2019er Ranking der größten IT-Dienstleister
Die Top 25 Systemhäuser in Deutschland 2019
Datum:08.11.2019
Autor(en):Ronald Wiltscheck
Der Begriff "Systemhaus" mag veraltet sein, aber keine andere Bezeichnung beschreibt
das Tätigkeitsfeld der IT-Dienstleister wie Bechtle, Computacenter, Cancom & Co. treffender.Im Oktober 2018 gab es plötzlich viel Bewegung in der deutschen Systemhausszene: Bechtle erwarb von British Telecom die dort seit zehn Jahren beheimatete, aber wenig geliebte Systemhaustochter BT Stemmer1, und noch im gleichen Monat kamen die zwei großen LARs (Large Account Reseller) Software One2 und Comparex zusammen3. Und während Stemmer als Mitglied der Bechtle4-Gruppe weiterhin am Markt agiert, verschwand Comparex als Marke am 1. April 2019 ganz von der Bildfläche.
Die 25 größten Systemhäuser Deutschlands erzielten 2018 gemeinsam über 17 Milliarden
Euro Umsatz.
Foto: VectorShow - shutterstock.com
Auf das Tableau der größten deutschen Systemhäuser zeigten aber diese Übernahmen keine großen Auswirkungen- abgesehen von der Tatsache, dass das nun fünftplatzierte deutsche Systemhaus nicht mehr Comparex, sondern Software One heißt.
Den Spitzenplatz in diesem Ranking hält nach wie vor souverän die Bechtle AG, mit Inlandsumsätzen in Höhe von 2,9 Milliarden Euro, gefolgt von der Computacenter AG5, die 2018 erstmals die zwei Milliarden-Euro-Marke in Deutschland überschritten hatte (2,1 Milliarden Euro). Während Computacenter weitgehend organisch (7,6 Prozent mehr Umsatz) gewachsen ist, verfolgt Bechtle eine klare Übernahmestrategie.
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So hatten die Neckarsulmer 2018 noch einen weiteren Neuzugang zu vermelden, sie akquirierten den von Security-Herstellern vielfach prämierten IT-Dienstleister Bücker EDV7. Damit hat Bechtle sein IT-Security-Know-how und -Renommee mächtig verstärkt. Bei der drittplatzierten T-Systems kann davon leider keine Rede sein. Die Telekomtochter kämpft fast schon ums Überleben.
Anfang 2018 trat Adel Al-Saleh die Stelle des T-Systems-CEOs an, und seitdem räumt er dort mächtig auf. Im Juni 2018 verkündete der US-Amerikaner, weltweit bis zu 10.000 Stellen streichen zu wollen, in Deutschland wären davon bis zu 5.600 Mitarbeiter betroffen.
Al-Saleh möchte T-Systems8 nur noch auf die Bereiche Datensicherheit, Cloud und IoT ausrichten. Das Geschäft mit Telekommunikationsdienstleistungen soll dem Mutterkonzern überlassen werden. Gerüchte über eine Aufspaltung des Konzerns, aber auch über eine Fusion mit der Großkunden-IT-Sparte der britischen BT Group verstummen nicht.
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So dürfte wohl schon bald Cancom10 die T-Systems als Deutschlands drittgrößtes Systemhaus ablösen. Denn immerhin konnte das Münchner Systemhaus in Deutschland seine Umsätze um 14,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro erhöhen - und das beinahe komplett organisch! Auch der Wechsel an der Vorstandsspitze - Firmengründer Klaus Weinmann übergab 2018 das Zepter an Thomas Volk11 - ging weitgehend reibungslos vonstatten. Seit Februar 2019 führt Rudolf Hotte12r als Vorstandsvorsitzender die Cancom SE.
Das belegen auch die aktuellen Geschäftszahlen von Cancom: Im zweiten Quartal 2019 setzte das Systemhaus fast 422 Millionen Euro um, das sind 40 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2018. Und so soll es im Jahr 2019 weiter gehen, denn die Nachfrage deutscher Kunden nach Cloud-Dienstleistungen wächst unaufhörlich und Cancom ist hier sehr gut aufgestellt - mit der bereits komplett in den Konzern integrierten Cloud-Tochter Pironet.
