Die eigenen Apps auf konkurrierende Mobile-Plattformen zu bringen war nur der Anfang: Jetzt, wo Unternehmen diese verwalten müssen, hofft Microsoft ihnen dabei behilflich sein zu dürfen.
Auf den ersten Blick erscheint Microsofts Strategie im Mobile-Umfeld bruchstückhaft. Auf der einen Seite hat sich Windows 10 dahin entwickelt, dass es sowohl PCs, Tablets und hybride Geräte unterstützt - solche von Drittanbietern wie auch die Microsoft-eigenen Devices Surface Pro und Surface Book. Und trotz eines winzigen Marktanteils investiert die Company weiter in die Weiterentwicklung von Windows Phone, nämlich das Betriebssystem und die Hardware, wobei einige Geräte nun auch als ultraportable PCs funktionieren können.
Gleichzeitig, nachdem die Company Jahre lang rivalisierende Plattformen gemieden hatte, bemüht sich Microsoft aggressiv, seine Software auf iOS- und Android-Devices zu bringen. Begonnen hatte dieser neue Schachzug vor etwas weniger als zwei Jahren mit der Vorstellung der wichtigsten Office-Apps (Word, Excel und Powerpoint) für das iPad. Mittlerweile weitete sich die Portierung auf eine Vielzahl von Anwendungen wie Outlook, OneNote und Office Lens aus. Die jüngste Ergänzung "Microsoft Apps", im Wesentlichen ein Katalog der für Android verfügbaren Apps, ist möglicherweise der erstaunlichste Schritt für Microsoft. Eventuell aber auch der signifikanteste.
Microsofts Zug Richtung konkurrierende Mobile-Plattformen stellt eine deutliche Verschiebung der ausgeübten Taktik noch vor wenigen Jahren dar. Als Windows Phone vorgestellt wurde, bot die Plattform die einzige Möglichkeit, Office auf Smartphones zu nutzen. Dann wartete die Company solange damit, Office auch für andere Plattformen verfügbar zu machen, und öffnete damit einer Reihe von Alternativen Tür und Tor. Selbst der erste Vorstoß mit Office für iOS - eine ziemlich anämische iPhone-App - schien eine deutliche Message zu senden: Wer eine wirklich funktionierende mobile Version von Office möchte, muss Windows Phone (oder später Windows 8) kaufen.
Dann trat CEO Steve Ballmer zurück und machte Platz für Nachfolger Satya Nadella und dessen Vision "Mobile First, Cloud First". Das war der Wendepunkt in Microsofts Ansatz zum Thema Mobile. Nadellas Ziel, Office auf jedes mögliche Gerät zu bringen, machte aus einem sehr guten Grund Sinn - es war klar, dass Office Gefahr lief, in den meisten Unternehmen durch eine andere Lösung ersetzt zu werden, wenn Microsoft nichts unternimmt.
Surface Book 2 Relativ überraschend stellte Microsoft Ende Oktober 2017 das Surface Book 2 vor. Das gleicht seinem Vorgänger rein äußerlich fast bis aufs Haar. Dafür wurde das Innenleben ordentlich aufgemöbelt - unter anderem mit den i7-Prozessoren der achten Generation. Das Scharnier ("Hinge") weist nun Keramik-Elemente auf, auch das Surface Dial wird jetzt unterstützt. Die wichtigste Neuerung beim Surface Book 2 bleibt zunächst den USA vorbehalten: Das 15-Zoll-Modell.
Zuwachs für die Surface-Familie Neben dem Windows 10 Creators Update stellt Microsoft im Oktober 2016 in New York auch ein neues Surface-Device vor. Das Surface Studio will den All-in-One-PC neu interpretieren, kommt mit Touch-Unterstützung und einem neuartigen Eingabegerät - dem Surface Dial. Das neue AiO-Surface ist ein direkter Angriff auf Apples iMac 5K. Daneben zeigt Microsoft auch eine neue, leistungsstärkere Version des Surface Book.
