Entwicklerversion angeschaut
Das bringt Android 11
Datum:27.04.2020
Autor(en):Andreas Hitzig
Google hat, wie üblich zu Jahresbeginn, eine erste Entwicklerversion seines neuen
mobilen Betriebssystems veröffentlicht. Wir haben uns einen Überblick über die bevorstehenden
Neuerungen von Android R alias Android 11 verschafft.Android 11 bzw. Android R wartet mit einigen interessanten Funktionen auf.
Foto: Google
Am 19. Februar 2020 war es wieder einmal soweit: Die erste Developer Preview für Android 11 wurde veröffentlicht. Sie steht aktuell allen Besitzern eines Pixel 2 (XL), Pixel 3 (XL), Pixel 3a (XL) und Pixel 4 (XL) zur Verfügung. Google hat zusammen mit der ersten Developer Preview auch einen groben Zeitplan veröffentlicht1: Es soll insgesamt drei Entwicklerversionen geben, die in den Monaten Februar, März und April 2020 veröffentlicht werden. Diese sollen vorrangig dazu dienen, neue Schnittstellen und veränderte Verhaltensweisen des Betriebssystems kennen zu lernen.
Verschiedene Update-Mechanismen, abhängig vom Entwicklungsstand
Google hat einen ersten Release-Plan mit insgesamt sechs Updates veröffentlicht, der
mit einem „Final Release“ im dritten Quartal endet.
Ab der Beta 1 wird Android 11 an die Pixel-Geräte über ein OTA (Over the Air)-Update verteilt. Zuvor ist ein Test des neuen Betriebssystems nur über eine manuelle Installation möglich, allerdings gibt es auch dort eine OTA-Version. Dieses Vorgehen bietet den Vorteil, dass Sie nicht Ihr Gerät komplett neu einrichten müssen, sondern mit Ihren vorhandenen Apps und Einstellungen weiterarbeiten können.
Google selbst hat die Version Beta 2, die im Juni 2020 erscheinen soll, mit dem Meilenstein „Platform Stability“ gekennzeichnet. In den vergangenen Jahren hatte das Betriebssystem zu diesem Zeitpunkt einen Zustand erreicht, der eine tägliche Nutzung mit gewissen Einschränkungen ermöglicht hatte. Zuvor empfehlen wir die Installation von Android 11 nur Anwendern, die technisch versiert sind und sich auch über die eine oder andere Instabilität oder Fehlfunktion nicht ärgern.
Die manuelle Installation
Nach der Installation der Entwickler-Preview meldet sich Ihr Smartphone mit der Android-R-Version
zurück.
Wir haben das Abenteuer trotz allem gewagt und ein Pixel 2 XL mit Android 11 versehen. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über die Installation und die aktuelle Verfügbarkeit der angekündigten neuen Funktionen.
Für die Installation benötigen Sie neben dem passenden Android-11-Image2 noch die aktuelle ADB-Implementierung (Android Debug Bridge). Sie erhalten diese entweder über das Android SDK oder in kompakter Form über das „ Minimal ADB and Fastboot Tool3“. Achten Sie beim Download auf die Versionsnummer des Tools, und laden Sie die aktuelle Variante herunter. Installieren Sie diese auf Ihrem Computer, und kopieren Sie am besten das heruntergeladene Android-11-Image in das gleiche Verzeichnis wie die adb.exe-Datei.
Aktivieren Sie auf Ihrem Smartphone in den Entwickleroptionen das „USB-Debugging“, und schalten Sie Ihr Pixel-Gerät aus. Halten Sie anschließend gleichzeitig den Anschalt- sowie den Leise-Knopf gedrückt, und wählen Sie bei dem folgenden Fenster den „Recovery Modus“ aus. Ihr Android-Betriebssystem startet neu und bleibt bei einem Bildschirm mit umgefallenem Android-Männchen stehen. Halten Sie an dieser Stelle den Anschalt-Knopf gedrückt, und betätigen Sie für rund eine Sekunde die Lauter-Taste. Damit verzweigen Sie in das Recovery-Menü und wählen die Funktion „Apply update from ADB“ aus.