Top 25 Systemhäuser 2019
Rang |
Unternehmen |
2018 |
2017 |
1 |
Bechtle AG |
2.855,0 |
2.513,4 |
2 |
Computacenter AG & Co. oHG |
2.115,0 |
1.965,0 |
3 |
T-Systems |
1.500,0 |
1.400,0 |
4 |
Cancom SE |
1.200,6 |
1.047,9 |
5 |
Software One **** 1) |
1.100,0 |
854,3 |
6 |
NTT Data Deutschland GmbH 2) |
755,0 |
702,2 |
7 |
SVA System Vertrieb Alexander GmbH |
713,0 |
550,0 |
8 |
Atos IT Solutions and Services GmbH 2) |
645,0 |
640,0 |
9 |
Axians Deutschland ** |
553,0 |
518,0 |
10 |
ACP Gruppe *** |
550,0 |
470,0 |
11 |
Dimension Data Germany AG & Co. KG *1) |
540,0 |
517,2 |
12 |
Allgeier SE 2) |
515,0 |
435,0 |
13 |
Infosys Ltd. 2) |
434,0 |
390,0 |
14 |
arvato Systems 2) |
338,0 |
312,9 |
15 |
adesso AG 2) |
309,0 |
260,0 |
16 |
Ratiodata AG |
296,0 |
265,0 |
17 |
All for One Group AG284,5 |
284,5 |
257,2 |
18 |
Controlware GmbH |
281,0 |
253,0 |
19 |
ESG Elektroniksystem-- und Logistik GmbH 2) |
273,0 |
246,9 |
20 |
Datagroup SE |
272,1 |
223,1 |
21 |
Materna GmbH 2) |
245,0 |
218,0 |
22 |
Logicalis GmbH |
208,0 |
186,0 |
23 |
MR Datentechnik Vertriebs- und Service GmbH |
178,0 |
159,0 |
24 |
Profi Engineering Systems AG |
163,1 |
160,4 |
25 |
Concat AG |
134,0 |
127,0 |
26 |
Insight Technology Solutions GmbH 1) |
130,0 |
122,7 |
27 |
Conet Group |
115,9 |
95,0 |
28 |
IT-Haus GmbH |
115,0 |
100,9 |
Geschäftsjahr weicht zum Teil vom Kalenderjahr ab
*) Teil der NTT Gruppe
**) umfasst Fritz & Macziol und Crocodial IT
***) Umsätze in der DACH-Region
****) inkl. Comparex AG
1) Schätzungen von ChannelPartner
2) Laut Lünendonk13-Listen 2019
keine Management-Beratung und Wirtschaftsprüfung, also ohne Accenture, Capgemini,
Deloitte, EY, KPMG, Roland Berger und PwC
Quelle: ChannelPartner, July 2019
Die Wünsche der Kunden und die Sorgen der Systemhäuser
Derzeit fragen viele deutsche Anwender verstärkt Cloud Services nach, insbesondere Kunden aus dem Mittelstand. Vielen von ihnen haben bereits die Vorteile der Managed Services14 für sich erkannt. Sie bezahlen eine feste monatliche Gebühr - abhängig von der Menge und Ausstattung ihrer IT-Arbeitsplätze - und erhalten dafür vom Managed Service Provider im Idealfall ein Rundum-sorglos-Paket.
[Hinweis auf Bildergalerie: Channel-Kompass 2018] gal1
Große Nachfrage herrscht derzeit außerdem nach geeigneten IT-Security-Lösungen und -Services, um die eigene IT-Infrastruktur vor den immer aggressiver ausgetragenen Attacken der Cyberkriminellen zu schützen. Und auch im gerade erst entstehenden IoT-Markt steckt für Systemhäuser noch viel Potenzial.
Lesetipp: Megatrends für Systemhäuser15
Natürlich darf hier die "Digitale Transformation" nicht unerwähnt bleiben. Systemhäuser können einen Beitrag dazu leisten, die Geschäftsprozesse ihrer Kunden durch Digitalisierung auf ein höheres Level zu hieven und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Und das können sie dann am überzeugendsten tun, wenn sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen, und ihre eigenen Geschäftsprozesse durch Digitalisierung schlanker, flexibler und agiler gemacht haben.
