Seit PCs unsere Büros eroberten sorgte die Arbeit mit ihren Betriebssystemen für Frust und Freude bei Anwendern und Technik-Fans. Im Lauf der Jahrzehnte blieb mancher dieser Begleiter auf der Strecke (mach es gut, AmigaOS!), wurde nicht beachtet (Adios, Windows Me!) oder aber gern hinausgeworfen (Mach die Tür hinter dir zu, MS-DOS 4.0!).
Nachfolgend haben unsere Kollegen der "Computerworld" für Sie Betriebssysteme und Schnittstellen zusammengestellt, die unseren Desktop zierten - manche für lange Zeit, manche nur kurz doch mit Auswirkungen auf Trends, die wir heute noch spüren. Naja, und einige von ihnen waren eigentlich nur in der Schule cool.
CP/M - der Erschaffer von DOS
Es war zu der Zeit als The Ramones und Blondie in den Clubs angesagt waren da suchten Entwickler nach Wegen, wie sie einfacher Anwendungen für Altair- und Atari-Rechner schreiben könnten. Die Antwort gab ein schlauer Mitarbeiter bei Digital Research namens Gary Kildall mit dem "Control Program for Microcomputers" (CP/M).
Dieses Betriebssystem sollte die Erfolggeschichte der PCs mitbegründen und verfügte erstmals mit dem "Basic Input Output System" (BIOS) über eine Hardwareabstraktionsschicht, die CP/M auf verschiedenen Rechnerarchitekturen laufen ließ. Lediglich dieser Teil des Betriebssystems war fortan an den jeweiligen Computertyp anzupassen. Die restlichen Bestandteile ließen sich ohne große Veränderungen übernehmen, da sie auf den Funktionen des CP/M-BIOS aufbauten.
Dank dieser "Isolationsschicht" konnten sich Entwickler fortan auf die Softwareentwicklung konzentrieren. Beliebte Programme wie die Textverarbeitung WordStar und die Datenbank dBase entstanden damals für CP/M und ohne ließen sich ohne Anpassung auf 8080-, 8088- und 8086-basierenden Rechnern einsetzen. CP/M haben wir die noch heute beliebte Eingabe über Kommandozeilen (wie beispielsweise das DIR-Kommando) ebenso zu verdanken wie die über viele Jahre bestehende Beschränkung von Dateikennungen auf acht frü den Dateinamen plus drei Zeichen für die Dateiendung.
Und die Wirkung von CP/M ging noch weiter: Sein Aufbau sollte die Entwicklung von DOS maßgeblich beeinflussen - jenem Betriebssystem, das später der Apple-II-Rechner und Generationen von PCs verwenden würden. Man könnte CP/M und DOS daher auch als Zwillinge bezeichnen. Sie nutzten dieselben Programmierschnittstellen und hatten viele Kommandos gemein. Nur bei einem Befehl gab es einen deutlichen Unterschied: Während DOS für das Kopieren von Dateien das Kommando "Copy" verwendet, nutzte CP/M das DEC-Programm PIP (mehr Zu CP/M und seine Geschichte finden Sie hier).
Ein DOS mit vielen Gesichtern
Auch wenn DOS mit der Freigabe von "Windows 95" den Todesstoß erhielt, gibt es bis heute Fans, die gelegentlich auf die Kommandozeilenebene wechseln. Für sie ist es immer noch einfacher und komfortabler, einen Befehl einzutippen, als mit Maus und Menü zu hantieren.
DOS war nie ein homogenes Betriebssystem, sondern von verschiedenen Anbietern in unterschiedlichen "Geschmacksrichtungen" erhältlich. Es durchlebte eine verwobene Geschichte, die vor allem durch die Konkurrenz zwischen Microsoft und DEC geprägt war. Während DEC das Erbe von CP/M antrat und dem Rivalen aus Redmond technisch immer ein wenig (eine Version) voraus war, konnte sich Microsoft mit dem als CP/M-Klon kritisierten MS-DOS letztlich am Markt durchsetzen und den IBM-PC für sich vereinnahmen.