Windows 10 Creators Update Ende Oktober 2016 präsentiert Microsoft das nächste Update für Windows 10. Das "Creators Update" soll ab Frühjahr 2017 auf sämtliche Windows-10-Devices kommen. Eines der wichtigsten Updates: Mit Paint 3D soll künftig Jedermann in der Lage sein, 3D-Grafiken ganz einfach zu erstellen, zu bearbeiten und zu teilen. Für künftige Mixed-Reality-Erfahrungen steht nicht nur Microsofts Hololens zur Verfügung, sondern auch verschiedene VR-Devices von Microsoft Partnern, wie HP, Dell oder Lenovo.
Microsoft kauft LinkedIn Für 26,2 Milliarden Dollar will Microsoft das Business-Netzwerk LinkedIn übernehmen, kündigte der Konzern im Juni 2016 an. Es ist der größte Zukauf der Firmengeschichte. Microsoft-Chef Satya Nadella will damit dem Cloud-Geschäft rund um Office 365 und die Dynamics-Business-Lösungen zusätzlichen Schwung geben.
Microsoft baut deutsche Cloud Microsoft schwenkt immer stärker auf Cloud-Kurs ein und forciert die Entwicklungen rund um seine Cloud-Plattform Azure. Im November 2014 wird eine Kooperation mit der Deutschen Telekom angekündigt. Deren Tochter T-Systems soll Microsofts deutsches Cloud-Data-Center betreiben und gleichzeitig als Datentreuhänder fungieren. Damit will der Konzern alle Begehrlichkeiten von US-Behörden hinsichtlich der Kundendaten in der Cloud abblocken.
Windows 10 und neue Devices Mit Windows 10 bietet Microsoft Ende Juli 2015 seinen Kunden erstmals kostenlos ein Windows-Upgrade an. Mit Windows 10 und Windows 10 Mobile verfolgt Microsoft das Ziel, ein Betriebssystem auf allen Geräteklassen zu etablieren. Einige Monate nach dem Release des Betriebssystems stellt Microsoft zudem neue Devices vor, die auf Windows 10 zugeschnitten sind. Highlight ist das erste Notebook 'made by Microsoft' - das "Surface Book".
Dieser Mann soll es richten Seit Februar 2014 leitet Satya Nadella den weltgrößten Softwarekonzern. Steve Ballmer hatte im August 2013 seinen Rückzug als Chef von Microsoft erklärt - auch weil die Kritik an seiner Geschäftsstrategie immer lauter wurde. Sein Nachfolger Nadella muss den verpatzen Einstieg in den Markt der mobilen Geräte ausbügeln. Mit Personalwechseln und einer neuen Devise, die sich mehr auf Cloud-Dienste und mobile Technologien konzentriert, will Nadella Microsoft wieder zum Vorreiter in der IT-Branche machen.
Nettogewinne seit 2002 Allein im Geschäftsjahr 2013 (Ende: Juni 2013) erwirtschaftete Microsoft einen Nettogewinn von 21,86 Milliarden Dollar. Ein Blick auf die zurückliegenden Jahre offenbart Schwankungen und zeigt die Schwierigkeiten des Unternehmens, auf dem mobilen Markt Fuß zu fassen.
Dritte Generation der Spielekonsole Mit der Xbox One kommt im Jahr 2013 die dritte Generation von Microsofts erfolgreicher Spielkonsole in den Handel. Das Gerät konkurriert mit Sonys Hochleistungskonsole Playstation 4. Das Zusatzmodul „Kinect“ erlaubt es Spielern, die Konsole mit Körperbewegungen oder Sprachbefehlen zu steuern. Bis Ende 2013 werden weltweit drei Millionen Exemplare der Xbox One verkauft.
Die Evolution der Microsoft Logos In der beinahe 40-jährigen Unternehmensgeschichte hat sich das Logo des Softwarepioniers aus Redmond einige Male geändert. Große Experimente wagte dabei niemand, nach 25 Jahren mit dem gleichen Logo kommt 2012 erstmals ein Symbol im Kacheldesign dazu. Es unterstreicht das Bestreben des Unternehmens nach Vereinheitlichung seiner Produkte.
Das neue Windows 8 2012 stellte Julie Larson-Green, eine Vice President von Microsoft, das neue Windows 8 vor. Es enthält sowohl die Windows 8 Modern UI (ehemals „Metro“) für Touchscreen-PCs als auch eine klassische Desktop-Ansicht. Mit den Betriebssystemen Windows RT für Tablets und Windows Phone 8 für Smartphones bietet Microsoft damit ein einheitliches Design für alle Geräte an.
