IT-Anbieter in der Krise

Entlassungen drohen - oder erfolgen schon

16.01.2009

IBM, Lenovo und sogar Microsoft

Schauerliches berichtet die inoffizielle Arbeitnehmervertretung "Alliance@IBM": Ihr zufolge sollen bis zu 16.000 Stellen bei Big Blue gestrichen werden. Die Gewerkschaft, bei der rund 6.000 IBM-Arbeitnehmer organisiert sind, erwartet als Stichtag für die Streichungen den 23. Januar. An diesem Tag wird IBM die Ergebnisse des vierten Quartals 2008 und des Geschäftsjahres 2008 bekannt gegen. IBM lehnte es ab, die Spekulationen gegenüber unserer amerikanischen Schwesterpublikation "Infoworld" zu kommentieren.

Die chinesische Lenovo streicht 2.500 Stellen. Elf Prozent der Belegschaft weltweit sind betroffen; sie sollen den viertgrößten Computerhersteller der Welt verlassen. Lenovo erwartet eigenen Angaben zufolge Verluste im laufenden vierten Quartal. Präsident William Amelio sagte, die Entlassungen seien notwendig, um in der Wirtschaftskrise bestehen zu können. Lenovo, das 2004 die Computersparte von IBM gekauft hatte, erzielt rund 40 Prozent seiner Einnahmen in China - ein von der Wirtschaftskrise heftig betroffenes Land.

Schwache Nachfrage nach Mäusen.
Schwache Nachfrage nach Mäusen.

Von dem Schweizer Peripherie-Anbieter Logitech war zu hören, er werde rund 15 Prozent seiner aktuell 9.400 Arbeitsplätze abbauen. Der Grund: die schwache Nachfrage der Kunden. Im Oktober 2008 hatte das Unternehmen seine Wachstumsprognose für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 (Ende: 31. März 2009) deutlich nach unten korrigiert. Logitech geht von einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage in den kommenden Monaten aus.

Gerüchten zufolge wird auch Softwareriese Microsoft massiv Stellen streichen. Von 16.000 Stellen ist die Rede; das wäre der erste größere Arbeitsplatzabbau in der der Unternehmensgeschichte. Dem "Wall Street Journal" (WSJ) zufolge, das sich in seinem Bericht auf "mit dem Plan vertraute Menschen" beruft, merkt der Softwerker die Wirtschaftskrise deutlich. Firmenlenker Steven Ballmer habe erklärt, die ökonomische Lage zwinge Microsoft ernsthaft zum Nachdenken über Kostensenkungen. Ob es tatsächlich zu Entlassungen komme, stehe dahin.

Ballmer habe erklärt, Microsoft sei dabei, "das richtige Gleichgewicht zu finden". Aber er habe auch gesagt, Massenentlassungen würden nicht zu der "Unternehmenskultur" der Redmonder passen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 91.000 Mitarbeiter. Microsoft wird am 22. Januar 2009 den Geschäftsbericht für das vierte Quartal 2008 vorlegen.

Anscheinend unaufhaltsam im Abwärttrend: Motorolas Handy-Anteile schrumpfen.
Anscheinend unaufhaltsam im Abwärttrend: Motorolas Handy-Anteile schrumpfen.

Dagegen steht fest: Der amerikanische Handy- und Elektronik-Anbieter Motorola entlässt weiter. Diesmal 4.000 Mitarbeiter. Im vergangenen Quartal hatte das Unternehmen bereits 3.000 Stellenstreichungen angekündigt. Ende 2007 hatte Motorola noch 66.000 Beschäftigte. Das Unternehmen, das durch die Streichungen sich Kostenersparnisse in Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden Dollar erwartet, begründet die Maßnahmen vor allem mit seinem flauen Handy-Geschäft und Verlusten aus den laufenden Geschäftsjahr.

Beobachtern zufolge ist die Entwicklung hausgemacht: Das Unternehmen habe versäumt, einen Nachfolger für sein Erfolgsmodell RAZR zu entwickeln. So seien in den vergangenen drei Jahren Absatz und Marktanteil eingebrochen. Den Plan, die Handy-Sparte als eigenständiges Unternehmen auszugliedern, hat das Unternehmen vorerst abgeblasen.

Vergleichweise wenige Kündigungen hat Datenbankanbieter Oracle ausgesprochen. 500 amerikanische Mitarbeiter sollen das Unternehmen verlassen. Oracle, beheimatet im kalifornischen Redwood Shores, hat hauptsächlich Vertriebsmitarbeitern und Beratern blaue Briefe geschickt. In den USA beschäftigt das Unternehmen etwas mehr als 33.500 Mitarbeiter; weltweit rund 86.000.

Im Dezember vorigen Jahres war in den USA kolportiert worden, Oracle werde sich von rund zehn Prozent seiner Mitarbeiter trennen. Analysten sind sich nicht sicher, ob es bei Oracle nicht weitere Entlassungen geben wird. Der Ausblick auf den Software-Markt dieses Jahres verspricht keinerlei Zuwachsraten, sind sich Analysten einig.

Autodesk`s CAD-Werkzeug "Design".
Autodesk`s CAD-Werkzeug "Design".
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Bleiben Festplatten-Anbieter Seagate und, neu hinzugekommen, der CAD-Spezialisten Autodesk. Dieser wird 750 Stellen streichen; zugleich erklärte das Unternehmen, es werde Abteilungen zusammenlegen und ferner, es habe seine Mobility-Abteilung "Location "Services" an einen Investor verkauft. Derzeit beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Rafael, Kalifornien, rund 7.500 Mitarbeiter.

Die Maßnahmen sollen zu jährlichen Einsparungen von 130 Millionen Dollar taugen. Autodesk erklärte des Weiteren, es werde im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (Ende: 31. März) einen Quartalsverlust bilanzieren. Trotz der offensichtlichen Krise zeigt sich Autodesk mutig: Mitte Dezember übernahm es für 34 Millionen Dollar den amerikanischen Spezialisten für Simulationssoftware, Algor, Inc..

Schließlich Seagate. Das Unternehmen hat gerade bekannt gegeben, es werde sich von 2.950 Mitarbeitern trennen. Die Entlassungen betreffen die sechs Prozent der Mitarbeiter weltweit. Stephen Luczo, seit vier Tagen CEO anstelle des plötzlich demissionierten Bill Watkins, erklärte ferner, die Gehälter von hochrangigen Managern - Seagate leistet sich deren ein Dutzend - würden um zwischen zehn und 25 Prozent gekürzt. Zudem erklärte ein Sprecher des Unternehmens selbstkritisch, man sei bei der Einführung neuer Technologien langsamer als Konkurrenten. (wl)

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