Das vernetzte Hotel

Wohlfühlen auf Knopfdruck

28.09.2008
Ein vernetztes Heim reduziert die Energiekosten und steigert den Komfort. Das Amsterdamer Hotel CitizenM benutzt Technologie von Philips, damit sich der Gast wie daheim fühlt.

Ein Bett, ein Schrank, eine Kommode, weiße Vorhänge vor den Fenstern, in der Luft der Geruch verschiedener Reinigungsmittel, im Bad zwei weiße Handtücher, auf der Ablage steht eine Armada kleiner Shampoofläschchen, auf dem Nachttisch neben dem Bett eine Lampe. Knipst man sie an, erstrahlt das Zimmer in hellstem Neonlicht. Wer kennt es nicht, das typische Hotelzimmer. So oder so ähnlich finden es sowohl Geschäftsreisende als auch Städtetouristen auf der ganzen Welt vor. Unterschiede gibt es nur wenige. Die Atmosphäre ähnelt sich in Millionen Hotelzimmern rund um den Globus.

Anders ist es im Citizen M, einem Hotel am Amsterdamer Flughafen. Schon die bunten, unterschiedlich geschwungenen Sessel in der Lobby haben mit der typischen Hoteleinrichtung wenig gemeinsam. Betritt man eines der vielen Zimmer, blickt man aus der riesigen Fensterfront in den Himmel über dem Flughafengelände. Ein extra Badezimmer gibt es nicht, die gläserne Dusche steht auf dem braunen Parkettfußboden mitten im Raum, ebenso das weiße Waschbecken sowie das schneeweiß bezogene Bett. Schaltet man das Licht ein, hat man den Eindruck von Sonnenstrahlen, die das Zimmer durchströmen. Bedient man die kleine Fernbedienung, die auf dem Nachttisch liegt, wechselt das Licht zu heller Arbeitsatmosphäre oder angenehmen Dämmerlicht.

"Jeder Gast kann die Atmosphäre des Raumes mit der Fernbedienung seiner Stimmung anpassen", sagt Arnold Stokking, Senior Vice President Business Group Hospitality bei Philips. Zur Auswahl stehen "Business", "Party", "Relax" oder "Romance". Ein Klick reicht und das Licht verändert sich im ganzen Raum.

Seit Juni dieses Jahres setzt das Citizen M als erstes Hotel das allumfassende Wohlfühlkonzept mit dem Namen "Ambient Experience" aus dem Hause Philips ein, um den Kunden eine individuelle Atmosphäre zu bieten und sich so von anderen Hotelketten abzuheben.

"Licht beeinflusst unsere Stimmung enorm", sagt Stokking, es gebe das passende Licht zum produktiven Arbeiten und das passende Licht zum Entspannen, außerdem Licht, das wach, und Licht, das müde mache. Wichtig sei aber vor allem, dass Hotels sich auf ihre Zielgruppe einstellen, denn "Ein Kunde hat keine Lust, bei jedem Besuch erneut den Lichtschalter zu suchen oder den Fernseher neu bedienen zu lernen. Alles muss sich intuitiv ergeben." In Amsterdam wird deshalb das "MoodPad" eingesetzt. Mit dieser Fernbedienung können die Besucher nicht nur das Lichtkonzept einstellen, sondern auch die Temperatur und die Musik dazu auswählen. Auch der Flat-Screen an der Wand wird darüber bedient.

Sparen durch Komfort

Nicht nur der Besucher profitiert davon, auch für das Hotel ist die von Philips eingesetzte Technologie, die zunächst vielleicht kostspielig erscheint, ein Vorteil. Alle Technik, von den Fernsehprogrammen bis zur Temperatureinstellung, steuert zentral ein Server. "Das kann bis zu 50 Prozent der Personalkosten sparen", sagt Stokking. Außerdem sei es für ein Hotel komfortabel, alles aus einer Hand zu bekommen, sagt er, für den Kunden sowieso.

"Es ist nicht mehr genug, die ganze Technik einfach nur da zu haben, sie muss aufeinander abgestimmt sein." Ein besonderes Bonbon gibt es für Stammgäste des Hotels. Das System merkt sich, welche Einstellungen sie bei ihrem letzten Besuch gewählt haben und schlägt dieselben auch für ihren nächsten Besuch vor. Lieblingsbeleuchtung, angenehme Raumtemperatur und die bevorzugten Fernsehprogramme sind so schon bei ihrer Ankunft voreingestellt. Dass die Entwicklung, sich individuell auf den Kunden auszurichten, den Hotelmarkt revolutionieren wird, davon ist Stokking überzeugt.

Citizen M hat mit der Filiale so gute Erfahrungen gemacht, dass die Eröffnung einer zweiten in der niederländischen Hautstadt bevorsteht. Auch mit anderen Hotelketten arbeitet Philips an der Zukunft. Mit NH Hotels startet Philips gerade eine zweijährige Studie - ebenfalls in Amsterdam. In einem Zimmer werden spezielle Licht-, Audio/Video- und Bedienungskonzepte eingesetzt, die Gäste anschließend nach ihren Erfahrungen und Verbesserungswünschen gefragt.

"Unsere Forscher arbeiten ständig an den verschiedensten Konzepten um das Wohlfühlen im Hotel zu verbessern. Nun haben Sie eine hervorragende Möglichkeit, diese Konzepte unter realistischen Bedingungen in der Praxis auf ihre Tauglichkeit zu testen", so Stokking.

Grundsätzlich gebe es für die Zukunft nämlich eine ganze Palette von Möglichkeiten, sagt Stokking, weit über die hinaus, die Citizen M eingebaut hat. Eine wichtige Zielgruppe könnten auch ältere Menschen oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen sein, die nicht aufs Reisen verzichten wollen. Vom Lichtkonzept bis hin zu medizinischen Leistungen benötigen beide Gruppen eine spezielle Infrastruktur, die in Hotels durchaus vorstellbar ist. Letztlich sei sogar ein Badezimmer denkbar, das Werte wie Gewicht oder andere Körperdaten automatisch ermittelt. "Was jedoch sinnvoll ist und was nicht, entscheiden die Gäste", erklärt Stokking, "wir setzen es nur um." (go)