Ein weiterer Business-Treiber für Systemhäuser hierzulande ist der "Modern Workplace" oder allgemeiner gefasst das "neue Arbeiten" ("New Work"). Hier gilt es dem Umstand Rechnung zu tragen, dass immer mehr Mitarbeiter auch zu Hause arbeiten wollen und/oder viel unterwegs sind. Es sind nun moderne IT-Arbeitsplätze gefragt, die unabhängig davon, wo sie sich physisch befinden, den Mitarbeiter nicht nur zufrieden stellen, sondern ihn begeistern.
Denn eine moderne Ausstattung des Arbeitsplatzes und die richtige Work-Life-Balance, in der die flexible Nutzung des Home-Office eine wichtige Rolle spielt, sind für die Kunden der Systemhäuser essentiell, um sich Nachwuchs- und Fachkräften als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.
Das gilt natürlich in gleichem Maße auch für die Systemhäuser. Sie tun sich derzeit immens schwer, geeignete Experten für sich zu gewinnen. Jahr für Jahr tun sie uns kund, dass sie der Fachkräftemangel am meisten bekümmert, weit vor der Sorge über eine mögliche - politisch und/oder technologisch bedingte - konjunkturelle Eintrübung.
Lesetipp: Gute Geschäftsaussichten für Systemhäuser16
Die Marktforscher von Lünendonk haben in einer Umfrage unter Deutschlands mittelständischen Dienstleistern herausgefunden, dass sie zwar 2018 ihre Belegschaft um mehr als zehn Prozent aufstocken, aber jede zehnte offene Stelle gar nicht besetzen konnten. Und noch dramatischer: Im Schnitt mussten diese mittelständischen IT-Beratungshäuser jede fünfte an sie gestellte Projektanfrage von Kunden ablehnen.
Die großen Systemhäuser im Wettbewerb mit dem "Big Four"
Viele der von uns als "Systemhaus" bezeichneten IT-Dienstleister wollen gar nicht als solche wahrgenommen werden, sondern bezeichnen sich selbst lieber als "Anbieter von Business- und IT-Lösungen" (NTT Data), als "Digital Transformation Partner" (Cancom) oder schlicht und ergreifend als "Anbieter von Plattformen, Lösungen und Services" (SoftwareOne).
Viele dieser IT-Dienstleister agieren inzwischen auch als "Managed Service Provider" und bestreiten ihr Kerngeschäft mit wiederkehrenden Umsätzen. Immer öfter taucht auch der Begriff "Trusted Advisor" auf, also der unabhängige Berater, der seine Kunden sicher durch das Dickicht des IT-Dschungels führt. Hier geraten IT-Dienstleister dann gelegentlich in die Gefilde der vier großen17 Wirtschaftsprüfung- und Beratungsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC.
Doch ganz so weit fassen wir den Begriff "Managed Service Provider" allerdings nicht. Wir stimmen mit den Analysen von Lünendonk18 überein und bezeichnen diese IT-nahen Dienstleister als Systemhäuser. Management-Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie Accenture, Capgemini, Deloitte, EY, KPMG, Roland Berger und PwC zählen unserer Meinung nach nicht dazu.
Lesetipp: Systemhaussorgen - IT-Experten, wo seid Ihr?19
Denn der Markt in Deutschland lässt genug Raum für Systemhäuser mit Inlandsumsätzen zwischen einer halben und einer ganzen Milliarde Euro (Plätze sechs bis 13). Zwar unterscheiden sich die dort gelisteten Systemhäuser oft voneinander - unterschiedliche Zielmärkte und Geschäftsmodelle, divergierende Go-to-market-Strategien und verschiedene Tätigkeitsschwerpunkte - doch eines ist ihnen gemeinsam: Sie alle positionieren sich als herstellerübergreifende vertrauenswürdige ("trusted") Vermittler zwischen der IT-Industrie und den Anwenderunternehmen.
Und das gilt natürlich auch für die "kleineren" Systemhäuser im Ranking. Die Erfolgreichen unter ihnen haben ihre lukrativen Nischen gefunden und pflegen sie sorgfältig. Eine solche Nische können zum Beispiel Kunden innerhalb einer bestimmten Region oder bestimmten Branche bilden.
