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SAP-CEO Christian Klein

Alles, was wir tun, enthält KI

Datum:07.06.2024
Autor(en):Martin Bayer
SAP will die Art und Weise, wie Anwenderinnen und Anwender mit SAP-Systemen arbeiten, mit Hilfe von KI revolutionieren.

"Wir werden die Abwicklung von Geschäftsprozessen neu definieren", kündigte SAP-CEO Christian Klein zum Auftakt der Kundenkonferenz Sapphire in Orlando an.
Foto: SAP SE

"Die Innovationen für Unternehmens-KI, die wir 2024 auf der SAP Sapphire bekannt geben, werden die Abwicklung von Geschäftsprozessen neu definieren", kündigte Christian Klein, CEO und Mitglied des Vorstands der SAP SE, zum Auftakt der Kundenkonferenz Sapphire in Orlando an. Für den größten europäischen Softwarekonzern bildet das Thema KI derzeit den Dreh- und Angelpunkt in der gesamten Produktstrategie. Das Gros der Ankündigungen zur Sapphire betraf zusätzliche KI-Funktionen beziehungsweise weitere Partnerschaften, um das eigene KI-Ökosystem immer weiter auszubauen1.

Klein zufolge geht es in erster Linie darum, Technologien bereitzustellen, die echte Ergebnisse liefern. "Wir versprechen nicht nur, wir liefern", versicherte der Manager dem Sapphire-Publikum. SAP wolle seinen Kunden die nötige Flexibilität bieten und ihren Innovationsgeist stärken, "um im schnelllebigen Geschäftsumfeld von heute erfolgreich zu sein".

Joule - SAPs neue Productivity-Engine

Zentraler Bestandteil dafür ist SAPs im vergangenen Jahr vorgestellter KI-Bot Joule2. Klein bezeichnete Joule als neues Frontend und User Interface für alle SAP-Anwendungen. Es handle sich dabei um die "größte Productivity-Engine für Anwender". Rund 300 Millionen Anwenderinnen und Anwender würden derzeit weltweit mit SAP-Systemen interagieren. Dabei könnten in Zukunft rund 80 Prozent der Aufgaben über Joule abgewickelt werden, schätzte der SAP-CEO. Den dabei zu erzielenden Produktivitätsgewinn taxierte der Manager auf etwa 20 Prozent.

SAP-CEO Christian Klein im Interview: SAP hätte mehr auf das Customizing achten sollen

Der SAP-Chef betonte in seiner Keynote wiederholt den konkreten Praxisbezug seiner KI-Strategie. Bis dato seien bereits etwa 50 Use Cases fest in SAPs Softwareportfolio eingebettet. Im Laufe des Jahres soll sich die Zahl auf über 100 verdoppeln. Vorteil dieses Ansatzes sei es, dass die Einsatzszenarien direkt in den die Prozesse unterstützenden Software integriert seien. Es gebe keinen separaten Automation Layer, der ein Stück weit abgekoppelt von den Workflows und Daten in SAP laufe - ohne tiefere Einblicke.

SAP macht KI-Einsatz an bestimmten Rollen fest

Klein macht den KI-Einsatz konkret an bestimmten Personas und Rollen in den Firmenorganisationen fest. Der CFO könne seine Finanzberichte schneller und korrekter abschließen, der COO seine gesamten Lieferketten resilienter aufstellen und der CHRO den Personaleinsatz effizienter planen. Auch den digitalen Assistenten Joule soll es in bestimmten Ausprägungen geben, beispielsweise für Consultants und Developer.

Nach Angaben von Philipp Herzig, dem neuen Chief AI Officer von SAP3, habe man die Beraterfunktion von Joule bereits intern mit 4000 SAP-Consultants ausprobiert. Das Resultat: Im Durchschnitt hätten die Anwenderinnen und Anwender etwa zwei Stunden am Tag für das Suchen und Finden von Informationen eingespart. Auch die Entwicklerversion könnte einige Effizienzvorteile bieten. Herzig zufolge sei Joule dafür mit 250 Millionen Zeilen Abap-Code trainiert worden.

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Grundsätzlich könnten Kunden und Partner auch eigene Use Cases entwickeln. Über den GenAI Hub in SAPs Business Technology Platform (BTP) ließen sich Large Language Models (LLMs)5 der großen Anbieter, aber auch kundenspezifische KI-Modelle anbinden, genauso wie verschiedenste Datenquellen und Tools beispielsweise für das Identity Management. Klein zufolge würden bereits 27.000 Kunden SAPs Business AI nutzen.