Verbinden Sie Ihr Smartphone mit Ihrem Computer, und geben Sie den folgenden Befehl ein: „adb sideload <Name der Update-Datei>“, also beispielsweise „ adb sideload taimen-otarpp1.200123.016-939d7f9d.zip“. Das Image wird auf Ihr Smartphone kopiert und installiert. Dieser Vorgang hat auf dem Pixel 2 XL Testgerät gut zehn Minuten gedauert. Booten Sie Ihr Gerät anschließend neu. Dies wird deutlich länger als normal dauern; nach einigen Minuten steht Ihnen dann aber Ihr neues Betriebssystem zur Verfügung. Überraschenderweise sind auch alle Apps sowie die Konfigurationsdaten aus der vorherigen Installation erhalten geblieben. Ein erster Blick in die Informationen über das Telefon zeigt Ihnen, dass sich auch wirklich die aktuelle Android-R-Version auf Ihrem Smartphone befindet.
Diese neuen Funktionen stehen Ihnen bereits zur Verfügung
Das dunkle Design können Sie unter Android 11 entweder manuell oder zeitgesteuert
aktivieren.
Wir haben dank OTA-Image alle vorherigen Einstellungen und Apps auch nach dem Update wieder vorgefunden. Darüber hinaus sind bereits einige Neuerungen in der ersten Entwicklerversion umgesetzt.
Viele Apps bieten Ihnen inzwischen einen „Dark Mode“ an, bei dem Sie entweder manuell oder automatisiert anstelle eines hellen Hintergrunds mit dunkler Schrift einen dunklen Hintergrund mit heller Schrift erhalten. Dies ist nicht nur schonender für Ihre Augen, sondern auch für den Akku Ihres Smartphones oder Tablets. Sie finden den Menüeintrag „Dunkles Design“ in den Displayeinstellungen. Für die Steuerung haben Sie drei Varianten zur Verfügung: Entweder Sie aktivieren das dunkle Design manuell, zeitbasiert mit festem Start und Ende, oder das Design orientiert sich nach den Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeiten.
Bildschirmaktionen einfach aufzeichnen
Bevor Sie den Screen Recorder einsetzen können, müssen Sie ihn erst noch zu den Schnelleinstellungen
hinzufügen.
Ebenfalls neu hinzugekommen ist der Screen Recorder. Dabei handelt es sich um eine Möglichkeit, alle Interaktionen auf Ihrem Bildschirm aufzuzeichnen und anschließend als Video beliebig oft wiederzugeben. Gerade für Demos oder Erklärvideos ist diese Funktion hervorragend geeignet, und Sie sparen sich die Installation einer zusätzlichen App. Gesteuert wird die Funktion über die Schnelleinstellungen, allerdings muss das entsprechende Symbol erst noch hinzugefügt werden. Öffnen Sie das Menü, und tippen Sie auf den Stift in der linken unteren Ecke, um den Bearbeitungsmodus zu aktivieren. Scrollen Sie anschließend nach unten, bis Sie die Schaltfläche „Screen Record“ gefunden haben, und ziehen Sie diese nach oben.
Die gestartete Aufnahme können Sie entweder durch erneutes Antippen des Symbols oder
über die Benachrichtigungen beenden.
Nachdem die Schaltfläche vorhanden ist, tippen Sie diese zum Start der Aufnahme an und bestätigen den Warnhinweis. Anschließend werden alle Ihre Bildschirmaktionen so lange aufgenommen, bis Sie die Aufnahme entweder über den Eintrag in den Benachrichtigungen oder erneut über das Screen-Recorder-Symbol wieder stoppen.
Komfortfunktion für den Flugmodus
In Android 11 wird die Bluetooth- Verbindung nicht automatisch getrennt, wenn Sie
den Flugmodus aktivieren – dadurch können Sie zukünftig auch im Flugzeug unterbrechungsfrei
Musik hören.
Wenn Sie des Öfteren den Flugmodus nutzen müssen, weil Sie viel mit dem Flugzeug unterwegs sind, werden Sie Gefallen an der nächsten Funktion finden: Bis Android 10 wurden automatisch bei der Aktivierung des Flugmodus alle Verbindungen getrennt, auch die zu Ihrem Bluetooth-Kopfhörer. Damit musste man, um weiter Musik zu hören oder einen Film zu schauen, die Bluetooth-Funktion erneut manuell aktivieren. Dies ist ab Android 11 nicht mehr nötig. Besteht eine aktive Bluetooth-Verbindung, wird diese nicht automatisch getrennt, wenn Sie den Flugmodus einschalten, sondern bleibt erhalten. Dadurch können Sie auch im Flugzeug ohne Unterbrechung Ihre Lieblingsmusik hören oder einen Film anschauen.