Alternativ konzentrieren sich die "kleinen", aber agilen Systemhäuser auf ein spezielles, derzeit stark nachgefragtes Lösungsfeld, beispielsweise Modern Workplace, Big Data oder Cloud-Orchestrierung. Verlangt einer ihrer Kunden nach Lösungen und Services, die sie nicht selbst anbieten, dann empfehlen sie ihm ein Systemhaus, das dieses zu leisten imstande ist. Oft geschieht dies auch innerhalb von klug organisierten Systemhaus-Netzwerken wie iTeam, comTeam, Compass Gruppe oder kiwiko.
Deshalb werden Systemhäuser auch noch in zehn Jahren unabkömmlich sein, allen Automatisierungs- und Self-Service-Tendenzen und den Bestrebungen der Public-Cloud-Anbieter, Kunden direkt zu beliefern, zum Trotz.
Links im Artikel:
1 https://www.channelpartner.de/a/bechtle-uebernimmt-bt-stemmer,33346142 https://www.channelpartner.de/a/softwareone-bleibt-microsoft-azure-expert-msp,3336203
3 https://www.channelpartner.de/a/software-one-schluckt-comparex,3334623
4 https://www.channelpartner.de/p/bechtle,3899
5 https://www.channelpartner.de/p/computacenter,3901
6 https://www.channelpartner.de/a/die-top-25-systemhaeuser-in-deutschland-2018,3334375
7 https://www.channelpartner.de/a/bechtle-kauft-buecker-edv,3335001
8 https://www.channelpartner.de/a/telekom-baut-t-systems-weiter-um,3604631
9 https://www.channelpartner.de/a/ratiodata-stellt-menschen-mit-handicap-ein,3336206
10 https://www.channelpartner.de/p/cancom,3900
11 https://www.channelpartner.de/a/thomas-volk-wird-president-and-general-manager-bei-cancom,3332746
12 https://www.channelpartner.de/a/cancom-chef-wirft-hin,3336998
13 https://www.luenendonk.de
14 https://www.channelpartner.de/a/wiederkehrende-umsaetze-fuer-systemhaeuser,3334486
15 https://www.channelpartner.de/a/megatrends-fuer-systemhaeuser,3336156
16 https://www.channelpartner.de/a/gute-geschaeftsaussichten-fuer-systemhaeuser,3336174
17 https://www.channelpartner.de/a/wie-die-big-four-zur-haertesten-konkurrenz-des-channels-wurden,3333865
18 https://www.luenendonk.de/
19 https://www.channelpartner.de/a/systemhaussorgen-it-experten-wo-seid-ihr,3336180
Bildergalerien im Artikel:
gal1 Channel-Kompass 2018Channel-Kompass 2018
Die Umsatz-Prognosen für 2018
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Die Mega-Trends für 2019-2020
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Das sind die Gründe für höhere Umsätze 2018
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Vor allem in den Marktsegmenten IT-Security, Managed Services und Cloud wollen Systemhäuser zulegen.
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Hier decken sich die Wünsche der Kunden und die Pläne der IT-Dienstleister: Anwender wollen in IT-Security investieren und die Systemhäuser wollen genau diese tun.
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Wachstumsstrategien der Systemhäuser
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Mit diesen Aktivitäten wollen sich Systemhäuser am Markt behaupten.
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Im Bereich E-Commerce / E-Procurement sind die wenigsten Systemhäuser wirklich aktiv. Eine rühmliche Ausnahme bildet hier Bechtle direct.
Foto: ChannelPartner
Channel-Kompass 2018
Bechtle wird nach wie vor als einer der wichtigsten Player in der mittelständisch geprägten Systemhaus-Landschaft angesehen, aber auch lokale IT-Dienstleister eine wichtige Rolle in diesem Ökosystem.
Foto: ChannelPartner
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Der Fachkräftemangel macht den Systemhäusern schon seit über sechs Jahre zu schaffen, nun spitzt sich die Lage am Arbeitsmarkt noch mehr zu.
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Drei von vier Systemhäusern wollen ihre Belegschaft vergrößern.
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Diese Cloud-Services bieten Systemhäsuer schon heute an oder wollen dies in nächster Zukunft tun.
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Fachabteilung haben bei der Beschaffung von IT-Lösungen ein gewichtiges Wort mitzureden.
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