Klein wirbt für KI-gestütztes modulares Cloud-ERP

Das hört sich nach einer großen Zahl an, sind aber nicht einmal sieben Prozent der gesamten SAP-Klientel. Das dürfte auch daran liegen, dass SAP seine KI-Innovationen Anwenderunternehmen mit einem RISE- beziehungsweise GROW-Vertrag vorbehält. Zentrale Voraussetzung ist der Umstieg in ein Cloud-Modell - private oder public6.

RISE-Programm mit Rabatten für den Cloud-Umstieg: SAP kommt S/4HANA-Kunden entgegen

SAP-CEO Klein warb denn auch auf der Sapphire für ein modulares ERP, das mit KI zusätzlich angefeuert werde. Der Manager stellte seinen Kunden etliche Vorteile mit RISE und GROW in Aussicht. Prozesse ließen sich weitgehend standardisieren. Schließlich gebe es keinen Sinn, fast gleiche Abläufe, aber mit unterschiedlichen Facetten, oder Integrationen durch aufwendige Systemanpassungen abzudecken. Migrationsaufwand und Customizing ließen sich durch die hinter RISE und GROW steckende Methodik deutlich verringern.

Enterprise Architect - Freund und Herausforderer

Schlüssel dafür seien Enterprise Architects, die den Kunden an die Seite gestellt würden. Klein spricht von "neuen, besten Freunden" der Unternehmen, die diese allerdings auch herausfordern würden. Von technischen Umstellungen auf die neue ERP-Generation S/4HANA7 hält der SAP-Chef wenig. Es brauche Mut für Veränderung. Darin will Klein vor allem die CIOs stärken. Diese seien letztendlich die "Transformer des Business". Sie bräuchten dafür zwar die notwendige Technik, vor allem aber auch den Willen zur Veränderung.

Zu den Kunden, die mit SAP den RISE-Weg eingeschlagen haben gehören beispielsweise die Automobilhersteller Hyundai und KIA, der Pharmariese Moderna sowie die IT-Größen Amazon, HP Inc. und Nvidia. Amazon nutzt RISE auf AWS für seine Satelliten-Tochter Kuiper8. Über 3000 Satelliten sollen für den Aufbau eines Breitbandnetzwerks in eine erdnahe Umlaufbahn geschossen werden. Der neue AWS-CEO Matt Garman9 betonte auf der großen Sapphire-Bühne, wie wichtig dafür eine gut funktionierende Supply Chain ist.

Auf der großen Sapphire-Bühne ging es SAP-CEO Christian Klein auch darum, die Kunden vom Umstieg in die Cloud zu überzeugen. Nur so ließen sich die Vorteile durch KI auch in der Praxis umsetzen.
Foto: SAP SE

Auch SAP-Partner Nvidia setzt auf RISE. "Wir haben eine der komplexesten Supply Chains der Welt", berichtete der aus Taiwan zugeschaltete Nvidia-CEO Jensen Huang. Als Beispiel nannte der Manager die eigene KI-Chipplattform Blackwell. Diese bestehe aus rund 600.000 Teilen von unzähligen Zulieferern. Das zu bewältigen, scheint alles andere als trivial. "Die ganze Welt liegt auf Deinen Schultern, mein Freund", verabschiedete sich der sichtlich von der derzeit laufenden IT-Messe Computex10 gezeichnete Huang von seinem SAP-Kollegen Klein.

Links im Artikel:

1 https://www.computerwoche.de/a/sap-trimmt-seine-software-auf-ki-kurs,3698791
2 https://www.computerwoche.de/a/sap-stellt-mit-joule-einen-eigenen-ki-bot-vor,3615314
3 https://www.computerwoche.de/a/sap-installiert-chief-artificial-intelligence-officer,3698403
4 https://www.computerwoche.de/p/newsletter,272
5 https://www.computerwoche.de/a/was-sind-llms,3614567
6 https://www.computerwoche.de/a/sap-anwender-schimpfen-ueber-cloud-preise,3614347
7 https://www.computerwoche.de/a/saps-cloud-software-erreicht-funktional-ecc,3615414
8 https://www.computerwoche.de/a/sap-schliesst-ki-pakt-mit-aws,3698768
9 https://www.computerwoche.de/a/aws-ceo-selipsky-wird-ausgewechselt,3698725
10 https://www.computerwoche.de/a/amd-und-nvidia-kuendigen-neue-ki-chips-an,3698785

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