Steigende Wettbewerbsintensität und die Veränderungsdynamik moderner globaler Märkte bereiten vielen Unternehmen immer mehr Schwierigkeiten. Sie können den dynamischen Anforderungen kaum noch gerecht werden. Es gibt jedoch Ausnahmen. Einigen Unternehmen scheint der Umgang mit diesen Herausforderungen leichter zu fallen, sodass sie trotz der Dynamik im Markt Höchstleistungen bringen.
Vom Wissen zum Können
Genau dieser Unterschied im Umgang mit den dynamischen Marktanforderungen wurde in der Studie „Vom Wissen zum Können. Merkmale dynamikrobuster Höchstleistung“ von Dr. Gerhard Wohland et al. untersucht. Als Basisthese wurde festgelegt, dass die erfolgreichen Unternehmen Wissen nur als Basis nutzen und mehr zum Können verlagert sind. Wissen ist erfragbar, Können nicht.
Was unterscheidet das Können vom Wissen? Wissen ist eine Meinung der nicht widersprochen wird und die gegeben ist. Es kann sich relativ einfach angeeignet oder von außen eingekauft werden. Können hingegen ist die Fähigkeit problemlösend zu handeln. Es besteht aus eingeübten Reflexen, ist implizit, also unsichtbares Wissen. Auch der Besitzer von Können erkennt es erst an seiner Wirkung und kann es meistens schlecht kommunizieren.
Auch bei Unternehmen mit Spitzenleistungen kann festgestellt werden, dass sie oftmals die entscheidenden Unterschiede ihrer Arbeitsweise nicht in Worte fassen können. Deswegen wurden einige ausgewählte erfolgreiche Unternehmen in der oben genannten Studie befragt, ob sie vorher festgelegte Merkmale und Thesen bestätigen können, die erfolgsausgebend erscheinen.
Zum Video: Wissen allein reicht nicht – Können ist gefragt
Elf Hauptthesen zu Hochleistung von Unternehmen
Können statt Wissen
Bei großen Herausforderungen basiert Höchstleistung weniger auf Wissen, sondern vor allem auf Können. Das Wissen einer Person ist ihr Fähigkeitsprofil und ihr Können ist die Fähigkeit, problemlösend zu handeln. Wissen entsteht durch Lernen und Können durch Üben.Offenheit statt Geheimhaltung
Wissen kann im Gegensatz zu Können geheim gehalten und geschützt werden. Das ist aber meistens bei können weder möglich noch notwendig. Deswegen haben gerade erfolgreiche dynamische Unternehmen weniger Geheimhaltungen.Gelassenheit statt Hektik
Ist eine Organisation an die hohe Dynamik und die Herausforderungen angepasst und gewohnt, verschwindet die Hektik.Prinzipien statt Regeln
Regeln sind meist zu steif, da sie Handlungen festlegen. Prinzipien hingegen wirken eher unterstützend, sodass bei einer kontextbezogenen Entscheidung flexibler gehandelt werden kann. Sie lassen Platz für Können.Talentförderung statt Skill-Management
Einem Talent fallen Dinge leichter als anderen und sobald es an Können und Wissen mangelt, haben es die Personen mit den entsprechenden Talenten leichter.Motivation statt Motivierung
Motivation ist ein Handlungsanlass von Innen, während Motivierung von außen herbeigeführt wird, wie zum Beispiel durch Belohnung, Strafe und Druck. Bei hoher Dynamik ist Motivation ausschlaggeben für den Erfolg, während Motivierung sogar zerstörend wirken kann.Flexibilität statt Planung.
Selbst wenn die Pläne richtig erstellt werden, verändern sich ständig die beeinflussenden Faktoren. Deswegen spielt eine gewisse Flexibilität und Reaktionsfähigkeit bei der Planung eine größere Rolle als die exakte detailgetreue Planung.Kaum Berater
Von Beratern wird in Unternehmen mit Höchstleistungen meist nur verlangt Wissen zu beschaffen. Die Dynamik-Probleme und Herausforderungen der Unternehmen erfordern vielmehr das Können der eigenen Belegschaft.Personifizierte Vision
Unverzichtbar für die dynamische Leistung sind auch die weichen Faktoren, die von einer Vision harmonisch zusammengehalten werden. Sie entsteht aus den Werten der Personen und wird durch Ansteckung im Unternehmen verbreitet. Deshalb sollten sie weniger geplant und vielmehr entdeckt werden.Wenig aber „gute“ EDV
Moderne EDV sollte zwar Wissen zeigen, allerdings Platz lassen für Können-basiertes Handeln.Ko-Management des Betriebsrates
Politische Vertretungsorgane können Ängste frühzeitig sichtbar machen, welche ein unüberwindbarer Gegner jeder Innovation darstellen. Wichtig ist es, die Angst durch Mut zu ersetzen.
Besonders die erste These konnte im Rahmen der Studie bestätigt werden, ebenso wie alle anderen elf Hauptthesen.
Fazit
Wissen stellt immer noch eine wichtige Basis für das Unternehmen dar. Ebenso darf nicht vergessen werden, dass der Erfolg eines Unternehmens ganz vielen Merkmalen zu Grunde liegt, von denen die elf Merkmale nur einen Teil ausmachen.
Trotzdem sind Unternehmen, die diese Thesen erfüllen eher für die Herausforderungen des hohen Wettbewerbsdrucks und der gestiegenen Marktdynamik gerüstet. Die Studie zeigt, dass es trotz den Herausforderungen möglich ist, als Unternehmen erfolgreich zu sein. Immer wichtiger wird dabei das Verstehen auf Basis neuen Denkens. Ansonsten bleiben Erfolge auf Genies oder glückliche Zufälle angewiesen.