Sven Hoge, Ipswitch

Worauf Händler beim Einsatz von "Wearable"-Technologien achten sollten

13.01.2014 von Sven Hoge
Wie der Fachhandel an neuen Technologien partizipieren kann, erklärt Sven Hoge, Channel Manager der Network Management Division beim Netzwerk-Software-Hersteller Ipswitch, am Beispiel von "Wearable"-Technologien.

Die diesjährige CES weist den Weg für einen neuen Star unter den Technologie-Trends. Viele Spotlights waren in Las Vegas auf sogenannte "Wearable Technologies" gerichtet. Es gibt mittlerweile viele Vorstöße von vernetzten Geräten, die unser Leben optimieren sollen: Die Sony SmartWatch kündigt eine auf dem Telefon empfangene SMS durch sanftes Vibrieren an, Armbänder wie das Fuelband+ SE von Nike zeichnen die körperlichen Aktivitäten ihres Trägers auf, verarbeiten sie und sollen so zu einer gesünderen Lebensweise motivieren. Galaxy Gear, die Nissan-Smartwatch, Google Glass oder vielleicht bald die iWatch. Technologie, die sich am Körper des Benutzers befindet, ist der neueste Trend in der Hightech-Welt. Nach Schätzungen von Juniper Research wird der weltweite Markt für diese "Geräte zum Anziehen" in diesem Jahr ein Umsatzvolumen von 1,4 Milliarden Dollar erreichen. Bis 2018 soll er dann sogar auf 19 Milliarden Dollar wachsen.

BYOD ist für Unternehmen schon länger ein heißes Thema und eine große Anzahl verfügt bereits über BYOD-Richtlinien. Somit scheint der Einzug auch dieser "wearable devices" am Arbeitsplatz nur eine Frage der Zeit zu sein. Auch wenn Wearable Technology bisher nur langsam Verbreitung findet, vermuten Marktforscher, dass sie in Zukunft genauso alltäglich sein wird wie es Laptops heute sind. Sie prognostizieren nicht nur einen Trend, sie sehen - ähnlich wie die Elektronikmesse CES - darin einen Megatrend. Der Grund: Für viele Berufe können sie einen hohen Nutzen bieten. Wearable-Geräte geben beispielsweise Ärzten und Vermessungstechnikern die Möglichkeit, freihändig und von überall auf Informationen zuzugreifen und spezielle Anwendungen zu nutzen. Das kann ihre Arbeit effizienter, genauer und sicherer machen. Gerade in der Nachfrage nach Echtzeitdaten sehen Marktbeobachter wie Gartner den besonderen Treiber. Gartner prognostizieren, dass sich der Markt für "wearable, wireless devices" von 14 Million in diesem Jahr auf 171 Million in 2016 entwickeln wird.

Für IT-Fachhändler macht es Sinn, sich mit diesem Trend frühzeitig zu beschäftigen. Es ist davon auszugehen, dass die neuen Geräte erhebliche Auswirkungen auf Unternehmensnetzwerke haben werden. Beratung ist also gefragt, die Kernkompetenz des Fachhandels. Händlern bieten sich neue Chancen, wenn sie die technischen Herausforderungen, mit denen sich ihre Kunden konfrontiert sehen, meistern und auch für organisatorische Fragen Lösungsvorschläge anbieten können. Vor allem in Sachen Sicherheit und Netzwerkperformance bietet die Elektronik zum Anziehen Ansätze, bei denen ein Fachhändler, der sich mit der Technologie befasst hat, punkten und Umsätze generieren kann. Um sich in den Trend einzuarbeiten, sollten Reseller besonders auf drei Themen beim Einsatz der neuen Geräte achten.

Die Performance: Viele dieser Wearable-Geräte werden derzeit mit einem vorhandenen Gerät - zum Beispiel einem Smartphone, Tablet-PC oder Laptop - gekoppelt und ersetzen dieses nicht einfach. Die Folge sind zahlreiche zusätzliche Geräte im Netzwerk. Das kann zu einer Überlastung und Reduzierung der Performance des Netzwerks führen. Viele Unternehmen werden daher eine Erweiterung oder Aufrüstung ihres Netzwerks in Betracht ziehen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Die Sicherheitsrichtlinien: Die neuen Geräte können verschiedene Sicherheitsrisiken mit sich bringen. Google Glass kann beispielsweise alles aufzeichnen, was der Träger sieht und auch Smartwatches sind mit einer Kamera und Aufnahmefunktionen ausgestattet. So können ihre Benutzer vertrauliche Dokumente unbemerkt fotografieren oder private Gespräche aufzuzeichnen und diese Informationen an persönliche Geräte außerhalb des Netzwerks übertragen. Obwohl diese Szenarien wie aus einem Spionage-Thriller klingen, stellen sie eine reale potenzielle Bedrohung für Unternehmen dar, insbesondere für jene, die mit sensiblen oder personenbezogenen Daten zu tun haben. Erlaubt ein Unternehmen die Nutzung von Wearable-Technology, braucht es klare Richtlinien, aus denen hervorgeht, wer diese Art von Equipment mit an den Arbeitsplatz bringen und damit eine Verbindung mit dem Netzwerk herstellen darf. In ihnen sollte zudem festgelegt sein, in welchen Bereichen es von den autorisierten Personen getragen werden darf. Diese Punkte können die IT-Verantwortlichen problemlos in bestehende BYOD-Richtlinien integrieren.