Wie verwirrend die Entwicklung war, sei an der DOS-Ikone "PC-DOS" skizziert, die 1981 zusammen mit dem IBM-PC auf den Markt kam. Sie hatte ihren Ursprung im Betriebssystem "QDOS" (Quick and Dirty Operating System) des Anbieters Seattle Computer, das sich stark an CP/M orientierte. 1980 wurde QDOS in "86-DOS" umbenannt und von Microsoft lizenziert, welches dann die Software wiederum im Auftrag der IBM auf deren Desktops portierte und als "MS-DOS" bezeichnete. Big Blue aber wollte einen anderen Namen und taufte das Betriebssystem in PC-DOS um. Später vermarktete dann Microsoft seine Software doch noch unter dem Namen MS-DOS.
Auf der anderen Seite stand das Konkurrenzprodukt DR-DOS von Digital Research. Dessen Ursprünge gehen auf CP/M-86 zurück, das zuerst in Concurrent CP/M, dann in Concurrent DOS, später in DOS-Plus und schließlich in DR DOS umbenannt wurde. In seinem Werdegang entstand so aus dem zu MS-DOS nicht kompatiblen CP/M-86 allmählich DR DOS, das für MS-DOS ausgelegt war, nun aber nicht mehr ohne Schwierigkeiten von CP/M-Programmen zu nutzen war.
DR-DOS hatte viele Vorzüge gegenüber seinem Konkurrenten. Es führte beispielsweise das MOVE-Kommando ein, das gegenüber der Kommando-Kombination COPY und DEL in MS-DOS wesentlich praktischer war. DR-DOS sollte auch nach Microsofts Triumph unter verschiedenen Eigentümern weiterleben und kam zuletzt Mitte 2005 als Enhanced DR-DOS im Umlauf.
DOS 3.3 war der Liebling
Für viele Benutzer bleibt die 1987 veröffentliche Version 3.3 von MS-DOS bis heute das wichtigste Release. Sie unterstützte erstmals mehr als ein logisches Laufwerk pro Festplatte und konnte mit 3,5-Zoll-Disketten mit 1,44 MB umgehen. Sie überlebte auch die unbeliebte Version 4.0, für die Microsoft mit immer weiteren Bugfixes aufwartete.
Erst 1991 sollte sie in DOS 5.0 einen breit akzeptierten Nachfolger finden. Klar ist aber auch, dass DOS zu Lebzeiten nie ein Betriebssystem für Dummies war. Wenn Sie es heute dennoch vermissen, können Sie auf ihrem Windows-Rechner Folgendes machen: Halten Sie die Windows-Taste gedrückt, drücken "R" und geben "CMD" ein. Oder Sie laden sich für ihren PC das quelloffene FreeDOS aus dem Netz (Mehr zur Geschichte von DOS und MS DOS finden Sie hier).
Gern denken wir an Mac OS zurück
Natürlich gibt es immer noch ein "Mac OS", aber wir sprechen hier vom "klassischen" Mac OS. Dieses lief auf Chips von Motorola und basierte nicht auf BSD Unix. Wir nannten es einfach "Das System". Nichts gegen Tiger und Leopard, doch manchen ist die Zeit vor Mac OS X in angenehmer Erinnerung geblieben. Damals - wir sprechen über das Jahr 1984 - löste das Betriebssystem große Begeisterung unter den Nutzern aus, die bis zur Jahrtausendwende anhalten sollte. Viele haben es seitdem imitiert und schufen bis Mitte der 90er Jahre ein eigenen Markt für Klon-Rechner, welche die Mac-Plattform zu einer größeren Verbreitung verhalfen (mehr zur Apple-Strategie Anfang der 90er Jahre finden Sie hier).
Von den neun Versionen, die in diesen 16 Jahren auf den Markt kamen, ist es vor allem das 1991 zur Zeit der Dot-Com-Euphorie vorgestellte System 7, das bis heute Nostalgie hervorruft. Es brachte Features wie Drag and drop, TrueType und virtueller Speicher auf den Markt. In jener Zeit tauchte mit der Version 7.6 auch erstmals der Name Mac OS auf dem Startbildschirm des PowerPCs auf, um Nutzern zu versichern, dass sie es mit einem echten Mac zu tun hatten. Und es war auch zu jener Zeit von System 7 als Aufkleber mit der Aufschrift "Windows 95 = Mac OS 89" manches Auto zierten.
Probleme mit Mac OS
Der Boom endete als Apple mit der Einführung von System 8 die Verträge mit den Klon-Partnern nicht erneuerte. Trotzdem bleibt es eine aufregende Zeit für Mac-Fans. OK, es war natürlich nicht alles perfekt. So musste ein Anwender nach einem Absturz (vor allem aufgrund des fehlenden Speicherschutzes ) das System auf seinem Rechner wieder neu aufsetzen - was recht oft passierte.
