Allianz:
Chefposten werden riskanter - mehr Klagen erwartet
Datum:05.12.2024
Arbeit in der Chefetage bedeutet in der Regel hohes Gehalt, großzügige Altersvorsorge
und andere Privilegien. Doch Spitzenpositionen sind mit wachsendem Klagerisiko verbunden.Unternehmenslenker werden anfälliger für Untersuchungen, Strafen und Klagen.
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Spitzenmanager und Vorstände weltweit müssen sich nach Einschätzung der Allianz auf weiter steigende Klagerisiken einstellen. Für das kommende Jahr sehen die Fachleute des Firmenversicherers Allianz Commercial vor allem im erwarteten internationalen Anstieg der Insolvenzen und schärferer behördlicher Aufsicht in vielen Ländern Rechtsrisiken für Führungskräfte, wie das Unternehmen in Unterföhring mitteilte.
Risiken Insolvenz und Aufsicht
"Der weltweite Anstieg von Unternehmensinsolvenzen gibt besonderen Anlass zur Sorge, da Unternehmen und Führungskräfte potenziellen Forderungen von Kreditgebern oder von Aktionären ausgesetzt sind", sagte Vanessa Maxwell, die Leiterin Firmenkundenverträge bei Allianz Commercial.
Nach Schätzung des ebenfalls zum Münchner Dax-Konzern gehörenden Kreditversicherers Allianz Trade könnte die weltweite Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2025 um elf Prozent steigen. Zu den besonders gefährdeten Branchen zählen demnach Immobilien, Bau, Gastgewerbe, Tourismus und Konsumgüterunternehmen.
Doch auch die staatliche Verwaltung birgt demnach Rechtsrisiken: "Wir beobachten, dass Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt das Unternehmensverhalten schärfer überprüfen, wodurch Unternehmenslenker anfälliger für Untersuchungen, Strafen und Klagen werden", sagte Maxwell.
Manager-Haftpflicht schwieriges Terrain für Versicherer
Die Warnungen sind Teil einer alljährlichen Allianz Commercial-Analyse zur Manager-Haftpflicht. In größeren Unternehmen gehört die D&O-Versicherung ("Directors and Officers") zur Grundausstattung für Manager in Spitzenpositionen. Das Geschäft ist für Versicherungen keineswegs nur erfreulich. Da es international einen längerfristigen Trend vermehrter Klagen gegen Führungskräfte gibt, haben sich auch die teuren "Schadenfälle" für die Versicherer vermehrt.
Jeder Fall kostet im Schnitt 100.000 Euro
Nach Zahlen des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) ist die Entwicklung auch in Deutschland deutlich zu beobachten. Demnach gab es im vergangenen Jahr 2.200 D&O-Fälle in der Bundesrepublik, fast sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Jeder dieser Fälle kostete die Versicherer demnach im Schnitt fast 100.000 Euro.
Beispiel Wirecard
Wie klageträchtig eine Unternehmenspleite sein kann, zeigt der Zusammenbruch des Wirecard-Konzerns im Sommer 2020. Beim Landgericht München I sind seither 8.500 Schadenersatzklagen von Aktionären gegen den früheren Vorstandschef Markus Braun und andere Beteiligte eingegangen. Weitere 19 000 haben Schadenersatzforderungen angemeldet, ohne zu klagen.
Da auch Wirecard D&O-Policen für die Führungskräfte abgeschlossen hatte, Braun und andere jedoch unter Betrugsverdacht stehen, gab es seither auch mehrfach Rechtsstreitigkeiten zwischen ehemaligen Wirecard-Managern und den Versicherern. Kriminalität ist grundsätzlich nicht versicherbar. Der seit fast viereinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzende Braun weist kategorisch alle Vorwürfe zurück. (dpa/kk)
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