Einfacheres Teilen von Informationen
Mit der Markieren-Funktion stellen Sie Ihre vier Favoriten fürs Teilen in sozialen
Medien in einer gesonderten Leiste für den schnelleren Zugriff zusammen.
Nutzen Sie verschiedene Plattformen für die Kommunikation, etwa Twitter, Whatsapp und Instagram, dann kennen Sie sicherlich auch das Problem: Sie haben eine Information und möchten diese auf einer oder mehreren der Plattformen teilen. Nach dem Anklicken des Teilen-Symbols müssen Sie erst einmal eine Weile suchen, bis Sie den passenden Dienst gefunden haben.
In Android 11 können Sie sich vier Favoriten zusammenstellen, die an oberster Stelle erscheinen. Dazu wählen Sie beim nächsten Teilen-Vorgang die gewünschten Apps aus und klicken etwas länger auf die entsprechenden Symbole. Im Fenster wählen Sie den Punkt „Markieren“ – die favorisierte App wird in einer zusätzlichen Leiste zu Beginn der Auswahl angezeigt.
Aufgeräumte Übersicht der Benachrichtigungen
Zukünftig erscheinen neue Unterhaltungen zu Beginn der Benachrichtigungsübersicht.
Damit verpassen Sie dann hoffentlich keine wichtige Information mehr.
Beim Screen Recorder kam die Benachrichtigungsübersicht ein erstes Mal zur Sprache. Hierbei gab es noch eine zweite Neuerung: Sie sehen in Android 11 alle Unterhaltungen an oberster Stelle. Damit gehen künftig wichtige Kommunikationen hoffentlich nicht mehr unter, und Sie können schneller auf Neuigkeiten reagieren.
Neuerungen im Umgang mit Berechtigungen
Sie können unter Android 11 die Genehmigung von Berechtigungen spezifischer erteilen.
Auch im Umgang mit Berechtigungen und Zugriffen gab es zahlreiche Neuerungen. Eine der ersten, die uns bei der App-Nutzung aufgefallen ist, war nach der Installation von Twitter ein Pop-up, über das die Berechtigung zum Zugriff auf den Gerätestandort abgefragt hat. Neu hinzugekommen ist an dieser Stelle die Möglichkeit, Berechtigungen einmalig zu vergeben. Damit können Sie einer App beispielsweise genau bei diesem Aufruf erlauben, die Standortbestimmung zu verwenden. Generell bleibt dies aber weiterhin untersagt.
Diese Funktionen werden für kommende Releases noch erwartet
Im Laufe der kommenden Previews und Betaversionen werden noch zahlreiche weitere Neuerungen hinzukommen. Google hat in seinem Blog eine ausführliche Übersicht dazu geliefert4. Die wichtigsten stellen wir Ihnen im folgenden Abschnitt vor.
Maulkorb für Apps: Eine der zentralen Neuerungen, die für Android 11 angekündigt sind, heißt „Scoped Storage“ oder begrenzter Speicherzugriff. Damit sollen Apps künftig nicht mehr auf den gesamten Arbeitsspeicher, sondern nur noch auf einen bestimmten Ordner oder Bereich zugreifen dürfen. Bei einer Kamera-App ist dies dann beispielsweise der Bilderordner. Damit soll verhindert werden, dass Apps unbemerkt Nutzerdaten analysieren, die für die Bereitstellung der Funktionalität keine Relevanz haben.
Flexiblere Antworten: In vorherigen Android-Versionen hat Google bereits die Möglichkeit einer schnellen Antwort aus der Benachrichtigungsübersicht integriert. Bisher konnten Sie an dieser Stelle jedoch lediglich auf eine Nachricht antworten, diese archivieren oder sich später noch einmal anzeigen lassen. Zukünftig soll es auch möglich sein, Bilder und andere Inhalte einzufügen.
5G-Unterstützung: Natürlich hält auch die neue Mobilfunktechnologie 5G Einzug in Android 11. Google hat die vorhandenen Schnittstellen angepasst, damit die Apps bei vorhandenem 5G-Netz und einem entsprechenden Vertrag auch von der vollen Bandbreite profitieren.
