Workshop: DVB-S aufnehmen und brennen

31.07.2006 von Christian Grugel
DVD-Recorder mit DVB-S-Tuner sind nach wie vor nicht in Sicht. Mit DVB-S-Festplatten-Receivern kann man zwar Filme aufnehmen, aber keine DVDs brennen. Unsere Kollegen der Digital.Wold zeigen wie es mit einem PC klappt.

Was für Analog-TV- und für DVB-T-Nutzer ein alter Hut ist, ist für Fans des digitalen Satellitenfernsehens keine Selbstverständlichkeit: TV-Sendungen programmiert und in bestmöglicher Qualität aufzuzeichnen und auf DVD zu archivieren. Die Lösung sind DVB-S-Receiver mit integrierter Festplatte und passender Schnittstelle für den Datentransfer zum PC respektive Notebook.

Zuerst klären wir die Voraussetzungen, dann zeigen wir exemplarisch den Transfer der Daten vom Receiver zum PC an drei DVB-S-Receivern um schließlich zum Schnitt mit Project X und Mastering mit DVD Author und damit zur fertigen DVD zu kommen.

VOM DVB-S-HDD-RECEIVER AUF DEM PC: Um der gespeicherten Datenmassen Herr zu werden, haben sich die Hersteller von Satelliten-Receivern mit Festplatten mehrere Lösungen einfallen lassen: Kathrein, Technisat und viele andere statten ihre Geräte mit einer USB-Schnittstelle aus. So können die Daten zunächst auf den PC überspielt, anschließend bearbeitet und zum Schluss als Video-DVD archiviert werden.

Damit die Kommunikation via USB gelingt, sind jeweils passende Treiber sowie eine spezielle Transfer-Software für den PC nötig. DVB-Festplatten-Receiver, die sich automatisch als Wechselmedium am USB-Port zu erkennen geben, bleiben die Ausnahme.

Praktisch: Der USB-Anschluss mancher Receiver (Technisat Digicorder S2, Siemens M 750 S) verfügt über die USB-Host-Funktionen: Hier lassen sich (viele, längst nicht alle) externe USB-Festplatten direkt an den Receiver anschließen. Nach dem Umstecken der Festplatte an den PC können Sie Ihre Aufnahmen hier verarbeiten und auf DVD brennen.

Stellvertretend für die Gruppe der Linuxbasierten DVB-Festplatten-Receiver stellen wir die Dreambox 7025 vor, die mit einer 100-MBit-Ethernet-Schnittstelle ausgestattet ist. Für den Datentransfer zum PC werden weder spezielle Treiber noch proprietäre Software benötigt. Ein PC mit Netzwerkanschluss sowie ein FTP-Client reichen aus.

Vorarbeiten

EINE FRAGE DES FORMATS: Nach dem Transfer auf den PC liegen die Aufnahmen meist als MPEG-TS-Datei (MPEG Transport Stream) vor. Die MPEG-TS-Dateien dienen als Universal-Container für die gesendeten Datenströme und können neben den Videodaten mehrere Audio- und Videotextströme enthalten. Als vorrangiger Audiostandard kommt MP2 (MPEG 1 Layer 2 Audio) zum Einsatz.

Manche Sender, beispielsweise ARD, ZDF, Pro Sieben, Sat.1 und seit kurzem auch RTL, strahlen zusätzlich Dolby-Digital-Ton aus – teils sogar im 5.1- Format. Nach dem Herausschneiden der Werbeblöcke bietet ein DVD-5-Rohling oft ausreichend Platz für zwei Filme à 90 Minuten. Lediglich bei überlangen Filmen mit Dolby-Digital-5.1-Ton bleibt es bei einem Film pro Rohling.

VORARBEITEN: Um die MPEG-TS-Dateien weiterverarbeiten – sprich: schneiden und anschließend als Video-DVD brennen – zu können, müssen die enthaltenen Datenströme zunächst in separate Dateien aufgesplittet werden (Demultiplexen). Dazu bietet sich das Java- Tool „ProjectX“ an, das Sie kostenlos hier herunterladen können. Neue Versionen des Tools erscheinen zunächst im Quellcode.

Um eine ausführbare Programmdatei zu erhalten, müssen Sie sie zuvor noch kompilieren. Alternativ finden sich im Netz beispielsweise unter www.doom9.org oder unter www.filmklinik.de/software fertige Programmdateien. Auf jeden Fall bedarf es aber einer installierten Java-Runtime, die Sie unter der Adresse www.java. com/de/download/manual.jsp herunterladen können.

FAT32 FORMATIEREN: DVB-S-Festplatten-Receiver mit USB-Host-Funktion setzen meist FAT32 als Dateisystem der externen Festplatte voraus. Aber: Mit XP-Bordmitteln lassen sich Festplatten nur mit maximal 32 GB großen FAT32-Partitionen formatieren. Bewährt hat sich die Shareware Partition Star von Star-Tools ( www.star-tools.com). Die 30-Tage-Testversion arbeitet ohne Einschränkungen.