Das erste Tablet von Microsoft 2012 kommt mit dem „Surface“ das erste Tablet von Microsoft auf den Markt. Das komplett in Eigenregie gefertigte Gerät erhält mit starker Rechenleistung, hochwertiger Verarbeitung, aber auch hohem Gewicht und kurzer Akkulaufzeit gemischte Kritiken. Inzwischen ist die dritte Generation des Tablets verfügbar.
Microsoft setzt sich durch Am 10. Mai 2011 war Schluss mit den jahrelangen Spekulationen über die Zukunft von Skype. Es gab keinen Börsengang und nicht Google, Facebook oder Cisco haben sich mit dem beliebten webbasierten VoIP- und Video-Chat-Dienstleister zusammengetan, sondern Microsoft. Seit 2014 heißt auch die hauseigen Kommunikationssoftware Lync "Skype for Business".
Windows 7 geht schnell ins Rennen 2009 kommt Windows 7 auf den Markt. An Bord sind neue Möglichkeiten für das Arbeiten mit Fenstern wie das Andocken oder Peek and Shake sowie eine verbesserte Benutzeroberfläche und Taskleiste. Mit Windows Touch werden erstmalig auch Touchscreen-PCs unterstützt.
Windows Vista Windows Vista kommt 2007 in die Läden. Mit der neuen Benutzeroberfläche Aero, einer neuen Suchfunktion, der Flip-3D-Ansicht und erstmalig Kontrollfunktionen für Eltern bringt Vista viel Neues mit. Im Jahr 2006 drohte die Europäische Union Microsoft, einen Verkaufsstopp des Betriebssystems zu erzwingen, falls Auflagen der EU (etwa die Offenlegung von Kommunikationsschnittstellen) nicht endlich umgesetzt würden.
Stolz auf das neue Betriebssystem 2001 kann Bill Gates das Release des neuen Windows XP kaum erwarten, Ende des Jahres kommt es in den Handel. Microsoft dominiert den Markt für Heimcomputer-Betriebssysteme jetzt unbestreitbar. Windows XP wird, wie auch andere Versionen zuvor, kritisiert, weil es erneut Programmtypen beinhaltet, die sich nicht deinstallieren lassen und bis dato von anderen Anbietern vertrieben wurden.
Steve Ballmer wird neuer Microsoft-Boss Im Jahr 2000 ernennt Bill Gates den seit 1998 als President des Unternehmens tätigen Steve Ballmer (im Bild rechts) zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Der hitzige Ballmer macht immer wieder mit exzentrischen Auftritten auf sich aufmerksam und fängt sich so den Spitznamen „Monkey Boy“ ein.
Eine weitere Akquisition Ebenfalls im Jahr 2000 kauft Microsoft die Visio Corporation mitsamt der gleichnamigen Software für 1,3 Milliarden Dollar. Mit dem Visualisierungsprogramm lassen sich mit einfachen Werkzeugen und Vorlagen grafische Darstellungen erzeugen. Visio steht in einer langen Reihe von Softwarezukäufen, mit denen Microsoft viel Geld verdient. Das Programm ist nicht Teil des Office-Pakets und muss separat erworben werden.
Die strategischen Einkäufe gehen weiter 400 Millionen Dollar lässt sich Microsoft im Jahr 1997 den E-Mail-Dienst Hotmail kosten, zum Zeitpunkt der Übernahme zählt der Webmail-Anbieter bereits zwölf Millionen Nutzer. Nach der Übernahme wurde der Dienst aufgrund vieler Sicherheitslücken immer wieder Opfer von Hacker-Angriffen. Mitte 2012 wurde Hotmail vollständig durch Outlook.com ersetzt.
Microsoft kauft FrontPage mit Entwicklerstudio 1996 kauft Microsoft die Firma Vermeer Technologies zusammen mit ihrem HTML-Editor FrontPage 1.0 für 133 Millionen Dollar. Kurze Zeit später wird das Programm in der Version 1.1 von Microsoft vertrieben und in den folgenden Jahren konsequent weiterentwickelt sowie der Office-Suite hinzugefügt. Seit dem Release von Office 2007 ist FrontPage nicht mehr Teil des Pakets, es wurde von Microsoft Expression Web abgelöst.