Und natürlich war es auch mühsam, Mac-Dateien mit anderen Plattformen zu teilen. Aber insgesamt waren das doch kleinere Nachteile, die viele gern in Kauf nahmen angesichts der Probleme, mit denen Benutzer anderer Rechnern damals zu kämpfen hatten (Mehr zur Geschichte von Mac OS finden Sie hier).
Adios, Amigas
Heute ist Multitasking für uns eine Selbstverständlichkeit, doch vor 20 Jahren war es im Personal Computing der Heilige Gral. Mit seiner DOS-Basis konnte MS Windows nur davon träumen, und auch der Mac und OS/2 versuchten irgendwie damit klar zu kommen. Man konnte zwar zwischen Programmen wechseln, aber sobald eines von ihnen mit dem Download einer Datei oder der Neuberechnung eines Spreadsheets beschäftigt war, verlangsamte sich das System merklich oder blieb stehen bis die Aufgabe beendet war.
Zur gleichen Zeit gab es aber seit 1981 mit dem Amiga-Betriebssystem eine Spieleplattform, die in punkto Multitasking seiner Zeit voraus war. Die Software stammte vom Hersteller Commodore und war so gut programmiert, dass selbst große Unternehmensrechner noch Jahrzehnte brauchen sollten, um diese Effizienz zu erreichen. Amiga-Computer kamen in Fernsehproduktionen wie "SeaQuest" oder "Babylon 5" zum Einsatz und halfen Echtzeiteffekte bei Übertragungen iüber das Netz zu erzeugen.
Zwar war die Popularität in der Film- und Videobranche vor allem Amigas Video-Subsystem und der Hardware von Newtek geschuldet, aber auch das Betriebssystem "AmigaOS" trug seinen Teil zum Erfolg bei. So war es seine multithreaded-Multitasking-Architektur, die es damals zum bevorzugten Betriebssystem für grafische Effekte machte. Der Amiga-Rechner gewann zudem unter den Heimanwendern eine große loyale Benutzergemeinde. Erst Ende der 90er Jahre sollten Betriebssysteme wie Windows NT, OS/2 und Mac OS Multitasking beherrschen, und auch dies nur mit großen Hardware-Ressourcen.
AmigaOS lebt
Leider wurde die technische Entwicklung des Amiga immer wieder von den finanziellen Problemen seiner Macher überschattet. Mehrere Pleiten prägten nach 1994 das Schicksal des Rechners und seines Betriebssystem - von Commodore über Escom zu Gateway und so weiter. Derweil ging die Entwicklung von "AmigaOS 4" auf der PowerPC-Plattform weiter, wird aber bis heute durch Urheberrechtsstreitigkeiten behindert. Bis heute gibt es eine treue Amiga-Gemeinde, die das Betriebssystem nach eigenen Aussagen zum Teil täglich verwendet. Wollen wir hoffen, dass Amiga eine Zukunft hat (mehr zu AmigaOS finden Sie hier).
GEOS und Commodore
Zwei Jahre nach dem Debüt des Macintosh und ein Jahr nach der Freigabe der ersten Windows-Version stellte die kalifornische Softwareschmiede Berkeley Software GEOS vor. Das Betriebssystem konnte auf einer Ein-Megahertz-Spielekonsole laufen, ähnelte dem Macintosh-Konkurrenten und besaß eine grafische Benutzeroberfläche.
Es dauert nicht lang, da entschied sich der Hersteller Commodore dazu, seinen C64-Rechnern "C64C" mit GEOS in Version 1.2 auszurüsten. Dies brachte ihm drei Vorteile: GEOS war für Spiele geeignet, hatte mit geoWrite und geoPaint auch Programme für die Text- und Bildverarbeitung zu bieten und war billig: Für den Preis eines Mac- oder Windows-basierenden Rechners ließen sich zehn C64C-Rechnern kaufen. Schnell wurde GEOS zum meist verkauften Betriebssystem weltweit. Umso seltsamer, dass sich heute kaum noch jemand an GEOS erinnert.
