Zapfenstreich

18.12.2003
Kann es wirklich wieder besser werden?

Geschafft! Wieder ein Rekordpleitejahr überlebt, mehr oder weniger. Während sich in Berlin der Kanzlerwahlverein mit seiner Scheinopposition über die Steuergeschenke an Spitzenverdiener einigen, hetzen im Rest der Republik die jahresendzeitlichen Last-Minute-Konsumenten hinter den Resten des verbliebenen Weihnachtsangebots her. Eine Art Flohmarkt für ignorierte Sonderangebote. Die Schnäppchenanzeigen wiederholen sich schon so penetrant, als handele es sich um das Fernsehprogramm zur Weihnachtszeit. Hier noch ein DVD-Spieler für 59 Euro, ein Scanner für 49 und ein Markendrucker zu 39 Euro. Anscheinend kauft die Geschenkfraktion noch immer nicht genug in den Techniktempeln des Umlands, oder ist man schon wieder der Meinung, dass alles einen Markt hat, wenn es nur billig genug ist.

Die Leute haben genug von Lowend-Produkten, so scheint es.

Da verstauben Multimedia-Rechner bei Aldi und Flachbildschirme schimmeln bei der Konkurrenz neben wässrigen Billig-Äpfeln, während gute Modelle kaum zu liefern sind.

Festzuhalten bleibt, dass während das Niveau der Produkte weiter sinkt, die Ansprüche unserer Klientel wieder steigen.

Bestes branchenfremdes Beispiel, die Weigerung Harald Schmidts nach der Machtübernahme bei SAT.1 durch die Werbe- und Meinungsindustrie weiterhin den Pausenclown zu geben, löste einen Sturm der Entrüstung aus. Über 100.000 virtuelle Unterschriften innerhalb einer Woche, gar eine Demo in München, an sich ein Paradoxon, die sich für qualitativ hochwertige Unterhaltung aussprechen. Wäre es nicht Schmidt, könnte es für einen Werbegag gehalten werden. Wenn Schmidt zum Bayerischen Rundfunk wechselt, hätte er auch bei Sabans Truppe bleiben können, würde Dieter Hildebrandt sagen. Genauso wenig wie billige Unterhaltung will der Kunde 2004 sonstige Billigprodukte. Die Zeit der Resteverwertung über Ebay nähert sich ihrem Ende.

Die Billigklientel ist inzwischen so tief gesunken, dass sie als Zielgruppe kaum noch erreicht werden kann. Fernsehspots und Flugblattaktionen für jeden Haushalt, möglichst bunt und mit Hinweis auf die hervorragenden Testergebnisse in Deutschlands unabhängigstem Fachblatt für Computertechnologie. Da ist dann schon Schluss.

Wo an der Qualität gespart wird, wo billiger Produzieren Unternehmenskultur ist, wird der falsche Weg beschritten.

Fortschritt ist, wenn sich die Lebensqualität erhöht und nicht, wenn das Überleben billiger wird.

Mein Fazit: Ist ein Schnäppchen wirklich noch ein richtiges Schnäppchen, wenn es gar nichts anderes mehr gibt? Angenehmes Grübeln, frohe Festtage und guten Rutsch.

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler in Rheinland-Pfalz.