Flaggschiff für den Browser-Krieg 1995 beginnt Microsoft den Browser-Krieg. Der Internet Explorer soll dem bis dahin erfolgreichen Netscape Navigator Marktanteile streitig machen. Die Strategie geht auf, auch weil Microsoft den eigenen Browser durch Koppelung an Windows schnell verbreiten kann. Netscape verliert und wird 1998 von AOL geschluckt. Der Internet Explorer wird deswegen auch spöttisch „Internet Destroyer“ genannt. Das Bild zeigt Version 10.
Mehr Power, mehr Freiheit, mehr Spaß...Mehr Power, mehr Freiheit, mehr Spaß... ... verspricht das neue Windows im Erscheinungsjahr 1995. Das Release des Betriebssystems wird von der größten Werbekampagne begleitet, die Microsoft bis dahin je gestartet hat. Der Erfolg bleibt nicht aus, Windows 95 verkauft sich in den ersten Wochen mehr als sieben Millionen Mal. Auch weil Microsoft die Zeichen der Zeit erkannt hat: Internet-Unterstützung und Plug-and-Play-Funktionen sind erstmalig enthalten.
Microsoft Encarta Die erste Version der Microsoft Encarta kommt 1993 auf den Markt. Die zunächst unter dem Codenamen „Gandalf“ entwickelte Enzyklopädie erschien jährlich in einer neuen Version, auf dem Bild ist die Ausgabe von 1998 zu sehen, die auch Updates über das Internet unterstützte. 2009 stellt Microsoft alle Encarta-Angebote ein.
Bill Gates stellt Windows 3.0 vor Bill Gates, der dem Erscheinungsbild eines Nerds immer noch alle Ehre macht, stellt Windows 3.0 vor. Das Betriebssystem kommt 1990 auf den Markt, verkauft sich sehr gut und erobert nun auch heimische Computer. Es enthält erstmalig Spiele wie Minesweeper, Solitaire und Hearts.
Office 1.0 kommt in den Handel Microsoft Office kommt 1989 in der Version 1.0 auf den Markt. Das Softwarebündel enthält Word 4.0, Excel 2.2, Powerpoint 2.01 und Microsoft Mail 1.37. Bis heute ist Microsoft Office eines der erfolgreichsten und umsatzstärksten Produkte des Redmonder Großkonzerns.
Geschickter Zukauf Im Jahr 1987 kauft Microsoft die Firma Forethought, die eine vielversprechende Präsentationssoftware entwickelt hat. Kurze Zeit später soll daraus Microsoft PowerPoint werden. Die Software ist bis heute ein wesentlicher Bestandteil des Office-Pakets.
Separates Betriebssystem für IBM Für IBM entwickelt Microsoft das Betriebssystem OS/2, es wird fast gleichzeitig mit Windows 2.0 veröffentlicht. Die Betriebssysteme konkurrieren zwar miteinander, Microsoft verdient aber an beiden Produkten. 1991 beendet Microsoft die Kooperation mit IBM, gegen Windows kann sich OS/2 trotz Weiterentwicklung am Ende aber nicht durchsetzen.
Das neue Hauptquartier: Microsoft Campus 1986 zieht das rasant wachsende Unternehmen in ein neues Hauptquartier nach Redmond im Bundesstaat Washington. Das Bild zeigt den Microsoft-Campus nach zahlreichen Erweiterungen und Ausbauten. Heute arbeiten auf dem etwa 750.000 Quadratmeter großen Gelände über 30.000 Angestellte.
Das wichtigste Produkt 1985 erscheint Windows 1.0. Das unter dem Codenamen „Interface Manager“ entwickelte Betriebssystem bietet im Gegensatz zu MS-DOS eine grafische Benutzeroberfläche und erlaubt es, verschiedene Anwendungen gleichzeitig auszuführen. Die Windows-Reihe ist für Microsoft auch heute einer der wichtigsten Umsatzmittelpunkte.