Die Angreifbarkeit: Bei der Verbindung oder Synchronisierung von Wearable-Technology mit Laptops oder Smartphones können nicht nur sichere Informationen übertragen, sondern auch Viren verbreitet werden. Wearable-Technoloys sind somit ein neuer Angriffsvektor für Attacken von außen auf Unternehmensnetzwerke. Fachhändler sollten ihren Kunden also auch Software für den Schutz von Endgeräten bereitstellen. Mit Hilfe von Endgeräteerkennung lassen sich miteinander verbundene Geräte und damit einhergehende Sicherheitsrisiken ermitteln. Dies kann aufwändig sein, ist jedoch eine wichtige Maßnahme zum Schutz von Unternehmensdaten. Außerdem sollten die IT-Verantwortlichen darauf achten, dass vorhandene Sicherheitslösungen wie Firewalls stets auf dem neuesten Stand sind.

Wearables -
Vuzix M100
Reparatur und Wartung sind neben der Lagerarbeit ein starker Fall für Smart Glasses wie die Vuzix M100. Die Brille nimmt dabei nicht nur wichtige Informationen auf, sondern vermittelt dem Fachmann auch solche.
Vuzix M100 II
Die Datenbrillen zeigen den Mitarbeitern die Position der gesuchten Ware im Lager.
Vuzix M100 III
Die entsprechende Software für die Datenbrillen hat beispielsweise SAP entwickelt.
Marktaussichten
Noch sind Sport-und Fitness-Tracker ganz weit vorn im Wearable-Markt. ABI Research zufolge werden sich bis 2017 aber Smartwatches an die Spitze drängen. Der Gesamtmarkt soll sich bis 2018 ungefähr verzehnfachen
Hands free
Ob im Warenlager, bei der Kommissionierung oder Wartung von Maschinen, erlauben Smart Glasses das freihändige Arbeiten....
Hands free II
SAP hat mit Brillen von Google und Vuzix schon entsprechende AR-Lösungen vorgestellt.
Google
Im Ausland kann sich beim Lesen von Straßenschildern die Übersetzungshilfe von Google Glass bezahlt machen. Gleiches gilt natürlich auch im Lager. Denn Postsprache ist immer noch Französisch.
Google II
Google Glass ist noch gar nicht auf dem Markt, dennoch wurden wie hier von Onoffre Consulting am brasilianischen Instituto Lubeck schon mehrere OPs damit geführt, oft über Hunderte von Kilometern.
Google III
Ein Szenario, das Google für die eigenen Smart Glasses mit integriertem GPS aufzeigt, ist die Navigation einschließlich Anzeige von Mautstellen.
Metaio
AR-Spezialist Metaio hat im September 2013 die erste interaktive Bedienungsanleitung auf Google-Glass-Basis mit neuer 3D-Tracking-Technologie vorgestellt.
Metaio II
Vorläufer der Metaio-Lösung ist die eKurzinformation für Audi.
Navigationsjacke
Ein australisches Unternehmen namens We:Ex (Wearable Electronics) hat unter anderem diese Navigate Jacket entwickelt, welche die Trägerin über optische und haptische Signale sicher zum Ziel führen soll.
BioHarness
Zephyrs Bioharness 3 wird zusammen mit dem PSM Responder ECHO im amerikanischen Profisport zu Trainingszwecken eingesetzt.
Smartwatches
Smartwatches wie die Samsung Galaxy Gear, Sony Smartwatch 2, Pebble und Co. werden meist als reine Consumer-Gimmicks gesehen. Gepaart mit Health oder Fitness Tracking wird daraus aber auch schnell ein B2B-Fall.
Adidas MiCoach
Dieses MiCoach genannte System von Adidas wird unter anderem zum Training der deutschen Fußballmannschaft im Vorfeld der WM 2014 in Brasilien eingesetzt.
Zeiss Cinemizer Oled
Zeiss Bajohr Lupenbrille
Die 3D-Brillen von Zeiss werden unter anderem als Ablenkung bei Angstpatienten eingesetzt.

Letztlich ist ein ordnungsgemäß verwaltetes und überwachtes Netzwerk die Voraussetzung, um Wearable-Technologies sicher in Unternehmen einsetzen zu können. Es ist maßgeblich, dass Unternehmen sowohl über die dazu erforderlichen Systeme verfügen als auch entsprechend geschult sind. Hier kann der Händler als Partner zur Seite stehen und den Weg in die richtige Richtung weisen. Sozusagen als smarter Partner für smarte Technologien. (rw)