Umfrage im Channel
Hat der Begriff "Systemhaus" ausgedient?
Datum:17.03.2015
Autor(en):Wolfgang Emmer
Die IT-Branche wandelt sich rapide – weg vom Integrationsgeschäft hin zur Dienstleistung.
Doch was bedeutet das für das Selbstverständnis der Systemhäuser?Die Systemhausbranche durchlebt einen raschen Wandel. Darüber sind sich die Experten weitgehend einig. Denn das System- und Integrationsgeschäft verliert immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig rücken Consulting, Dienstleistungen und Lösungen zunehmend in der Vordergrund. Viele Kunden erwarten heute das volle Servicepaket.
So positiv dieser Wandel ist, er wirft vor allem eine Frage auf: Hat das Konzept Systemhaus heute ausgedient? Denn, um zentrale Fragen wie "Was assoziiert der Kunde mit dem Begriff 'Systemhaus'?" und "Gibt es Dienstleister, die besser auf diesen Branchenwandel reagieren?" wird es lauter.
Wie denken Sie darüber? Stimmen Sie ab!
Während einige Vertreter der Branche betonen, dass der Begriff "Systemhaus" nach wie vor der adäquate ist, definiert zunehmend prominenter Teil dieses Konzept neu. Andere wiederum scheinen noch unentschlossen zu sein. So verzichtete beispielsweise Allgeier IT Solutions auf eine Aussage. ChannelPartner hat zu diesem kontrovers diskutierten Thema Vertreter aus dem Channel befragt und präsentiert Ihnen exklusive Stimmen.
Sie finden sie Antworten in Kurzform in der Bildergalerie und in der ausführlichen Form auf der folgenden Seite.
[Hinweis auf Bildergalerie: Umfrage: Hat der Begriff "Systemhaus" ausgedient?] gal1
"Das Gesamtpaket zählt"
Henning Meyer, Geschäftsführer von Acmeo
"Der Begriff Systemhaus steht für Lösungsbereitstellung sowie hochwertige Dienstleistungen
und ist ein Inbegriff des IT-Channels. Viele Systemhäuser beziehen aus dem Begriff
ihre Identität, wenngleich er noch recht stark mit dem Thema Handelsware verknüpft
ist. Spricht man mit Kunden, nennen Sie ihre IT-Spezialisten häufig IT-Dienstleister
oder IT-Berater. Gerade im Zeitalter der Cloud ist eine Wahrnehmung als vertrauter
Berater oder neutraler Dienstleister wettbewerbsdifferenzierend und damit der Schlüssel
für langfristig erfolgreiche Kundenbeziehungen."
Horst Nadjafi, Ex-ACP-Vorstandsvorsitzender und Gründer sowie jetziger nasdo-Vorstand:
"Der Begriff 'IT-Systemhaus' suggeriert für viele Endkunden 'Hardware'. Für Hardware-orientierte
Systemhäuser mag der Begriff noch immer seine Berechtigung haben. Für Unternehmen,
die ihre – wie ich finde – heutzutage unabdingbare Serviceorientierung mehr in den
Vordergrund stellen wollen, ist es sicher nicht mehr die richtige Begrifflichkeit.
Für uns ist besonders die Frage, wie der Kunde effektiver und intelligenter arbeiten
kann, zentral. Dafür braucht er in der Regel heute nicht viel Hardware bei sich. Zunehmend
wichtiger ist das Gesamtpaket: die Beratung, die Dienstleistungen, die genaue Analyse
der abzubildenden Prozesse und Betreuungen mit zielführenden Lösungen und Schulungen.
Beim Begriff 'Dienstleister' schwingen für mich diese Aspekte mehr mit."
[Hinweis auf Bildergalerie: Die besten Systemhäuser 2014] gal2
"Hat der Begriff 'Systemhaus' jemals gepasst?"
Benjamin Mund Geschäftsführer Entwicklung von ITscope
"Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Begriff 'Systemhaus' jemals gepasst hat. Denn
es ging doch von Anfang an nicht nur um Hardware, sondern auch darum, die passende
Software, quasi als Gesamtpaket für den gewerblichen Anwender, zur Verfügung zu stellen.
Lösungen für die Probleme und Anforderungen der (gewerblichen) Anwender sind doch
letztlich das Ziel aller Bemühungen. Systemhäuser, die den Wandel in der Branche für
den Anwender erfolgreich mitgestalten und sich das Vertrauen ihrer Kunden erarbeitet
haben, werden meiner Überzeugung nach auch in Zukunft erfolgreich am Markt sein. Sie
werden auch den Namen 'Systemhaus' weiterhin zurecht tragen, da sie die Hardware auf
Wunsch des Kunden mitliefern."