Microsoft Word für DOS 1983 erscheint die erste Version von Microsoft Word, damals noch für das Betriebssystem MS-DOS 1.0. Das Programm macht erstmals Gebrauch von der Computermaus. Das damals noch wenig ergonomische Peripheriegerät stammt auch von Microsoft - es ist das erste Hardwareprodukt der Firma.
Nerds, wie sie im Buche stehen 1978, kurz vor dem Umzug des Unternehmens nach Albuquerque, entsteht eines der bekanntesten Fotos des Microsoft-Teams. Der bunt zusammengewürfelte Haufen langbärtiger Nerds lässt kaum vermuten, dass die Truppe dabei ist, ein milliardenschweres Unternehmen zu etablieren.
Die Anfänge Damit fängt alles an: Microsofts Co-Gründer Paul Allen entdeckt im Januar 1975 den Altair 8800 auf dem Cover der Zeitschrift „Popular Science“. Das Gerät ist minimal ausgestattet und verfügt über 256 Byte RAM. Bill Gates und Allen schuften daraufhin Tag und Nacht und entwickeln in nur wenigen Wochen die Computersprache „Altair BASIC“. Der Grundstein für Microsoft ist gelegt. Offiziell gegründet wird der Softwarekonzern am 4. April 1975.
Eine größere Strategie als Office
Sicherzustellen, dass Office und Office-365 eine Zukunft haben, war entscheidend für Microsoft. Die Fähigkeit des Unternehmens, jeden Aspekt des Enterprise Computing zu beherrschen, war im Mobile-Bereich gleich in mehrerlei Hinsicht untergraben worden: durch den Erfolg von iOS, die wachsende Akzeptanz der IT gegenüber Android, neue Plattformen wie Chrome OS, und die Verlagerung bei Technologie Entscheidungsfindungen weg von der IT-Abteilung dank BYOD. Diese Erkenntnis und Nadella Aufstieg brachten Microsoft dazu, sich darauf zu konzentrieren, wie man die Bedeutung im Office aufrechterhalten oder vielleicht sogar erweitern kann.
Das ist sicherlich eine Strategie des Unternehmens im Mobile-Bereich, allerdings nicht der einzige. In vielerlei Hinsicht handelt es sich dabei wahrscheinlich nur um einen Teil der Gesamtstrategie des Unternehmens, wenn es um Enterprise-Computing geht.
Microsoft und EMM
Der andere Teil des Puzzles dreht sich um Microsofts Pläne im Bereich Enterprise Mobility Management (EMM). EMM-Lösungen ermöglichen es Unternehmen, mobile Geräte, Anwendungen, Dienste und Daten zu verwalten und abzusichern. Anfänglich konzentrierten sich diese Produkte und Dienstleistungen auf die Absicherung der Geräte selbst, indem Features deaktiviert, Passwörter erzwungen und verlorengegangene oder kompromittierte Devices gesperrt und gelöscht werden. Mit der Fortentwicklung der mobilen Plattformen wurden die Mobile-Management-Fähigkeiten um die Möglichkeit, Apps und Inhalte zu verwalten, beziehungsweise abzusichern (Copy&Paste-Sperre, Trennung von privaten und geschäftlichen Daten etc.) erweitert. Heute haben IT-Abteilungen Zugang zu einem robusten Set an Security- und Verwaltungskontrollen, die eine Reihe von granularen Bedürfnissen erfüllen.
Die meisten der Steuerelemente, die EMM-Anbieter der IT zu implementieren bereitstellen, kommen direkt von den Herstellern von mobilen Plattformen, also im Wesentlichen Apple und Google. Einige Hersteller wie Samsung bieten darüber hinaus noch eigene zusätzliche Sicherheitsoptionen. Die meisten EMM-Hersteller offerieren dabei ein ähnliches Set an Kernfunktionalitäten. Durch Partnerschaften mit Software-Anbietern oder eigene Software, die auf den Geräten installiert wird, können sie jedoch die Management-Funktionen zu einem gewissen Grad erweitern. Die Grundfunktionen jedoch kommen weiterhin vom Betriebssystem selbst.
