Internet der Dinge und Smart Home
Was das IoT für Vor- und Nachteile mitbringt
Datum:29.10.2014
Autor(en):Stefan von Gagern
Die Flut an Geräten im Internet der Dinge bietet riesiges Potenzial, kommt aber auch
mit einer ganzen Reihe an Problemen und Hürden, die es noch zu nehmen gilt. An vielen
Stellen fehlen noch Konzepte. Die Hersteller erkennen aber, dass die Lösung in Standards
liegen könnte.Mit dem Internet der Dinge1 werden unzählige neue intelligente und vernetzte Geräte kommen, die uns im Alltag begleiten. Dabei wird meist das enorme Potenzial betont, das zweifelsohne für Entwickler und die IT-Brache attraktiv ist2. Doch das Internet der Dinge bringt auch riesige Herausforderungen mit sich, deren Lösung noch auf sich warten lässt.
Ein Beispiel ist die Sicherheit. Mit der Anzahl der vernetzten Alltagsgeräte wächst die Datenmenge, die gesammelt und auf den Geräten selbst oder in der Cloud gespeichert wird. Die Daten sind nicht nur attraktiv für Hacker, das Potenzial für Sicherheitslücken wächst mit jedem Gerät exponentiell. Und der Schaden, der bei einem Hackerangriff angerichtet werden kann, ist noch viel größer. Nicht auszudenken, was mit gehackten Schließanlagen, Autos oder automatisch arbeitenden Industrieanlagen für Schaden angerichtet werden kann…
Proofpoint, ein US-Spezialist für sichere Enterprise-Daten, hat schon im Januar öffentlich gemacht, dass bereits Cyberangriffe auf das Internet of Things stattfinden3. Dabei wird E-Mail-Spam mit Schadsoftware verschickt. Derzeit zwar noch an relativ harmlose Heimgeräte wie Fernseher oder Kühlschränke, aber das Internet of Things ist schon im Visier der Hacker4.
Der US-Sicherheitsspezialist Proofpoint Research hat Beweise gefunden, dass Cyberattacken
auf Heimgeräte bereits Realität sind.
Foto: www.proofpoint.com
Geräte verwalten als Full-Time-Job
All die smarten Geräte zu verwalten, wird enorm Zeit brauchen. Sicherheitslücken müssen oft mit Patches oder Firmware-Updates geschlossen werden. Und schon jetzt vergessen viele Nutzer den überschaubaren Gerätepark aus PC und Smartphone aktuell zu halten. Noch schlimmer wird es mit noch mehr Geräten: Das Magazin "Wired" zeichnete kürzlich ein düsteres Bild der Sicherheit im IoT5. Das große Problem ist demnach, dass es nicht möglich ist, einfach wie bisher Lücken in der Software per Patch oder bei Hardware per Upgrade schnell zu schließen. "Sogar wenn es einen Patch gibt, dann wird er selten angewendet", schreibt Sicherheits-Experte Bruce Schneier von Co3-Systems6.
Unternehmen sind teils heute schon beim Bring your own device (Byod)-Trend, bei dem Mitarbeiter ihre privaten Smartphones und Tablets im Unternehmen nutzen, in Sachen Sicherheit überfordert7. Oft heißt die Gegenmaßnahme, die "Sicherheitslücke ByoD" einfach wieder abzuschaffen, um die Sicherheit nicht zu gefährden.
Neben der Sicherheit ist die riesige Datenmenge, die durch die vielen Geräte auf Unternehmen zukommt, eine große Herausforderung. Private Daten von Nutzern müssen gesichert werden. Server müssen mit wesentlich höherem Datenaufkommen zurecht kommen. Heute werden zwar oft nur Teile der Serverkapazitäten genutzt, aber viele Firmen werden gewaltig für den Schritt ins Internet of Things aufrüsten müssen.
IoT braucht Standards
Nicht nur bei der Verwaltung der smarten Geräte droht Chaos, auch bei der Kompatibilität der Geräte untereinander. Derzeit versucht noch jeder Hersteller seine eigene Plattform zu etablieren. Wer schon einmal diverse Wearables oder Fitness-Tracker ausprobiert hat, kennt das Problem. Steigt man auf eine App oder ein Fitnessarmband eines anderen Herstellers um, fängt man in der Regel mit den Daten auch wieder bei Null an. Daten können nicht vom alten Gerät aufs neue übertragen werden. Jeder hat seine eigene App, die eigene Art Daten zu tracken und in einem Portal zu speichern. Nur selten, zum Beispiel bei Herstellern die auf verbreitete Apps wie Runtastic.com8 setzen, gibt es Gemeinsamkeiten.
Immerhin gibt es Bestrebungen, das Chaos zu beenden und so Gadgets und Elektrogeräte kompatibler und damit attraktiver für den Kunden zu machen. Intel, Samsung und vier weitere Unternehmen haben sich zum "Open Interconnect Consortium"9 zusammengeschlossen. Dessen Ziel ist es, Standards für das Internet of Things zu entwickeln. Ein Framework soll das drahtlose Vernetzen und Steuern von Geräten unabhängig von Hersteller und Betriebssystem möglich machen. Drahtlose Verbindungen sollen dabei sicher und stabil laufen, der Standard an sich als Open-Source-Implementierung für jeden leicht verfügbar sein.
Intel, Samsung und vier weitere Unternehmen wollen mit dem "Open Interconnect Consortium"
und offenen Standards für untereinander kompatible Geräte im Internet of Things sorgen.