Dreambox 7025

Die Dreambox 7025 ist mit einer 100-MBit-Ethernet-Netzwerkschnittstelle ausgestattet. Dementsprechend flott (kompletter Film in 5 bis 10 Minuten) gelingt der Datentransfer auf den PC.

An einem Router mit DHCP-Unterstützung angeschlossen, genügt es, im On-Screen-Menü der Box unter „Einstellungen/System/ Netzwerk“ die Funktion „Adresse automatisch beziehen (DHCP)“ einzuschalten. Alternativ ist die Eingabe einer festen IP-Adresse möglich.

Der Datentransfer auf den PC erfolgt via FTP-Protokoll. Eine kostenlose und komfortable Lösung ist der Filezilla-Client ( http://sourceforge.net/ projects/filezilla). Um sich via FTP bei der Box einzuloggen, geben Sie im Filezilla-Client im Feld „Adresse“ zunächst die zugewiesene IP-Adresse ein. Als Default-Benutzer ist auf der Dreambox „root“ eingestellt; als Passwort geben Sie „dreambox“ ein.

Die Mitschnitte im MPEG-TS-Format liegen im Unterordner /media/hdd/movie/ und lassen sich bequem via Drag & Drop in das gewünschte Zielverzeichnis auf den PC transferieren.

Kathrein UFS 821

Für den Datentransfer zum PC steht beim Kathrein UFS 821 eine integrierte USB-2.0-Schnittstelle zur Verfügung. Passende USB-Treiber nebst Transfer-Software finden sich im Support-Bereich der Kathrein-Homepage unter www. kathrein.de/esc-kathrein/ download/ufd/firmware_ufs821.cfm.

Im Vergleich zur Konkurrenz überrascht der „DVRManager“ nach der Installation mit einer ausgesprochen übersichtlichen und intuitiv zu bedienenden Programmoberfläche: Ein Startcenter ermöglicht zunächst die Wahl der gewünschten Medienkategorie.

Ein Klick auf „Aufnahmen“ zeigt die gespeicherten TV-Mitschnitte dann in einer übersichtlichen Listendarstellung inklusive Vorschaubild an. Ein weiterer Klick auf einen Listeneintrag fördert zusätzlich eine kurze Inhaltsangabe zur jeweiligen Aufnahme zutage. Dank der geteilten Bildschirmansicht gelingt der Datenaustausch zwischen Recorder und PC komfortabel via Drag & Drop.

Erfreulich: Die Mitschnitte landen im MPEG-TS-Format auf dem PC und lassen sich direkt mit Project X weiterverarbeiten. Das ist nicht wirklich verwunderlich: Auch die Kathrein-Firmware basiert auf einem Linux- System.

Digicorder S2

Der Digicorder S2 von Technisat begnügt sich mit einer USB-1.1-Schnittstelle. Mit einem speziellen USB-Host-to-Host-/USB-Link- Kabel, das sich mit entsprechenden Treibern als virtuelles (USB)-Netzwerk konfigurieren lässt, können Sie die gemächliche Datenübertragung einrichten.

Empfehlenswert ist hier das Technisat-USB-Kabel (Artikelnummer 0000/3629) für 16 Euro. Der Recorder nutzt eine statische IP-Adresse (192.168.3.11), so dass Sie der virtuellen USB-Netzwerkkarte unter Windows eine passende IPAdresse aus dem Bereich 192.168.3.x zuordnen müssen.

Beim Datentransfer wird der Datenstrom automatisch demultiplext. Bei der anschießenden Bearbeitung der im PES-Format gespeicherten Dateien mit Project X müssen Sie unbedingt darauf achten, dass zuerst die Videospur (*.VID) und anschließend die Audiospuren (*.AUX1; *.AUX2...) importiert werden.

Deutlich komfortabler gelingt das Überspielen der Mitschnitte, wenn eine externe USB-Festplatte angeschlossen ist. Diese muss zwar mit FAT32 formatiert sein, aber dann kann der Receiver direkt auf die Festplatte aufzeichnen.

Project X

Project X kümmert sich nicht nur um das Demultiplexen und um die DVD-konforme Aufbereitung der mitgeschnittenen Transportströme, sondern bietet inzwischen auch brauchbare Schnittfunktionen:

Im ersten Schritt laden Sie die zu bearbeitende Aufnahme mittels Klick auf die „Plus“- Schaltfläche (1) in die Dateiliste (2) . Zum Trimmen respektive Schneiden der Aufnahmen fahren Sie mithilfe des Schiebereglers (3) unter dem Vorschaufenster an die gewünschte Position. Die Feinjustierung erledigen Sie mithilfe der Pfeilsymbole (4). Damit das Vorschaufenster möglichst verzögerungsfrei aktualisiert wird, können Sie zusätzlich die „Vorschaubeschleunigung“ (5) aktivieren, die Sie rechts unter der Rubrik „Verschiedenes“ auf der Registerkarte „Settings“ finden.

