Kaffeesatzlesen zum neuen Apple-Handy

Beim nächsten iPhone bleibt alles anders



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Rein technisch ist das Apple iPhone dem Gros der Smartphone-Konkurrenz unterlegen. Doch für die Anhänger der Jobs-Company zählen andere Werte. Daran wird sich auch mit iPhone 5/iPhone 4S kaum etwas ändern.

Nachdem das iPhone 4 seit gut einem Jahr verfügbar ist, wächst in der Fangemeinde bereits die Unruhe: Wo bleibt der Nachfolger? Messbar ist das vor allem an den immer kürzer werdenden Abständen, in denen selbst ernannte Experten Details zum neuen Top-Smartphone ausplaudern. Auch Apple selbst steht natürlich - wie andere Hersteller auch - immer im Verdacht, seine Anwender mit gezielten Indiskretionen bei der Stange zu halten.

Was bisher geschah: Das Ur-iPhone wurde von der Konkurrenz noch belächelt...
Was bisher geschah: Das Ur-iPhone wurde von der Konkurrenz noch belächelt...
Foto: Apple

Was bisher publik wurde, legt jedenfalls den Rückschluss nahe, dass die chinesische Firma Hon Hai Precision Co. mittlerweile mit der Massenherstellung des Geräts begonnen hat. Medienberichten zufolge soll das neue iPhone noch im laufenden dritten Quartal auf den Markt kommen, also spätestens Ende September.

Apple steht unter Zeitdruck. Zwar verkauft sich das iPhone 4 nach wie vor gut - dazu tragen das Ende der Carrier-Bindung (plus CDMA-Modell), der Launch einer weißen Version und der Verfügbarkeit in weiteren Ländern bei. Aktuelle Marktzahlen deuten aber an, dass die Konkurrenz bereits von der Verspätung profitiert. Samsung etwa setzte seit dem Verkaufsstart im Mai drei Millionen Stück seines Topmodells "Galaxy S II" ab, insgesamt brachten die Koreaner im ersten Halbjahr knapp 30 Millionen Smartphones unter die Leute. Dennoch ist Apple optimistisch: Zum Start will die Steve-Jobs-Company einige Millionen ihres neuen Produkts absetzen, bis Jahresende sollen dann insgesamt bereits 25 Millionen Stück über die weltweiten Ladentische wandern.

Facts oder Fiction?

Was kann man über ein Gerät sagen, von dem noch nicht einmal seine endgültige Bezeichnung (iPhone 5 oder 4S) bekannt ist? Beginnen wir die Kaffeesatzleserei mit der äußeren Form: Dank der langen Wartezeit hatten anscheinend viele Photoshop-Künstler Zeit, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Entsprechend voll ist das Web mit vermeintlichen Skizzen oder Schnappschüssen des neuen Modells. Die einzelnen Entwürfe widersprechen sich dabei teilweise stark.

Mit dem iPhone 3G wurde die Situation schon ernster - Pushmail, UMTS und GPS wurden bereits unterstützt.
Mit dem iPhone 3G wurde die Situation schon ernster - Pushmail, UMTS und GPS wurden bereits unterstützt.
Foto: Apple

Noch am plausibelsten erscheint ein am iPad 2 angelehntes Design mit leicht gewölbter Aluminium-Rückseite. Andere Berichte deuten dagegen an, dass sich Apple beim neuen iPhone ganz am Vorgänger orientiert hat. Es soll lediglich breiter und flacher ausfallen - so flach, dass sich die Jobs-Company extra eine längere Entwicklungszeit genehmigt hat. Die Endmontage der dünnen Geräte, so will das "Wall Street Journal" erfahren haben, soll wegen der hohen Fehlerquote entsprechend schleppend verlaufen.

Ähnlicher Formfaktor

Was die Abmessungen anbelangt, kann man davon ausgehen, dass Apple bei einem 3,5-Zoll-Display bleibt oder maximal auf einen Vier-Zoll-Screen wechselt - möglicherweise ohne Einfassung, um den bisherigen Formfaktor beizubehalten. Bei der Auflösung besteht wegen des mit 960 mal 640 Pixeln superscharfen Retina-Displays dagegen kein Handlungsbedarf.

In den Medien gibt es immer wieder Spekulationen über ein günstigeres iPhone-Mini-Modell. Marktexperten sind sich aber einig, dass Apple einen Preisvorteil eher über äußerlich identische Geräte mit abgespeckter Technik im Inneren realisieren könnte als über ein neues Gerät mit kleineren Abmessungen.

Das iPhone 3GS lag technisch erstmals (fast) auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Multitasking wurde aber zunächst noch nicht unterstützt.
Das iPhone 3GS lag technisch erstmals (fast) auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Multitasking wurde aber zunächst noch nicht unterstützt.
Foto: Apple

Apropos Technik: Von wenigen Highlights abgesehen, wird es beim neuen iPhone wahrscheinlich wenig revolutionär Neues geben. Insofern wäre Apples Strategie stimmig: Kontinuität ist Teil des Erfolgsrezepts. Elegantes Design und Techniken wie Facetime für Videotelefonie im iPhone 4 dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass schon dieses Gerät eine evolutionäre Weiterentwicklung des Vorgängers war. Der Großteil der jetzigen und vermutlich auch künftigen iPhone-Nutzer ordnet technische Details ohnehin einem schicken Gerätedesign, flüssiger Bedienbarkeit und einem gut gefüllten App Store unter.

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