Arbeiten im Urlaub oder Urlaub beim Arbeiten? Die einschlägigen Berichte in den Konzern-TV-Sendern über die "Arbeitsplätze" in Madeira oder Ganzweitweg irgendwo zwischen Palmen, Mücken und der Armut dort lebender Bevölkerung, hat für mich eher etwas von Disneyland und Wahlversprechen. Während einige das "moderne Arbeiten" erst in der Corona-Zeit kennenlernen durften, ist es für Soloselbstständige und Dienstleister längst Normalität.
Unrealistische Auswüchse
Doch zuhause arbeiten kann eine Qual sein und Kosten, Stress sowie Konflikte mit Mitbewohnern verursachen. Deshalb ist für nicht wenige Zeitgenossen das Arbeiten im Büro eine Art Urlaub von Störungen wie Waschmaschinen, Paketboten, Kindergeschrei, Katzen auf dem Schreibtisch oder das non-virtuelle Geschnatter - aka Chat - von nebenan. Und abends hacken im TV frisch graduierte Singles bei untergehender Sonne in Badehose und Shirt irgendwelches Zeugs in den Laptop.
Ist das der moderne Workplace der allerletzten Generation? Cocktails und Party at your fingertips, WLAN, Glasfaser und Flugplatz in der Nähe - und am Wochenende schnell mal nach Hause fliegen, um Mutti die Wäsche zu bringen? Geld scheint ja kein Problem zu sein und wenn es keinen Spaß mehr macht oder der Job weg ist - das Kinderzimmer ist ja noch frei. Ob da etwas Neid durchbricht? Mit Sicherheit!
Modernes Arbeiten
Und genau diese Sicherheit ist das größte Problem an der vermeintlichen Freiheit des "New Work". Es gibt sie eigentlich nur, wenn man mit seinem deutschen Arbeitgeber die "Workation" vertraglich vereinbart hat. Sachen wie Arbeitszeiten, Kosten, Dauer und wann gegebenenfalls eine Rückkehrpflicht geboten ist, sollten unbedingt vorab geklärt werden. In Sachen Sozialversicherung ist man in der EU ziemlich geschützt, es sei denn, man ist als "Freelancer" unterwegs.
Was für die Yuppies 2.0 eine gelungene Abwechslung ist und vorübergehend Freiheit und Spaß bedeuten kann, bringt mit zunehmendem Alter und sich manifestierendem Realitätssinn einige Komplikationen mit sich. Wer Familie hat oder plant, kann theoretisch auch auf den Malediven, Madeira oder in Vietnam glücklich werden, aber ist das auch verantwortungsvoll? Was passiert, wenn Selbstständige im Ausland arbeitslos werden? Auch die Jobsuche gestaltet sich schwierig - vom Strand aus.
Mein Fazit:
Workation muss man sich leisten können. Für Singles in kreativen Berufen eine reizvolle Alternative, wenn das Umfeld, die Finanzierung und der Arbeitgeber oder die Auftragslage langfristig passen.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare aus über 25 Jahren "CP-Querschläger" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.
Mehr zum Thema "Moderner Arbeitsplatz" finden Sie hier, einen "Workation"-Erfahrungsbericht gibt es hier.