Foto: openinterconnect.org
Das Firmenkonsortium will außerdem zertifizieren, welche Geräte den Standards entsprechen. Den Anfang machen Geräte im Smart-Home-Bereich. Später sollen aber noch weitere Unternehmen angeworben werden. Insgesamt klingt der Ansatz vielversprechend, doch es gibt natürlich noch weitere Konsortien wie die Allseen Alliance10, der Microsoft, LG und Qualcomm angehören. Also gilt es auch hier abzuwarten, was sich am Ende durchsetzt.
Das Konsortium will die Zertifizierung für Geräte übernehmen. Per Open Source jeder
die Standards für eigene Projekte verwenden und soll so Produkte schaffen, die über
Android, iOS, Windows, Linux und mehr Systemen hinweg zusammenarbeiten.
Foto: openinterconnect.org
Fazit
Das Internet of Things bringt ein riesiges Potenzial, aber große Herausforderungen und viele Fragezeichen mit. Das größte Problem ist die Sicherheit. Herstellerübergreifende Standards könnten einen großen Schritt hin zu Kompatibilität und mehr Sicherheit bedeuten. (sh)
[Hinweis auf Bildergalerie: Smart Home] gal1
Links im Artikel:
1 https://www.computerwoche.de/a/30686562 https://www.computerwoche.de/a/3068661
3 http://www.proofpoint.com/products/targeted-attack-protection/internet-of-things.php
4 https://www.computerwoche.de/a/von-spaehern-und-spannern%2C3064241
5 http://www.wired.com/2014/01/theres-no-good-way-to-patch-the-internet-of-things-and-thats-a-huge-problem/
6 https://www.computerwoche.de/a/bruce-schneier-neuer-cto-bei-co3-systems%2C2552078
7 https://www.computerwoche.de/a/kapitulation-vor-byod%2C3063600
8 https://www.computerwoche.de/a/runtastic-stellt-aktivitaets-tracker-mit-android-und-iphone-app-vor%2C3065483
9 http://openinterconnect.org/
10 https://allseenalliance.org/
Bildergalerien im Artikel:
gal1 Smart HomedigitalStrom Smart Home
IP-gestützte und per Smartphone-App gesteuerte Systeme ebenen den Weg für neue Anwendungen und Player.
Foto: digitalStrom
Beacon-Testlauf
... Mobile Marketing,
Foto: Apple
Paypal Beacon
Aktuell liegt das Hersteller-Interesse an (i)Beacons noch stärker bei den Themen Mobile Payment ...
Foto: Paypal
Qualcomm Gimbal
... und Mobile Shopping.
Foto: Qualcomm
(i)Beacon von Estimote
Die Sendemodule für Bluetooth Low Energy werden von Hersteller wie Estimote angeboten.
Foto: Hersteller
digitalStrom und iBeacon
Von kontextbezogener Gebäudesteuerung mit iBeacon meint digitalSTROM, dass je nach Abstand vom Sendesignal unterschiedliche Aktionen definiert werden können, Licht ein und Licht aus zum Beispiel.
Foto: Hersteller
Intel Puma 6 Plattform
Intel hat auf der CeBIT 2014 die neue Puma-6-Plattform vorgestellt ...
Foto: Hersteller
Hitron Box auf Basis von Puma 6
... und demonstriert, wie mit entsprechenden Multi Service Gateways verschiedene Smart-Home-Anwendungen zur Heimsteuerung, Heimsicherheit, Energieeffizienz und Unterhaltung gleichzeitig betrieben werden können.
Foto: Hersteller
Mehr Komfort durch RWE SmartHome
Der Energieriese RWE gehört mit RWE SmartHome sicherlich zu den führenden Anbietern nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa.
Foto: Hersteller
Heimsteuerung via NFC-Tag
Auch mit NFC ist es möglich, bestimmte Befehle auszulösen oder Daten auszutauschen.
Foto: Hersteller
Samsung Smart Home
Samsung will mit einer eigenen Plattform Fernseher, Kühlschränke, Waschmaschinen, PC-Systeme, Tablets und Smartphones alle unter das Dach von Smart Home stellen.
Foto: Hersteller
Nest
Das Design der Nest-Thermometer verrät die Handschrift des ehemaligen Apple-Designers und Mitgründers Tony Fadell.
Foto: Hersteller
Nest
Kurz nach der Übernahme von Nest Labs durch Google im Januar 2014 mussten die Protect genannten Rauchmelder wegen fehlerhafter Software vorübergehend vom Markt genommen werden.
Foto: Hersteller
Nest
Die Thermostate sind vorerst auch nur auf Nordamerika und Großbritannien beschränkt.
Foto: Hersteller
digitalStrom: Das Haus und die Cloud
digitalStrom verbindet das vernetzte Zuhause mit der Cloud ...
Foto: Hersteller
digitalStrom: Das vernetzte Haus
... setzt aber innerhalb des Hauses auf Verkabelung.
Foto: Hersteller
digitalStrom Klemmen
Was hier aussieht wie Lüsterklemmen, sind in Wirklichkeit Mikrocomputer von digitalSTROM für die relativ günstige Einrichtung und Nachrichtung von Smart Home.
Foto: Hersteller
Tobit Puppenstuben-GPS
Tobit spricht bei Apples iBeacon von "Puppenstuben-GPS" und hat so auf der CeBIT 2014 den Einzug in die eigene chayns-App angekündigt.
Foto: Hersteller
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