Zollfahndern aus Frankfurt am Main ist ein spektakulärer Schlag gegen eine international operierende Fälscherbande gelungen: Bei der Durchsuchung von 28 Wohn- und Geschäftsräumen, davon 24 im Rhein-Main-Gebiet und vier in Nordrhein-Westfalen wurden gefälschte Tonerkartuschen für Kyocera-Drucker im Wert von rund zehn Millionen Euro sichergestellt und die drei Hauptverdächtigen festgenommen. Parallel dazu fand zudem eine Durchsuchung einer Firma in den Niederlanden durch die dortigen Behörden statt.
Allein schon der Umfang der Maßnahme erforderte ein großes Aufgebot an Personal und technischem Gerät: Für den Abtransport von 180 Paletten und drei 20-Fuß-Containern mit gefälschten Kartuschen waren ein Sattelzug und ein 7,5 Tonner einer Spedition sowie sechs Lkw des THW erforderlich, die insgesamt gut zwei Dutzend Ladungen transportierten. An dem Einsatz waren mehr als 200 Beamte und Kräfte von Zoll, Landeskriminalamt, Staatsanwaltschaft und dem THW beteiligt. Kyocera-Sachverständige begleiteten die Zoll-Razzia.
Neben den Tonerkassetten wurden zudem weitere schriftliche und elektronische Beweismittel sichergestellt. Im Rahmen der Vermögensabschöpfung wurden 106.140 Euro Bargeld sowie Gold und Wertgegenstände im Wert von etwa 40.000 Euro gesichert, zudem eine Pfändung in Höhe von 50.000 Euro durchgeführt.
Ermittlungen gegen 24 Beschuldigte
Die Ermittler sprechen von insgesamt 24 Beschuldigten mit deutscher, niederländischer, türkischer und iranischer Staatsangehörigkeit. Einer der Festgenommenen besitzt die deutsche und griechische Staatsangehörigkeit und stammt aus Groß-Umstadt, die beiden anderen festgenommenen Deutsch-Iraner im Alter von 52 und 48 Jahren haben keinen festen Wohnsitz in Deutschland.
Laut Erkenntnissen der Fahnder haben die Fälscher leere Tonerkartuschen in Europa angekauft und sie dann nach China und Dubai ausgeführt. Die befüllten Kassetten wurden dann wieder nach Deutschland eingeführt und als originale Kyocera-Ware gekennzeichnet. Einen Teil der leeren Kartuschen wurden auch in einer Produktionsstätte in Frankfurt am Main und in der Vergangenheit auch in Dieburg wieder befüllt.
Über ein Firmengeflecht in Deutschland und den Niederlanden wurden dann die gefälschten Verbrauchsmaterialien in den Verkehr gebracht. Die Einnahmen flossen auf Konten in Dubai.
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Hans-Jürgen Schmidt, Sprecher des Zollfahndungsamts Frankfurt am Main, geht von einer Schadenssumme "im zweistelligen Millionenbereich" aus. "Auf uns kommt nun viel Arbeit zu, die sichergestellten digitalen Medien und schriftlichen Aufzeichnungen müssen aufbereitet und anschließend ausgewertet werden, das wird einige Zeit in Anspruch nehmen", erklärt der Zollbeamte.
Nur sicher Bezugsquellen nutzen
Welchen Anteil Kyocera an dem Fahndungserfolg hatte, dazu kann der Konzern "aufgrund des laufenden Verfahrens" keine Stellung nehmen. In einem Schreiben an Fachhändler und Distributoren vom 20. Februar 2017 das ChannelPartner vorliegt, warnt der Hersteller vor "vermeintlich neuen Kyocera Originaltonern". So habe man festgestellt, dass als neue Kyocera Originaltoner angepriesene und auch so verkaufte Toner, die Artikel nicht dieser Bezeichnung entsprechen. Die Ware sei als wieder befüllte Ware identifiziert worden, die mit "unbekanntem Material befüllt wurde. Diese Kartuschen wurden als Originaltoner bezeichnet.
Stephen Schienbein, Direktor Vertrieb bei Kyocera Document Solutions Deutschland, rät Händlern, stets nur auf sichere Bezugsquellen zurückzugreifen: "Bereits in der Vergangenheit haben wir darauf hingewiesen, dass der sicherste Weg des Bezugs von original Kyocera Verbrauchsmaterialien die autorisierten Distributoren sind", betont er. Eine Liste dieser Distributoren hält der Hersteller hier bereit.
Schienbein warnt nachdrücklich vor dem Einsatz gefälschter Verbrauchsmaterialien. Es könne zu Beschädigungen an der Engine kommen, was zu einem schlechten Druckergebnis oder sogar zu einem Ausfall führen kann. Auch Umweltaspekte führt der Vertriebsdirektor ins Feld: "Originaler Kyocera-Toner wird in Deutschland CO²-kompensiert, gefälschte oder kompatibler Toner hingegen nicht."
So erkennt man die Fälschungen
Händler und Kunden können überprüfen, ob sie Originalware vertreiben oder besitzen. Alleine der Umstand, dass die Ware weit unter dem marktüblichen Preis verkauft wird, sollte stutzig machen.
Für A4-Tonern unter anderem mit den Typenbezeichnungen TK-170, TK-350, TK-590CMYK, TK-1130 sowie TK-1140 hat Kyocera im Jahr 2015 Seriennummer eingeführt, die an einem weißen Label mit einem QR-Code und einer entsprechenden Ziffernfolge zu erkennen sind. Das Label ist sowohl auf der Kartonage, als auch auf der Kartonage angebracht. "Bitte prüfen Sie immer, ob diese Label vorhanden sind", rät Kyocera. Sollte das Label bei einem seriennummernpflichtigen neuen Kyocera-Toner fehlen, sei dies ein Indiz dafür, die Beschaffenheit oder Echtheit des Toners anzuzweifeln.
Im Falle der auffällig gewordenen Fälschungen sind die Produktionsjahre der Tonerkassetten weitgehend aus den Jahren 2009 bis 2013. Das Produktionsjahr erkennt man an der sogenannten LOT-Nummer, die auf der Kartusche eingestanzt ist. Die erste Ziffer steht immer für das Produktionsjahr. So wurde beispielsweise eine Kassette mit der Nummer 2Z2N387 im Jahr 2012 produziert.
Sollten Händler oder Kunden Zweifel haben, ob es sich bei ihren Verbrauchsmaterialen tatsächlich um Originalware handelt, können sie sich an die E-Mails-Adresse tonerinfo@dde.kyocera.com wenden.