Foldables: Immer mehr Hersteller bieten aktuell faltbare Smartphones an. Damit die vergrößerten Displays besser angesteuert werden, soll es laut Google in Android 11 neue Programmierschnittstellen geben. Ebenfalls erweitert wurden die APIs für normale Smartphones mit einer sogenannten Notch oder Aussparung.
Testlauf: Interessant ist auch die Möglichkeit, nicht funktionierende System-Updates einfach wieder zu deinstallieren. Bis jetzt waren Sie immer auf den Gerätehersteller angewiesen, sollte ein Update zu Problemen geführt haben. Google plant, eine Art Testfunktion einzuführen: Arbeitet Ihr Smartphone nach dem Update noch wie gewohnt, können Sie es dauerhaft installieren. Macht es jedoch Probleme, wird es beim nächsten Neustart wieder deinstalliert.
Google hat also noch zahlreiche interessante Neuerungen für die kommenden Monate in Aussicht gestellt, bis das Final Release fertig ist.
Ein erstes Fazit
Zusammenfassend waren wir mit der Stabilität der ersten Entwickler-Preview recht zufrieden: Vom Surfen übers Streamen bis hin zu ausgewählten Spielen hat alles in unseren Tests meist problemlos funktioniert. Trotz allem empfehlen wir, erst mit Freigabe des OTA-Updates in den Test einzusteigen. Dies ermöglicht Ihnen bei Problemen oder Nichtgefallen einen einfachen Weg zurück auf das aktuelle Release und die Standard-Updates.
Wie üblich dürfen wir gespannt sein, welche Funktionen am Ende im Final Release landen werden. Denn die können sich, so die Erfahrung der letzten Jahre, von den Previews zur offiziellen Version immer noch ändern.
Alternatives erstes Kennenlernen
Für alle, die kein unterstütztes Pixel-Smartphone besitzen oder dieses nicht in einen instabilen Zustand versetzen möchten, gibt es trotz allem die Möglichkeit, Android 11 direkt kennenzulernen. Dazu steht Ihnen über die kostenlose Entwicklungsumgebung Android Studio5 ein Emulator zur Verfügung.
Innerhalb Android Studios haben Sie verschiedene virtuelle Pixel- Smartphones mit
installiertem Android 11 zur Auswahl. Mit diesen können Sie bereits vorhandene Funktionen
gefahrlos testen.
Nachdem Sie die Software heruntergeladen und installiert haben, rufen Sie das Menü „Configure / SDK Manager“ auf und wählen aus „SDK Platforms“ den Eintrag „Android R Preview“ aus. Die neuen Komponenten werden heruntergeladen und installiert. Legen Sie anschließend über „Configure / AVD Manager“ eine neue virtuelle Umgebung für Android R an. Beim ersten Aufruf werden die benötigten Dateien – rund 1,1 GB – heruntergeladen und installiert. Danach können Sie Ihr erstes virtuelles Android-R-Smartphone anlegen und die neue Umgebung in aller Ruhe testen. (PC-Welt6)
Links im Artikel:
1 https://developer.android.com/preview/overview2 https://developer.android.com/preview/download
3 https://androidmtk.com/download-minimal-adb-and-fastboot-tool
4 https://android-developers.googleblog.com/2020/02/Android-11-developer-preview.html
5 https://developer.android.com/studio
6 https://www.pcwelt.de/ratgeber/Android-11-Das-bringt-die-neue-Version-10791567.html
Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung oder Weiterverbreitung in jedem Medium in Teilen oder als Ganzes bedarf der schriftlichen Zustimmung der IDG Tech Media GmbH. dpa-Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt und dürfen weder reproduziert noch wiederverwendet oder für gewerbliche Zwecke verwendet werden. Für den Fall, dass auf dieser Webseite unzutreffende Informationen veröffentlicht oder in Programmen oder Datenbanken Fehler enthalten sein sollten, kommt eine Haftung nur bei grober Fahrlässigkeit des Verlages oder seiner Mitarbeiter in Betracht. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Für Inhalte externer Seiten, auf die von dieser Webseite aus gelinkt wird, übernimmt die IDG Tech Media GmbH keine Verantwortung.