Konjunktur-Barometer

08.12.1999

FRANKFURT: Deutschlands Konjunktur befindet sich auf Erholungskurs. So lautet das Fazit einer repräsentativen Umfrage zur gesamtdeutschen Wirtschaftsentwicklung in den ersten drei Quartalen dieses Jahres.Das New Yorker Marktforschungsinstitut Dun & Bradstreet (D&B) ermittelt regelmäßig Quartalsprognosen zur deutschen Wirtschaft durch die Befragung von rund 1.000 Unternehmensleitern in den neuen und alten Bundesländern. Mit dem positiven Ergebnis der jüngsten Umfrage wird deutlich: Das düstere Bild, das der ZVEI für die so gewichtige Elektronikindustrie zeichnete (siehe Kasten), ist nicht auf die Gesamtwirtschaft Deutschlands übertragbar. Sowohl die Ergebnisse des ersten Quartals als auch die Erwartungen für das zweite und dritte Quartal 1999 der D&B-Erhebung deuten darauf hin: Es geht mit der deutschen Wirtschaft wieder aufwärts. So ist der von D&B ermittelte Ergebnisindex bei der Auftragsentwicklung im ersten Quartal dieses Jahres um vier Punkte gestiegen, der zur Umsatzentwicklung um zehn Punkte und der zur Exportentwicklung sogar um zwölf Punkte (siehe Grafiken). Die verbesserte Lage des Exportgeschäfts führt D&B vor allem auf eine Stabilisierung der Wirtschaft in Südostasien und Lateinamerika zurück. Die Erwartungen für das dritte Quartal 1999 fallen noch einmal deutlich positiver aus. Selbst die angeschlagene Konsumgüterindustrie geht mit positiven Erwartungen ins dritte Quartal. Auch in den neuen Bundesländern rechnet man mit steigenden Umsätzen, Auftragseingängen und Exporten. Wenn man sich die Gewinnentwicklung betrachtet, hinkt die ostdeutsche Konjunktur der westdeutschen jedoch weiter hinterher. Und das wird sich laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft leider auch auf die Mitarbeiterzahlen auswirken.

Während ZVEI-Präsident Dietmar Harting den Abschied vom Wohlfahrtsstaat predigt, sind laut D&B gerade die erzielten höheren Tarifabschlüsse und günstigere Einkommensperspektiven Anzeichen für eine steigende Binnennachfrage. Im ersten Quartal dieses Jahres war davon für den Einzelhandel allerdings noch nichts zu spüren. Die Erwartungsindezes für das dritte Quartal È99 liegen fast alle weiterhin im Minusbereich, ergeben aber ein deutlich positiveres Bild als die Ergebnisse Anfang des Jahres. Nach Angaben des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung rechnet der deutsche Einzelhandel für 1999 sogar mit realen Umsatzzuwächsen von 2,5 Prozent. Die Verschiebung der Konsumausgaben privater Haushalte zugunsten von Dienstleistung und zu Lasten des Einzelhandels setzt sich laut D&B fort. So lag der Umsatzindex für den Dienstleistungsbereich in den ersten drei Monaten des Jahres um 23 Punkte über dem Vorquartalsergebnis. Auch die Gewinnlage konnte sich wesentlich verbessern, ein Trend, der den Erwartungen der deutschen Dienstleister zufolge anhalten wird. Anders als Anfang des Jahres liegen fast alle Erwartungsindezes für das dritte Quartal 1999 im positiven Bereich. Nur bei der Mitarbeiterzahl herrscht noch Skepsis. (kh)

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