GEOS wurde eine seiner größten Stärken zum Verhängnis: Da das Betriebssystem bereits aus dem 64-KBit-Arbeitsspeicher viel Leistung herausholen konnte, kam es in den Ruf, lediglich eine leichtgewichtige Alternative zu anderen Betriebssystem zu sein. Zum anderen konnte GEOS sich nie auf der PC-Plattform durchsetzen. Zwar war das Betriebssystem seit 1990 als PC/GEOS oder GeoWorks Ensemble für den PC erhältlich, dies allerdings nicht exklusiv, sondern auf DOS basierend. Auch mit den Büroanwendungen, die selbst auf 286er-Rechnern flott arbeiteten, konnte sich der mittlerweile GeoWorks nennende Hersteller auf dem PC nicht durchsetzen.
Spätestens als Steve Case und sein Team auf Windows und Mac OS setzten, war der Zug für GEOS endgültig abgefahren und ließ die Software Anfang der 90er Jahr vom PC verschwinden. Den wohl größten (Achtungs-)Erfolg auf dem PC feierte GEOS übrigens durch den Internetprovider America Online: Jedes Mal wenn ein Nutzer die kostenlose Zugangssoftware auf seinem Rechner installierte, bekam er es mit GEOs zu tun.
Um andere Märkt zu eröffnen, beschäftigte sich GeoWorks lange vor Microsoft mit der Portierung von GEOS auf Handheld-Computer wie Palm und Handys. Zwischen 1996 und der Jahrtausendwende tauchte dann GEOS kurzzeitig unter dem Namen NewDeal im Bildungssektor auf und wird aktuell vom neuen Eigentümer Breadbox Computer als Betriebssystem vermarktet, das älteren Rechnerplattformen zu mehr Leistung verhelfen soll (mehr zu GEOS finden Sie hier).
OS/2 - Vorwärts mit Warp Factor 3
Wie konnte man Anfang der 90er Jahre gleichzeitig verschiedene DOS-Programme oder ein paar Windows-Anwendungen oder eines der wenigen, aber gut gemachten OS/2-Programme zum Laufen bringen? Und wie ließ sich zu jener Zeit Hardware nutzen, ohne den gefürchteten "Blue Screen of Death" heraufzubeschwören? Nun, man fragte IBM.
Obwohl es 1987 aus einer schwierigen Ehe zwischen IBM und Microsoft hervorgegangen war, entwickelte sich OS/2 zu einem recht stabilen und brauchbaren Betriebssystem. Lange galt OS/2 als "cool" und musste erst nach 1995 seinem Halbbruder Windows 95 das Feld überlassen (siehe auch, wie sich beide Produkte im Vergleich schlugen). Zu der Zeit hatte OS/2 Warp 3 bereits eine große Nutzergemeinde in der Finanzbranche, bei Versicherungen und in TK-Unternehmen gefunden. Zehntausende Geldautomaten arbeiteten seit den 90er Jahren weltweit mit OS/2.
Aber irgendwie fand OS/2 bei Programmieren, die Anwendungen für den Massenmarkt schrieben, keinen großen Anklang. Stattdessen kamen immer mehr Windows-Programme in die Läden, die auch unter OS/2 Warp hätten laufen können. Doch nur wenige Leute sahen damals einen Vorteil darin, das Betriebssystem aufzusetzen, wenn Windows bereits vorinstalliert mit dem PC ins Haus kam.
IBM machte trotzdem weiter und beendete erst 2001 die Entwicklung und 2006 den Support. Aber so mancher von uns hat auch heute noch irgendwo die Box von OS/2 stehen - der alten Zeiten wegen (mehr zu OS/2 finden Sie hier).
NeXTStep
Um das Jahr 1989 hatte die schöne neue Welt aus Windows, Icons und Menüs an Glanz verloren. Da sorgte Steve Jobs mit dem NeXT Computer für Aufsehen. Die NeXT-Hardware (ursprünglich "Cube" genannt) war wie ihr jüngerer Bruder, die NeXTstation, schwarz, glänzend und einfach schön. Die grauen Displays des Rechners waren so dezent und klar, dass wir sie aus der Nähe betrachten konnten ohne unseren Augen zu schaden.
