Mist Systems hat sein Angebot für Enterprise-WLAN um einen Virtual Network Assistant ausgebaut und startet mit dieser Neuerung nun auch mit der Marktbearbeitung in Deutschland. Zuständig dafür ist als Vizepräsident für die Region EMEA Thorsten Freitag.
Er hat seit Oktober die notwendigen Vorarbeiten in Angriff genommen und ein Team von derzeit zehn Mitarbeitern aufgebaut. Als Distributor für Europa wurde Exklusive Networks verpflichtet. Mit ihm wird aktuell auch die Channel-Strategie erarbeitet. Aktuell führt Freitag vor allem noch Gespräche mit Landesgesellschaften international tätiger IT-Dienstleister, ist aber auch für kleinere WLAN-Spezialisten offen. Grundsätzlich soll das Geschäft von Mist Systems in Europa komplett über den Channel abgewickelt werden.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Das englische Wort "mist" lässt sich übrigens am besten mit "feiner Nebel" oder Dunst übersetzen. Es steht also für die engmaschige Abdeckung und die alles durchdringenden Eigenschaften von Nebel und Funktechnologien. Mit dem Misthaufen hat es nichts zu tun. Marketing-Leiter Jeff Aaron bietet scherzhaft aber noch eine andere Deutung an: "Der Name könnte auch dafür stehen, dass man es schon mit anderen versucht hat, die aber alle Mist waren und es erst mit Mist Systems richtig klappt".
Das zeugt von einer selbstbewussten Einstellung, muss aber nicht unbedingt als Großspurigkeit ausgelegt werden. Denn neben einer für ein derart junges Unternehmen beeindruckenden Referenzkundenliste in den USA hat sich Mist Systems auch bereits die Anerkennung der Analysten erworben. Gartner stuft das Unternehmen als Visionär im Magic Quadrant für Wired und WLAN Infrastructure ein. Das ist schon deshalb bemerkenswert, da dort führende Positionen sonst nur Hersteller für sich reklamieren können, die beide Bereiche abdecken. Das sind HPE /Aruba, Cisco und Extreme Networks.
Differenzierungsmerkmal: Location based Services in Gebäuden
Noch deutlicher wird die Ausrichtung und der Vorsprung von Mist Systems aber in der im vergangenen Jahr von Gartner erstmals zusammengestellten Übersicht zum Markt für Indoor Location based Services. Darin hat Mist Systems zusammen mit Zebra Technologies klar die Nase vorn. HPE mit der WLAN-Sparte Aruba und Cisco können vor allem die insgesamt bessere Markterschließung für sich verbuchen.
Während Zebra sich vor allem auf die Vernetzung der Mitarbeiter und deren Produktivitätsgewinne konzentriert, bietet Mist Systems Möglichkeiten für Umgebungen mit hoher Fluktuation und viel Kundenverkehr. Das können Kliniken, Einkaufszentren oder Büroumgebungen sein. Und Indoor ist weit gefasst: Auch Baseball-Stadien hat Mist Systems in den USA schon ausgestattet.
Zur Lokalisierung der Besucher setzt das Unternehmen auf Bluetooth. Das bietet sich seiner Sicht nach nicht nur aufgrund des unkomplizierten Verbindungsaufbaus an, sondern auch wegen der hohen Verbreitung in mobilen Endgeräten. Im Gegensatz zu Wettbewerbern werden aber nicht zahlreiche Bluetooth-Antennen platziert, sondern sind 16 davon in den WLAN-Access-Points mitverbaut. Sie sorgen dann für eine Bluetooth-Abdeckung von rund 600 Quadratmetern.
Ein weiterer Vorteil ist Firmensprecher Aaron zufolge, dass sich dadurch dann virtuelle Beacons platzieren lassen. Sie werden über die Management-Software in der Reichweite der Access-Points verteilt und mit einer Funktion hinterlegt. Dadurch sind sie nicht nur flexibler als physische Beacons, sondern auch wartungsärmer, zum Beispiel, weil sie keine Batterien benötigen.
Cloud-basierte Netzwerkverwaltung
Die Verwaltung der Infrastruktur erfolgt bei Mist Systems über eine in der Cloud vorgehaltene Software. Die läuft bei AWS, für deutsche Kunden kann das auch die AWS Cloud in Frankfurt sein, der mit dem C5-Testat des BSI bescheinigt wurde, wichtige Anforderungen an Datenschutz und Sicherheit zu erfüllen.
Der Cloud-Betrieb ist notwendig, da Mist Systems die Verwaltung durch ein komplexes AI-System automatisiert und erleichtert. Dies setzt eben die Cloud voraus. Es wurde nun um den Virtual Network Assistant (VNA) ergänzt, der sowohl die für den Betrieb der WLAN-Strukturen verantwortlichen Administratoren als auch den Helpdesk unterstützt.
Künstliche Intelligenz hilft beim Netzwerkbetrieb
Mit dem Virtual Network Assistant soll es leichter werden, Probleme in WLAN-Netzwerken festzustellen und zu beheben. Mit dem Tool wird der bisherige Ansatz weiterverfolgt, bei der WLAN-Verwaltung vom Nutzer und dessen Endgerät auszugehen. Grundsätzlich sieht Mist Systems den virtuellen Assistenten aber lediglich als einen Schritt bei mehr Vereinfachung und Automatisierung. Weitere sollen folgen und später ist es nicht ausgeschlossen, dass die Möglichkeiten vom WLAN auf das LAN ausgedehnt werden.
Der Assistent profitiert von den in der Cloud gesammelten und verarbeiteten Metadaten und erlaubt es Probleme anzugehen, ohne die Feinheiten des Netzwerks in jedem Fall kennen zu müssen. So könne er etwa auf natürlich-sprachliche Fragen wie "Warum hat Bobs Smartphone ein Problem?" oder "Wie viele Clients sind im Gast-Netzwerk angemeldet?" antworten und sogar den passenden Lösungsweg aufzeigen.
Aktuell steht der Mist Virtual Network Assistant für Testnutzer bereit. Allgemein verfügbar werden soll er im März 2018. Das Tool wird in Verbindung mit den hauseigenen Access Points als Jahres- oder Mehrjahres-Abonnement vertrieben.
Die Assistenzfunktion wird auch ein wichtiges Argument bei der dann richtig einsetzenden Marktbearbeitung in Deutschland sein. Schon jetzt wirbt das Unternehmen damit, dass es gegenüber vergleichbaren Lösungen die Betriebskosten um 40 Prozent reduzieren kann. Das könnte dann noch mehr werden.
Weitere Ansatzpunkte für den Kontakt zu Firmen sind die Funktionsbausteine "Wi-Fi Assurance", "BLE Engagement" und "BLE Asset Location". "Wi-Fi Assurance" hilft Nutzern eine gleichbleibend gute WLAN-Verbindung zu bieten und die dafür erforderlichen Ressourcen zu bestimmen und bestmöglich einzusetzen.
"BLE Engagement" dient dazu, standortabhängig Informationen an Bluetooth-fähige Geräte zu liefern. Mit "BLE Asset Location" lassen sich per Bluetooth angebundene Geräte lokalisieren und Muster bei deren Bewegungen innerhalb des Firmengeländes ermitteln. Nützlich sein kann das laut Mist-Sprecher Aaron etwa in Pflegeeinrichtungen, um Personal oder Patienten deren Smartphone, aber auch medizinisches Gerät oder etwa Rollstühle direkt auffinden zu können.
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