Schnittpunkte setzen Sie mittels der rosa eingefärbten „Plus“-Schaltfläche (6) unmittelbar rechts neben den Pfeilsymbolen. Sie markieren jeweils die Sequenzen, die nach dem Schnitt erhalten bleiben sollen. Besonders bei Sendungen im Breitbildformat müssen Sie beim Setzen der Anfangs- und Endschnittmarken darauf achten, dass das geschnittene Video später nicht sowohl 16:9- als auch 4:3-Frames enthält. Werbeunterbrechungen sind kritische Stellen. Bei wechselnden Bildformaten sind Probleme beim DVD-Authoring ansonsten vorprogrammiert, denn der DVD-Standard erlaubt keine Formatwechsel innerhalb eines Titels.

Project X blendet das Bildformat des aktuellen Frames (7) unterhalb des Vorschaufensters ein. Besonders komfortabel gelingt das Schneiden mit Project X, wenn Sie zusätzlich unter der Rubrik „Verschiedenes“ zur Registerkarte „CutViews“ (8) wechseln. Project X zeigt daraufhin jeweils die letzte Schnittmarke als Miniaturvorschau an. Um das Demultiplexen der Aufnahmen zu starten, klicken Sie zunächst auf „anpassen“ (9). Im „Prozessfenster“ wählen Sie unter „Aktion“ die Option „demultiplex“ (1) aus und klicken abschließend auf die Play-Schaltfläche (2) .

DVD Author

Um die bearbeiteten Dateien in eine DVD-konforme Struktur zu bringen, sind weitere Arbeitsschritte und Tools nötig. Sofern Sie auf DVD-Menüs verzichten können, leistet die Freeware „DVDAuthorGUI“ ( www. videohelp.com/~liquid217/dvdauthorgui.pl) gute Dienste. Für anspruchsvollere Projekte ist TMPGEnc DVD Author 2.0 von Pegasys ( www.pegasys-inc.com; ca. 74 Euro) eine gute Wahl. DVD Author bietet den Vorteil, dass die importierten Einzeldateien ohne verlustbehaftetes Re-Encoding weiterverarbeitet werden können. Für den Fall, dass der Speicherplatz auf der DVD einmal nicht ausreicht, steht zusätzlich – wie bei DVD-Kopier-Tools – eine Transcoder-Engine zur Verfügung, die das Material in kürzester Zeit entsprechend komprimiert.

Die Bedienung geht leicht von der Hand: Legen Sie zunächst im Startfenster unter der Rubrik „Projekt-Optionen“ ein neues Projekt an. Im Schritt „Import“ sehen Sie in der links eingeblendeten Übersicht bereits einen leeren Titel (1). Mittels „Track hinzufügen“ (2) können Sie jederzeit weitere Titel anlegen. Um die Titel mit Videomaterial zu füllen, markieren Sie zunächst den gewünschten Titel und klicken anschließend auf „Datei importieren“ (3) . Im Auswahldialog wählen Sie nun die demultiplexte Videospur aus. Gleichnamige Audiospuren werden automatisch mit ausgewählt.

Im anschließend eingeblendeten „Clip einfügen“-Fenster haben Sie nun die Möglichkeit, Kapitelmarken einzufügen. Dazu wechseln Sie zur Ansicht „Schnitt-/ Kapitelbearbeitung“ (1) und navigieren mittels des Schiebereglers (2) an die gewünschte Stelle; ein Klick auf „Kapitel hinzufügen“ (3)setzt dann eine Kapitelmarkierung. Alternativ können Sie eine bestimmte Anzahl Kapitel oder eine Zeitspanne vorgeben, wonach TMPGEnc DVD Author automatisch Kapitelmarken einfügt. Dazu klicken Sie auf den Button „Schnelles Kapitel-Einfügen“ (4) und wählen anschließend die gewünschte Aktion aus. Im nächsten Schritt „Menü“ startet nun ein DVD-Menü-Assistent, der Sie Schritt für Schritt durch die Menü-Erstellung führt. Haben Sie sich für ein Layout entschieden, können Sie anschließend immer noch Text- und LayoutÄnderungen vornehmen, indem Sie auf das jeweilige Element doppelklicken.

Im letzten Schritt „Ausgabe“ (1) erstellt DVD Author schließlich einen „Video_TS“-Ordner. Alternativ besteht die Option, die Daten direkt auf eine Video-DVD zu brennen („Nach der Erstellung auf DVD brennen“ (2)). Sofern Ihre Zusammenstellung den auf der DVD verfügbaren Speicherplatz überschreitet, sorgen die „Transcodierungs- Einstellungen“ (3) automatisch für die nötige Anpassung der Videobitrate. Ein abschließender Klick auf „DVD-Erstellung starten“ (4) leitet den Ausgabeprozess ein. Komfortabel, aber nicht kostenlos erledigt das auch die Software DVR-Studio Pro. (digitalworld/cm)