Mit Intune nimmt Microsoft einen besonderen Platz in der EMM Landschaft ein. Das System erlaubt es IT-Abteilungen nicht nur, Windows-Geräte zu verwalten, sondern positioniert sich auch als EMM-Lösung für iOS und Android-Devices. Das macht Microsoft zu einem Konkurrent der wichtigsten EMM-Anbieter, also etwa die VMware-Tochter AirWatch, Citrix, Good Technology (Blackberry) und MobileIron.
Zusätzlich zu Intune selbst bietet Microsoft die Enterprise Mobility Suite (EMS) an. Diese enthält neben Intune noch eine Reihe anderer Services wie Advanced Azure Active Directory (für die Integration von Single Sign-On für die Cloud) und Azure Rights Management (Sicherung von Unternehmensinhalten über einzelne Geräte hinweg). Obwohl dies Microsoft einen gewissen Vorsprung gibt, bieten andere EMM-Anbieter ähnliche Funktionalitäten an - im Alleingang oder durch Partnerschaften.
In den zwei Jahren, seit Microsoft EMS eingeführt hat, hat das Unternehmen die Suite parallel zu seinen Anstrengungen, seine mobile Präsenz auf anderen Plattformen auszuweiten, weiterentwickelt. Als Ergebnis sind Intune und EMS nun für viele Unternehmen praktikable Möglichkeiten, wenn sie auch häufig an etablierteren EMM-Anbietern aufgrund von Faktoren wie Zusatzfunktionen, Support-Services und Bundles aus EMM-Features mit anderen Enterprise-IT-Lösungen (Citrix und VMware sind gute Beispiele dafür) festhalten. Allein genutzt, bietet Intune einen bemerkenswerten Vorteil: ein schlankeres Set an Verwaltungs-Tools, die geräteübergreifend agieren - also eine "einzige Management-Konsole" erlauben - und sich gut in den System Center Configuration Manager (SCCM) integrieren lassen.
Office und Intune
Office und Intune/EMS erscheinen wie zwei komplett unterschiedliche Abteilungen von Microsoft, aber sie sind eng miteinander verbunden. So hat Microsoft seine eigene Sammlung von Intune Mobile Application Management (MAM) Richtlinien erstellt, um Administratoren die Möglichkeit zu geben, die Funktionalität der unterstützten Anwendungen zu verändern oder zu beschränken.
Diese Richtlinien können eher auf Apps als auf Devices angewendet werden. Obwohl sich einige dieser Policies auf die im Betriebssystem eingebauten EMM-Fähigkeiten stützen, kann Microsoft - und hat dies mit Outlook und dessen bedingten Zugriff (conditional access) zu einem gewissen Grad bereits getan - effektiv Richtlinien erstellen, die App--oder Office-365-spezifisch sind.
Das Potenzial liegt für Microsoft darin, die Management-Fähigkeiten für seine eigenen Anwendungen deutlich zu erweitern und zwar außerhalb der Frameworks für die mobilen Betriebssysteme, auf denen die Apps laufen. Es ist nicht schwer zu sehen, dass Microsoft dies als einen Wettbewerbsvorteil nutzt, indem es Steuerungen in die wichtigsten Business-Anwendungen einbaut, die nur seine Lösungen verwalten können.
Bisher scheint Microsoft EMS als Konkurrenz zu anderen EMM-Produkten und als ergänzende Lösung zu bewerben. Wenn die Company aber weitere Kontrollen in der Apps einbaut, die nur ihr Angebot verwalten kann, könnte sie sich in eine interessante Position bringen. Microsofts neue Story für Unternehmen lautet: Ihr könnt Euch auf andere EMM-Anbieter für eine Reihe von Mobile-Management-Features verlassen, während Ihr Intune/EMS in Eueren Management-Stack integriert - neben Intune und SCCM für die PC-Verwaltung.
Eine mobile Plattform über den anderen Plattformen
Bemerkenswert an Microsofts Ansatz ist, dass das Unternehmen im Wesentlichen eine Enterprise-Mobility-Plattform auf die Plattformen der Konkurrenz baut. Indem die Company ein solides Set an Apps für iOS, Android und Windows schafft und die Möglichkeit bietet, diese mit einer einzigen Lösung zu verwalten - egal, auf welchen Geräten sie laufen und welche anderen Management-Lösungen genutzt werden, schafft Microsoft gleiche Voraussetzungen für die Unternehmen und IT- Abteilungen. Dies ist ein Ansatz, der die Fragmentierung der verschiedenen Plattformen (und sogar mehrere Versionen einer einzigen Plattform wie Android) in einer bestehenden Umgebung effektiv adressieren könnte.
