Expertenstreit um IT-Security
5 Sicherheitsgefahren in der Cloud
Datum:28.02.2013
Autor(en):Hartmut Wiehr
Die Anbieter spielen es herunter, doch die Indizien verhärten sich: Sensible Daten
gehören nicht in Public Cloud-Services. Denn die Gefahren lauern überall.
Die Anbieter spielen es herunter, doch die Indizien verhärten sich: Sensible Daten
gehören nicht in Public Cloud-Services. Denn die Gefahren lauern überall.
von Hartmut Wiehr
Unabhängige Analysten sagen es schon länger. Und risikoscheue Anwender in der alten
und in der neuen Welt verhalten sich vorsichtig, wenn es um die Verlagerung persönlicher
oder geschäftskritischer Daten in externe Cloud-Services geht. Oder sie nehmen erst
gar nicht daran teil. Jüngste Äußerungen kritischer Beobachter und an die Öffentlichkeit
gelangte Erfahrungen weisen erneut auf die real existenten Risiken1 hin.
1. Die Kontrolle über die Daten gehört nicht in fremde Hände
So äußerte Apple-Mitgründer und Technik-Ikone Steve Wozniak im August seine Besorgnis darüber, dass Cloud Computing "schreckliche“ Probleme verursachen könne, wenn Nutzer die Kontrolle über ihre Daten in die Hände der Service-Provider legen würden.
Schnell waren Vertreter der IT-Industrie zur Stelle, die Wozniak vehement widersprachen. Rob May, CEO von Backupify, einem Provider für Secondary Backup-Lösungen im Cloud-Umfeld, meinte: "Wir sind entschieden einer anderen Meinung als Wozniak.“ Der Apple-Kämpe übersehe schlicht, dass es eine einfache Lösung gäbe: Man müsse nur eine zweite Kopie der Daten bei einem anderen Provider deponieren oder sich gleich für eine breitere Streuung entscheiden.
2. Apple und Amazon sind nicht sicher
In dem angesehenen US-Magazin „Wired“ berichtete der Journalist Mat Honan darüber, wie es ihm bei Apple2 und Amazon ergangen ist. Hackern war es gelungen, in die Kundenbetreuungsprogramme beider Unternehmen einzudringen. Mit dem Resultat, dass sie schließlich auch seine Accounts bei Google und Twitter manipulierten und alle seine persönlichen und beruflichen Daten verloren waren. Seine Accounts wurden stattdessen dafür benutzt, Schadprogramme über den Äther in alle Welt zu versenden.
3. Verschlüsselung hilft mehr als ein bloßes Backup
Lediglich ein Backup einzurichten für die Daten, die man außer Haus gibt, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Sicher, man kann sich so vor Verlust geschäftskritischer, privater oder geringwertiger digitaler Informationen schützen. Ungeklärt bleibt aber, was unbefugte Hände mit solchen Daten anfangen – zumal man ja in der Welt der Vernetzung und des Überschreitens staatlicher Grenzen nur im Ausnahmefall merkt, dass jemand eine schlichte Kopie angefertigt hat.
[Hinweis auf Bildergalerie: ] gal1
Sicherer ist es also allemal, erst gar nicht das Lesen eigener digitaler Daten zuzulassen. Mit Encryption3 kann man dem prinzipiell vorbeugen. Vorausgesetzt, der verwendete Verschlüsselungsalgorithmus genügt modernen Standards. Steve Wozniak wäre also zu widersprechen, meint Kevin Bocek, Mareketing-Mann bei CipherCloud: "Das Verwenden von Verschlüsselung ist ideal, wenn es um den Schutz privater oder geschäftlicher Daten geht. Backup allein reicht nicht.“
4. Falsche Prioritäten vermeiden
Mark O’Neill, CTO des Cloud-Brokers Vordel, verweist auf eine weitere, eher simple Lösung: Die wirklich geschäftskritischen Daten erst einmal außen vor lassen und nicht in einen Cloud-Service verlagern. Er wird sekundiert von Chuck Hollis, Global Marketing Manager bei EMC: "Wir sehen unsere Firma als Pionier bei der Anwendung von Cloud Computing und Virtualisierung. Wir vermeiden es aber strikt, wirklich sensible Unternehmensdaten an externe Dienstleister zu vergeben.“
5. Sich nicht auf Hype- und Marketing-Gehabe einlassen
Die Analysten von Gartner betonen in ihrem jüngsten Hype-Cycle4-Report, dass sich die Anwender generell vorsichtig verhalten sollten. Der Hype um Cloud Computing sei auf dem besten Wege, kontraproduktiv zu werden, weil viele Hersteller inzwischen das Blaue vom Himmel herunter versprechen. Gartner spricht von "Cloud Washing“: Alles Mögliche werde unter dieses Etikett subsumiert, mit dem Resultat, dass sich viele IT-Verantwortliche nicht mehr ernst genommen fühlen. Was das Wissen um die Cloud-Varianten angeht, ist allgemeine Verwirrung inzwischen zur Norm geworden, meint Gartner.
Wer der Ansicht ist, Cloud Computing spare per se Geld, weil man nur limitierte und
zeitlich begrenzte Leistungen einkauft, liegt daneben. Erst einmal muss man ja, wie
schon bisher bei neuen IT-Angeboten, investieren. Wer sich für Cloud-Lösungen entscheidet,
sollte deshalb genau prüfen, welche Up- und Downskalierungen ein Provider anbietet.
Wer sich darüber nicht rechtzeitig informiert, wird – so Gartner – womöglich mehr
zahlen als in seinem bisherigen, klassischen Umfeld.
(Der Beitrag wurde von der CP-Schwesterpublikation
Computerwoche5
übernommen / rb)
Links im Artikel:
1 https://www.cio.de/knowledgecenter/security/2891188/index.html2 https://www.cio.de/apple/2892421/
3 https://www.cio.de/dynamicit/management_strategie/2308665/index5.html
4 https://www.cio.de/news/cionachrichten/805667/index.html
5 https://www.computerwoche.de/
Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung oder Weiterverbreitung in jedem Medium in Teilen oder als Ganzes bedarf der schriftlichen Zustimmung der IDG Tech Media GmbH. dpa-Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt und dürfen weder reproduziert noch wiederverwendet oder für gewerbliche Zwecke verwendet werden. Für den Fall, dass auf dieser Webseite unzutreffende Informationen veröffentlicht oder in Programmen oder Datenbanken Fehler enthalten sein sollten, kommt eine Haftung nur bei grober Fahrlässigkeit des Verlages oder seiner Mitarbeiter in Betracht. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Für Inhalte externer Seiten, auf die von dieser Webseite aus gelinkt wird, übernimmt die IDG Tech Media GmbH keine Verantwortung.