Investitionen in Service, Design, Nutzerfreundlichkeit, Wissen, in die Veredelung von Produkten sowie Applikationen werden immer wichtiger. Möglichkeiten", erklärt Weilmuenster. (pte/rw)