Und auch das Betriebssystem NeXTStep war wirklich aufregend. Seine grafische Benutzeroberfläche war mit dem von NeXT entwickelten Display PostScript erstellt worden und war scharf und skalierbar. Intern basierte NeXTStep auf Unix, inklusive eines Mach-Kernels und BSD-Code. Für Entwickler stand ein objektorientierter Anwendungslayer samt Toolkit bereit, was die Programmierung wesentlich leichter machte als mit anderen Plattformen der damaligen Zeit.
Doch die NeXT-Hardware schlug am Markt nicht so ein, wie sich Jobs das erhofft hatte. Sie fand nur auf den Schulungsmarkt an Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre Kunden. Unter diesen befand sich auch das Schweizer Forschungsstätte CERN, wo Tim Berners-Lee NeXT-Produkte nutzte, um etwas zu entwickeln, dass er später World Wide Web nannte.
Da der schleppende Verkauf von NeXT auch die Verbreitung entsprechender Anwendungen bremste, begann die Industrie, NeXTStep auch auf andere Rechnerplattformen zu portieren. So entstand zusammen mit Sun Microsystems das ab 1994 vermarktete Betriebssystem OpenStep, das auf Sun-Solaris-Rechnern und anderen Systemen lief. Das Vorbild OpenStep sollte nach 1996 auch bei Apple die Betriebssystementwicklung prägen und den Weg vom alten Mac OS zu Mac OS X bahnen helfen.
Zudem lebte NeXTStep an anderer Stelle weiter: Als Forscher ihre NeXT-Anwendungen auf eine andere Hardware-Plattform portieren wollten, entstand GNUstep. Hierzu schrieben sie den bisherigen Object-Layer von NeXTStep um, verpflanzten ihn auf Unix und kombinierten ihn dort mit dem Betriebssystem X Windows (mehr zu NeXT finden Sie hier).
Von BeOS zu Haiku
Anfang der 90er Jahre nutzten diverse Hardwarehersteller Apples PowerPC als Referenzarchitektur, um eigene Mac-Klone zu entwickeln. Doch mit Be Inc. gab es auch eine Partnerfirma, die einen anderen Weg ging: Sie portierte ihr Betriebssystem BeOS auf die Mac-Plattform.
Vielleicht spekulierten die Leute bei Be damals darauf, dass Apple seine nächste Betriebssystemgeneration, Codename Copland, nicht fertig bekommen würde (was ja auch passierte), und stattdessen auf Be setzen könnte. Vielleicht war Be aber auch einfach auf der Suche nach neuen Märkten für BeOS, nachdem das Unternehmen mit eigenen Rechnern gescheitert war. Wie auch immer: Das Schicksal von BeOS sollte als ein Beispiel für verpasste Chancen in die Geschichte des Personal Computings eingehen.
1990 hatte der ehemalige Apple-Manager Jean-Louis Gassée Be gründet. Ziel war eine neuartige Systemplattform, die im Kern aus BeOS und der Rechnerarchitektur BeBox bestand. Als Prozessor dienten die Hobbit-CPUs von AT&T. Als diese nicht mehr weiterentwickelt wurden, musste Be sein System neu aufsetzen und verwendete nachfolgend PowerPC-Prozessoren. Ebenso wurde BeOS für die konkurrierenden PowerPC- sowie Intel-Pentium-Rechner angepasst.
Dank dieser Cross-Plattform-Strategie sowie der Multithreading-Architektur und "Medienfreundlichkeit" von BeOS konnte der Hersteller insbesondere Entwickler digitaler Medien und Technik-Fans für sich gewinnen. Anwendern konnten mit BeOS mehrere Videos gleichzeitig ablaufen lassen, ohne dass es ruckelte oder gar das Systems abstürzte wie dies bei Pentium-II-Rechnern durchaus geschehen konnte.
Palm gibt BeOS auf
Leider ließ sich mit BeOS nie viel Geld verdienen, und Verkaufsverhandlungen mit Apple Mitte der 90er Jahr scheiterten am Preis. Stattdessen erwarb Apple den Anbieter NeXT und dessen Betriebssystem und holte damit zugleich den zwischenzeitlich abtrünnig gewordenen Steve Jobs wieder ins Unternehmen. Be wurde schließlich 2001 an den Handheld-Hersteller Palm verkauft, der die Entwicklung bald darauf einstellte.
