Ware an der Kasse nicht bezahlt

Zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt

05.03.2012
Nicht immer steht dem Kunden ein Schmerzensgeld wegen falscher Verdächtigung oder übler Nachrede zu.
Wenn Ware nicht an der Ladenkasse bezahlt wird, liegt meistens Diebstahl vor - aber nicht immer.
Foto: Harald Wanetschka/pixelio.de

Wenn das äußere Geschehen auf einen Ladendiebstahl deutet, darf der Geschäftsleiter eines Warenhauses gegenüber dem Verdächtigen einen entsprechenden Vorwurf erheben und bis zur endgültigen Klärung auch wiederholen. Ist in einem solchen Fall ein Diebstahl letztlich nicht nachzuweisen, steht dem Kunden kein Schmerzensgeld wegen falscher Verdächtigung oder übler Nachrede zu.

Darauf verweist die Landauer Fachanwältin für Strafrecht Dr. Eva Lütz-Binder, Landesregionalleiterin "Rheinland-Pfalz" des VdSRV-Verband deutscher StrafrechtsAnwälte und Strafverteidiger e. V. mit Sitz in Worms, unter Hinweis auf die Mitteilung des Oberlandesgerichts (OLG) Koblenz vom 3.02.2012 zu seinem Beschluss vom 26.01.2012, Az: 5 U 1348/11.

Der Kläger passierte im Oktober 2009 die Kasse eines Warenhauses in Idar-Oberstein, ohne eine Schachtel mit Aktenklammern zu bezahlen, die er in seiner rechten Jackentasche aufbewahrte. Er wurde daraufhin unter dem Vorwurf des Ladendiebstahls gestellt. Der Kläger gab an, er habe die Aktenklammern eingesteckt, weil er die Hände für andere Artikel gebraucht habe, und sie dann an der Kasse vergessen. Dennoch erhoben der Geschäftsleiter des Warenhauses und die dort tätigen Detektive auch in der Folgezeit gegenüber dem Kläger den Vorwurf des Diebstahls. Eine Strafanzeige wurde vorbereitet, aber nicht erstattet. Ein Hausverbot wurde zunächst erteilt, im Laufe des Rechtsstreits aber aufgehoben.

Der Kläger begehrte nun vor dem Landgericht Bad Kreuznach insbesondere Schmerzensgeld in Höhe von 6.000,- € wegen behaupteter Verletzung seines Persönlichkeitsrechts. Das Landgericht wies die Klage mit der Begründung ab, die Beklagten hätten in Wahrnehmung berechtigter Interessen gehandelt.

Die gegen diese Entscheidung eingelegte Berufung des Klägers blieb nun erfolglos, so Dr. Eva Lütz-Binder.

Der 5. Zivilsenat bestätigte die Entscheidung des Landgerichts. Aus den Umständen an der Kasse habe sich ein gewichtiger Diebstahlsverdacht ergeben, der auch im Sinne eines klaren Tatvorwurfs habe ausgesprochen werden dürfen. Dies dürfe zwar nicht gegenüber unbeteiligten Dritten geschehen, was im vorliegenden Fall aber vom Kläger nicht hinreichend belegt worden sei.

Keine Ausgleichszahlung wegen Persönlichkeitsverletzung

Der Geschäftsleiter habe in Wahrnehmung seiner berechtigten Interessen gehandelt. Es liege daher keine Persönlichkeitsverletzung vor, die durch eine Ausgleichszahlung zu entschädigen wäre.

Dr. Lütz-Binder empfiehlt - unabhängig von diesem Fall -, in allen strafrechtlich relevanten Fällen sowie als Opfer von Gewalttaten so früh wie möglich rechtlichen Rat in Anspruch zu nehmen, wobei sie dabei u. a. auch auf die Anwälte und Anwältinnen in dem VdSRV-Verband deutscher StrafrechtsAnwälte e. V. und Strafverteidiger e. V. (www.strafrechtsverband.de) verweist.

Weitere Informationen und Kontakt:

Dr. Eva Lütz-Binder, Rechtsanwältin/, achanwältin für Strafrecht und VdSRV-Landesregionalleiterin "Rheinland-Pfalz", c/o Kanzlei Lütz-Binder & Kollegen, Westring 8, 76829 Landau, Tel.: 06341/ 64960, E-Mail: info@luetz-binder.de, Internet: www.luetz-binder.de