Auch die Lieferketten werden immer mehr digitalisiert. Doch in der Logistik braucht es dafür mehr als Web-Plattformen, die nur am Büro-PC genutzt werden können. Sondern auch im Rangierbahnhof, auf der Containerbrücke oder im Verladeterminal müssen die Mitarbeiter Zugriff auf entsprechende Apps die Transportdaten haben. Erfahrungsgemäß geht es in der Logistikbranche oft hektisch und nicht besonders sanft zu. Grobe Stöße und Erschütterungen sind für die technische Ausrüstung ebenso an der Tagesordnung wie die Durchnässung bei einem Regenschauer sowie staubige oder gar ölige Fingerabdrücke auf Display und Gehäuse. Auch Vibrationen durch den täglichen Einsatz auf einem Gabelstapler machen herkömmlichen Geräten schnell den Garaus.
Zerberstende Displays und Wasserschäden
Die Antwort der Hersteller sind sogenannte "Rugged Devices", also besonders strapazierfähige mobile Endgeräte. Laut den Hardware-Lieferanten verfügen sie über Eigenschaften wie "stoßfestes Gehäuse", "Staubresistenz", "spritzwasserfest" oder "Feuchtigkeitsresistenz" und sind rundum versiegelt, um sie gegen Wasser, Staub, Erschütterungen und Vibrationen ebenso unempfindlich zu machen wie gegen extreme Temperaturen und Luftdruckunterschiede in einem Transportflugzeug. Features wie ein stabiler Magnesiumrahmen im Innern des Geräts, Ecken mit Kunststoffpolstern am Gehäuserand zur Absorption der Stoßenergie beim Fallen oder gehärtetes Displayglas sollen dafür die Voraussetzungen schaffen.
Eine Umfrage hat kürzlich gezeigt, dass private Smartphone- oder Tablet Besitzer zu rund 80 Prozent in den letzten fünf Jahren Beschädigungen an ihren Handys vorzuweisen hatten. 50 Prozent gaben an, dass das Display gesprungen oder gebrochen war. Etwas weniger als die Hälfe erwähnte, dass es zu einem Wasserschaden gekommen ist. Knapp ein Drittel wies auf Beschädigungen von Komponenten oder anderen Bauteilen durch Stürze hin.
Eine Vergleichsumfrage unter professionellen Nutzern unter rauen Arbeitsumgebungen zeigte gleichzeitig, dass Beschädigungen am Smartphone oder Tablet im Berufsalltag ebenfalls die häufigste Problematik darstellen. Mehr als die Hälfte der Befragten verwiesen zum Beispiel auf Display-Brüche durch die andauernden Belastungen. Und mit der Akkulaufzeit sind 37 Prozent der Profi-Nutzer unzufrieden.
Die praktische Erfahrung im täglichen Einsatz zeigt, dass es auch bei vielen "Rugged Devices" einen Widerspruch zwischen den Ankündigungen und der Realität gibt. Eine Reihe von Geräten bestehen den Härtetest in der rauen Umgebung der Logistik nicht. Bei starkem Regen funktioniert der Touchscreen unzuverlässig oder die Tablets und Smartphones sind überhaupt nicht wasserdicht. Schmierfett und Öl verhindern die exakte Bedienung. Manchmal ist auch die Akkulaufzeit so kurz, dass ohne Aufladen ein normaler Arbeitstag nicht überstanden wird.
Wie könnte ein robustes Traum-Device für die Logistik aussehen?
Es sollte als bezahlbares Standard-Gerät für unterschiedliche Betriebssysteme (Android, iOS, Windows 8 oder 10) angeboten werden. Für alle Betriebssysteme müsste mindestens ein passendes Gerät vorhanden sein.
Natürlich braucht es eine hohe Performance und genug Speicherkapazität.
Die Akkulaufzeit sollte bei zehn bis zwölf Stunden liegen und es darf nicht allzu schwer sein.
GPS ist ein Muss, ein Infrarot-Scanner für das Auslesen von QR- und Barcodes und eine hochauflösende Kamera wären nützlich.
Die Bedienbarkeit mit Arbeitshandschuhen des hochauflösenden Displays mit mindestens 7 bis 10 Zoll und ohne störende Spiegelungen wäre von Vorteil.
Langzeitverfügbarkeit und ein hervorragender Wartungsservice sind ebenfalls wichtig.
Die Verfügbarkeit von zusätzlichem Equipment wie etwa einer Tragehalterung ist für unsere Einsatzfälle ebenfalls ein Kriterium.
Und dann natürlich die speziellen Anforderungen an ein Rugged Device wie zum Beispiel das Überstehen von Stürzen aus einer bestimmten Höhe, die volle Einsatzfähigkeit bei Hitze oder Kälte oder die Unempfindlichkeit gegenüber Regen und Spritzwasser.
Zertifizierungen nach dem US-Militär-Standard MIL-STD 801G und die Schutzklasse IP67 (staubdicht, Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen in Wasser) wären ein guter Ansatzpunkt für eine Entscheidung, auch wenn das nicht unbedingt die Einsatzfähigkeit unter erschwerten Bedingungen garantiert.
Die Suche nach der "eierlegenden Wollmilchsau"
Gibt es eine solche "eierlegende Wollmilchsau" überhaupt auf dem Markt? Meine Erwartungen wurden auf jeden Fall bis jetzt noch nicht vollständig erfüllt. Aber vielleicht arbeitet ja schon jemand in der Logistikbranche mit einem solchen Gerät, mit dem er rundum zufrieden ist? Bedingt durch die enormen Fortschritte in Sachen Digitalisierung der Logistik und Wartung/Reparatur wird es sicher einen sehr schnell wachsenden Markt für ein erwiesen praxistaugliches Gerät geben. Ich bin gespannt und freue mich über jeden sachdienlichen Hinweis auf ein solches Endgerät. (mb)