Die Fangemeinde hält BeOS über Websites wie BeBits.com aber bis heute am Leben. Nachdem Palm das Betriebssystem aufgegeben hatte, machte sich eine Reihe Open-Source-Projekte an den Umbau des nun inoffiziell genannten OpenBeOS. Dabei entstanden Be-kompatible Programmierschnittstellen für Linux or BSD, die wiederum unter Namen wie Blue-Eyed OS kursierten. Da Palm kein Interesse an einer Patentklage hatte, konnte die BeOS-Gemeinde schließlich einen neuen Namen für den Nachfolger suchen: Haiku (mehr zu Be und BeOS finden Sie hier).
Der Geist von Windows 95
Viel wurde bei der Freigabe von Windows 95 über den Wechsel vom 16- zum 32-Bit-Computing geredet. Doch letztlich sollte der millionenschwere Marketingrummel die technische Debatte völlig übertönen. Dabei schätzen Anwender damals durchaus die Neuerungen im PC-Betriebssystem, mit denen der Hersteller DOS und 32-bit Windows in einer Art Symbiose vereinte. So entfiel beispielsweise bei der Dateispeicherung die von DOS auferlegte Begrenzung auf acht Zeichen für den Namen, getrennt durch einen Punkt, gefolgt von drei Zeichen für die Dateinamenserweiterung.
Erfreulich für den Benutzer war auch die tiefer in das System integrierte grafische Benutzeroberfläche. Mit ihr ersetzte der Hersteller den bisher in Windows 3.x genutzten Datei-Manager durch den neuen Explorer und führt beispielsweise das Startmenü und die Taskleiste ein.
Vor allem aber sollten die vormals gefürchteten Programmabstürze, die gern kurz vor dem Speichern passierten, seltener werden. Allerdings konnte auch Windows 95 für erhebliche Bauchschmerzen sorgen, wobei die Bandbreite der Ärgernisse reichte von Kompatibilitätsproblemen zu Windows 3.11 und DOS bis zu Stabilitätsproblemen und zufällig auftretenden Fehlermeldungen reichte.
Als Ursache für einen Systemabsturz erhielt der Nutzer nun nicht die Meldung "Unavoidable Application Error" (UAN), sondern "General Protection Fault" (GPF), welche auf eine allgemeine Schutzverletzung beim Speicherzugriff verwies. Auch sollte Microsoft sein PC-Betriebssystem noch zweimal überarbeiten müssen, bis sich USB-Slots, die sich damals zu verbreiten begannen, zuverlässig nutzen ließen. Dennoch blieb Windows 95 ein Wendepunkt in der weiteren Geschichte von Windows. (Mehr zu Windows 95 finden Sie hier).
X Window System - Vergessen, aber nicht verschwunden
Das X Window System (kürzer: X Window oder einfach X) ist kein Betriebssystem, sondern ein Netzwerkprotokoll und eine Software, die Fenster auf Bitmap-Displays auf den meisten Unix-Betriebssystemen und OpenVMS ermöglicht. Aber wir erwähnen es hier dennoch, weil seine Erschaffer dereinst ein Manifest verfassten, das bis heute seine Gültigkeit behalten hat.
Während IBM Microsoft um 1984 den Markt verändern sollten, beschäftigten sich die MIT-Wissenschaftler Bob Scheifler und Jim Gettys mit einem grundlegenden Problem von PC-Software: ihrer hohen Komplexität. Sie riefen dazu auf, nicht jede coole Idee um ihrer selbst willen und ohne sorgfältige Prüfung im Betriebssystem zu verewigen. Auch solle man die Gestaltung der Benutzeroberfläche dem Anwender überlassen.
Genau diesen Vorgaben sollte X erfüllen, indem es eine Brücke zwischen dem Unix-Kernel und der Benutzeroberfläche schlug. Es überrascht daher eigentlich, dass man heute nichts mehr viel von X hört. Dies liegt vielleicht daran, dass es sich nur schleppend weiterentwickelt hat: Kamen in den ersten vier Jahren seit der Freigabe allein elf 11 Iterationen auf den Markt, brachte es die Entwicklergemeinde in den folgenden 21 Jahren gerade einmal bis zur Version 11.7.4 (mehr Informationen stellt auch die X.Org Foundation bereit).
Trotzdem ist X nicht verschwunden, sondern noch heute unter der Oberfläche vieler Betriebssysteme aktiv- vor allem bei den freien Unix-Derivaten und Linux sowie den Versionen Panther, Tiger und Leopard der Mac OS X Familie (mehr zu X Window System finden Sie hier).