Reiner Louis, Sprecher der Geschäftsführung von Computacenter:
"Computacenter bezeichnet sich schon seit langem nicht mehr als Systemhaus: Wir sehen
uns als IT-Dienstleister und spiegeln damit die Entwicklung bei unseren Kunden wieder.
Diese fokussieren immer weniger auf einzelne Produkte und zunehmend auf Gesamtlösungen.
Aus meiner Sicht wird es den Begriff Systemhaus sicherlich auch weiterhin geben, aber
für mich wirkt er etwas verstaubt und nicht mehr ganz zeitgemäß."
Daniel Dinter, Geschäftsführer von Netzorange:
"Aus meiner Sicht ist der Begriff 'Systemhaus' in unserer Zielgruppe nicht mehr geläufig.
Aufgrund unseres Online-Marketings und entsprechender Analysen sehen wir, dass Suchbegriffe
wie IT, IT-Dienstleister und IT-Consulting sehr viel häufiger recherchiert werden
als der Begriff Systemhaus. Auch aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass das Systemhaus
als solches in Zukunft eine Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich vornehmen
muss."
"Der Begriff 'Systemhaus' hat noch lange nicht ausgedient"
Nils Kathagen, Geschäftsführer des IT-Systemhaus Ruhrgebiet:
"Als Systemhaus mit zentralen Standort im Ruhrgebiet sehen wir uns nach wie vor als
Lösungsgeber für die sich im stetigen Wandel befindlichen und immer neuen IT-Herausforderungen
unserer Kunden. Mit dem Begriff 'Systemhaus' verstehen wir uns schon seit nun mehr
als zehn Jahren als IT-Dienstleister, der die 'Brückenfunktion' zwischen Kunde bzw.
Anwenderseite und den Herstellern von IT-Produkten und Lösungen einnimmt. Für uns
ist der Begriff 'Systemhaus' nach wie vor das Schlagwort und hat aus unserer Sicht
noch lange nicht ausgedient."
Jan Schmidt, Channel Development Manager von Busymouse:
"Der Begriff 'Systemhaus' hat aus meiner Sicht noch lange nicht ausgedient. Die Anforderungen
an ein Systemhaus werden sich zwar in den Bereichen der Lösungs- und Prozessberatung
verstärken, aber auch wir als Cloud-Provider sind auf die System-und Integrationsdienstleistungen
unserer Systemhauspartner (Reseller) angewiesen. Für das Systemhaus besteht sogar
eine große Chance den Bereich der Cloud-Integration auf- oder auszubauen. Die klassische
Wertschöpfung kann um einiges effizienter gestaltet werden."
[Hinweis auf Bildergalerie: Die 25 größten Systemhäuser 2014 in Deutschland] gal3
"Der Markt gerät mächtig in Bewegung"
Wolfgang Räth, Geschäftsleitung Vertrieb von All for One Steeb:
"Innovationen wie Cloud oder HANA sind mächtig im Kommen. Diese mittelstandsgerecht
umzusetzen, erfordert weit mehr, als ein klassisches Systemhaus zu leisten vermag.
Ein überaus fragmentierter Markt gerät daher mächtig in Bewegung. Fokussierung, Allianzen
und die Formierung großer, leistungsstarker Einheiten kommen daher zunehmend auf die
Tagesordnung."
Helge Scherff, Geschäftsführer Deutschland von Wick Hill:
"Der deutsche Systemhausmarkt ist in Bewegung – das ist richtig. In dem Maße, wie
IT-Herausforderungen in Unternehmen komplexer werden, müssen sich Systemhäuser immer
mehr vom Handels- hin zum Lösungsgeschäft entwickeln. Mit Themen wie Cloud Computing
oder Managed Services gibt es aber genügend Felder, die den Markt positiv antreiben.
Das sieht man auch an den Geschäftsentwicklungen. Unter dem Strich ist es, wie in
jeder Vertriebssparte, am wichtigsten, das Ohr dicht an den Bedürfnissen der Kunden
zu haben und ihnen echten Mehrwert zu bieten."
Ralf Schadowski, Geschäftsführender von ADDAG:
"Als treuer und loyaler Channel-Partner der deutschen IT-Szene mussten auch wir vor
ein paar Jahren erkennen, das die Ergebnisse nicht mehr über den Handel erwirtschaftet
werden können. Durch einen geplanten und zu den Mitarbeiter passenden Umbau des Geschäftsmodells
erwirtschaftet ADDAG als TOP-100-Systemhaus in Deutschland heute 75 Prozent der Erträge
durch Dienstleistung. Das ist leichter gesagt als getan, denn das Team muss im Kopf
bereit sein, mitgehen und von den geliebten Gepflogenheiten loslassen können. Unternehmen,
die das nicht schaffen, werden austauschbar, werden ausgetauscht und verschwinden
vom Markt. Das passende Dienstleistungsportfolio zu finden, ist eine existenzielle
Aufgabe für jeden IT-Unternehmer." (tö)
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