Ich bin, was ich bin?
Eines der grundlegenden Angebote von Rollenspielen ist schon im Genre-Namen enthalten: in eine Rolle zu schlüpfen. Was für die Spielerfahrung bereichernd ist, kann bei der Kommunikation zum Hindernis werden. Denn hinter den Charakteren stecken Menschen, die keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer Spielfigur haben (müssen). Vor Augen haben wir aber den Charakter samt seines Aussehes und seiner Attribute (in der Regel: stark, schön, schnell). Man bildet Vorstellungsbilder in Bezug auf eine Person, und diese sind auch vom Erscheinungsbild im Spiel geprägt. Wird die attraktive Elfenkriegerin von einer attraktiven Frau gespielt? Oder von einem Mann? Ist der Mensch hinter dem Elfenpaladin wirklich edel und gut? Wer will, kann sich verstecken, sich anders geben, als er im echten Leben ist, und nur bestimmte Seiten seiner selbst präsentieren. Allerdings: Menschen wählen Spielcharaktere nicht ohne Grund, sondern handeln auch da motiviert, also bestimmten Bedürfnissen gehorchend. Deswegen lässt auch die Charakterwahl auf persönliche Einstellungen schließen. Die sind natürlich nicht eins zu eins übertragbar: Nur weil jemand einen Priester spielt, lässt sich nicht automatisch darauf schließen, dass er Auseinandersetzungen aus dem Weg geht (da sich Priester im Kampf im Hintergrund halten). Das Kennenlernen anderer Spieler ähnelt in gewisser Weise dem Spielprinzip selbst: Was genau zu tun ist, um erfolgreich zu sein, muss man erst mit der Zeit herausfinden. Es erfordert Erfahrung, einen Menschen durch seinen (Spiel-)Charakter zu sehen, und kann deswegen auch als lehrreiche Beobachtungs- und Kennenlernübung angesehen werden.