Gibt man nun alles in ein einzelnes Werkzeugset von einem einzigen Anbieter werden die Dinge für die IT und die IT-Einkäufer sogar noch weiter vereinfacht. Das heißt nicht, dass sich Unternehmen ausschließlich auf Microsoft-Lösungen verlassen sollten. Es kann gut sein, dass einige der von anderen EMM-Firmen angebotenen zusätzlichen Funktionen, die Benutzerfreundlichkeit, die Services, , Bündeln oder Integrationen von Drittanbieter-Lösungen eine bessere Option darstellen. Aber es macht Microsoft zu einem Player in dem Spiel.
Dominanz, Relevanz, oder etwas dazwischen?
Was ist Microsofts finales Ziel? Bislang gibt es dafür noch keine klare Antwort. Aber Microsoft stellt sicher, dass die Company weiterhin von großer Bedeutung bleibt, während sich das Thema Enterprise Computing vom PC zu einer mobilen Multi-Plattform-Realität hinbewegt. Dafür zu sorgen, dass Office ein wichtiger Teil der Gleichung bleibt, wird äußerst wichtig für Microsoft sein - sogar wenn das Unternehmen nicht die einzelnen Plattformen besitzt. Und andere Management-Tools sind ebenfalls Teil dieser Gleichung.
Sicherlich könnte Microsoft diesen Ansatz nutzen, um mehr Einfluss im Enterprise-Mobility-Markt auszuüben. Wenn die Company etwa die Funktionalität von Office auf dem Smartphone so erweitert, dass Microsoft-Werkzeuge für die Verwaltung erforderlich sind, würde das Unternehmen eine erhebliche Hebelwirkung im EMM-Markt erzielen.
Es gibt aber keine Garantien. Microsoft muss sich daher auf die mobilen Plattformen, auf denen Office läuft, verlassen. Wenn es die Company zu weit treibt, vor allem, indem sie gegen die Richtlinien für Entwickler verstößt, könnten Apple und Google zurückschlagen und sogar die Aufnahme zukünftiger Versionen von Office-Anwendungen in den App Store oder Google Play verweigern. Von den beiden Plattformbetreibern tendiert eher Apple dazu, Grenzen zu setzen, wenn Microsoft damit beginnt, dessen iOS-Management-Framework weiträumig zu umgehen. Angesichts der Tatsache, dass iOS derzeit die Unternehmensmobilität dominiert, wäre dies eine große Herausforderung. Andere EMM-Anbieter, insbesondere diejenigen, die zusätzlich zum mobilen Management komplette Unternehmens-IT-Stacks bieten, könnten außerdem Microsofts Einfluss ausgleichen.
Eine weniger von Monopolgedanken geprägte Möglichkeit ist, dass Microsoft einfach sicherstellen will, dass es bei der künftigen Gestaltung von Mobilität mitredet, insbesondere im Enterprise-Umfeld. Das Unternehmen stand kurz davor, diese Gelegenheit zu verlieren - mit dem verspäteten Release von Windows Phone (zusammen mit dem anfänglichen Fehlen jeder EMM-Funktionalität oder einer Integration mit den wichtigsten Unternehmenssystemen, einschließlich Exchange), den negativen Reaktionen auf Windows 8 und der Entscheidung, Office über lange Zeit seinen Konkurrenten vorzuenthalten.
Der Umstand, dass Apple und Google sowohl das Consumer- wie auch das Enterprise-Segment im Mobility-Bereich beherrschen - und das in einer Zeit sinkender PC-Verkäufe - stellt ein existenzielles Dilemma für Microsoft dar. Sicherzustellen, dass er weiterhin beim Thema Technologie mitredet, insbesondere im Business, ist für den Softwareriesen genauso wichtig wie, dass seine Produkte weiterhin genutzt werden. Und das ist genau, wohin sich Microsoft aktuell hinzubewegen scheint. (Computerworld.com/mb)