Notebooksbilliger.de

"Wir sind auch offline der beste Händler"

15.04.2013 von Matthias Hell
Vor der Eröffnung des dritten Notebooksbilliger-Stores in Düsseldorf gab Firmengründer Arnd von Wedemeyer Auskunft über die Herangehensweise des Online-Händlers an das stationäre Geschäft und über weitere Expansionspläne.

Vor der Eröffnung des dritten Notebooksbilliger-Stores in Düsseldorf sprach ChannelPartner mit Firmengründer Arnd von Wedemeyer über die Herangehensweise des Online-Händlers an das stationäre Geschäft und über weitere Expansionspläne.

Von Matthias Hell , ChannelPartner

Knapp drei Jahre nach den Store-Eröffnungen in München und Sarstedt hat Notebooksbilliger.de für das Frühjahr die Eröffnung eines dritten stationären Geschäfts in Düsseldorf angekündigt. Wie weit sind die Arbeiten zur Ladeneröffnung fortgeschritten?

Arnd von Wedemeyer: Die Vorbereitungen laufen. Die Baugenehmigung liegt endlich vor, und wir können nun loslegen.

Wie wird der Store in Düsseldorf aussehen? Hat sich bei Notebooksbilliger.de bereits ein Store-Konzept mit festen Eckpunkten herauskristallisiert?

Von Wedemeyer: Der Store in Düsseldorf wird sich stark an das erfolgreiche Konzept in München anlehnen. Die wichtigsten Eckpunkte sind dabei für uns eine Lage mit hervorragender Verkehrsanbindung und guter Visibilität sowie eine Konzentration auf das Sortiment Mobility, also die Bereiche Notebooks, Tablets und Smartphones. Das ermöglicht es uns, den Kunden eine qualitativ hochwertige Beratung zu bieten, ein aktuelles und vollständiges Sortiment vorrätig zu haben und ein genauso attraktives Pricing wie Online sicherzustellen.

Haben sich für Notebooksbilliger.de im stationären Geschäft Lerneffekte ergeben, die man vorher so nicht erwartet hätte?

Wo auf dem Bild noch ein Baugerüst steht, entsteht zurzeit der Notebooksbilliger-Store im Düsseldorfer Stadtteil Flingern - schräg gegenüber einer 2010 eröffneten Saturn-Filiale.
Foto: Notebooksbilliger.de

Von Wedemeyer: Nein, was das Verkaufsmodell betrifft, nicht. Dadurch, dass wir auch online schon immer das Konzept verfolgt haben, für unsere Kunden der perfekte Fachhändler zu sein, der "zufällig" online ist, mussten wir "nur" die dafür erforderlichen Eckpunkte auf das stationäre Geschäft übertragen.

Einen gewissen Lerneffekt gab es aber im Hinblick auf das Sortiment: Am Anfang hatten wir auch noch 30 PCs und eine Handvoll Fernseher im Angebot. Das war zwar kein totaler Misserfolg, doch bietet das für die Kunden keinen echten USP. Denn Läden, in denen vielleicht zehn TV-Geräte angeboten werden, gibt es viele. Wir haben gelernt, dass wir uns im stationären Geschäft konsequent auf ein Sortiment beschränken und dieses besonders gut spielen müssen. Deshalb auch die Schwerpunktsetzung auf das Segment Mobility.

Hersteller an Läden binden

Welche Rolle spielt das Store-Geschäft für die Zusammenarbeit mit der Industrie? Für andere Online-Händler bieten stationäre Filialen den Zugang zu Exklusivware - und auch zu Unterstützungsleistungen durch die Hersteller.

Von Wedemeyer: Die Darstellung spezieller Markenwelten im stationären Geschäft ermöglicht uns natürlich eine gewisse Unterstützung durch die Industrie. Wir machen das aber nur bei Marken, die sich in diesem Bereich sinnvoll transportieren lassen. Ich halte das für einen schönen Kontrast: auf der einen Seite eine stylishe Marke und auf der anderen Seite die schlichte Präsentation, wie wir sie in unseren Stores betreiben. Diese Mischung wird es auch in unserem Store in Düsseldorf wieder ähnlich geben. In München haben wir eine extreme Lauffrequenz. Das ist auch für Hersteller sehr attraktiv, die sich die Frage stellen, wie sie den Kunden neue Produkte nahebringen. Wenn die Frequenz stimmt, ist eine Fläche für die Industrie weiterhin eine attraktive Sache.

Betrachten Sie das Store-Geschäft als isolierte Einheit, oder haben sich durch die stationären Läden Wechselwirkungen ergeben, die auch den Online-Kanal betreffen?

Von Wedemeyer: Unser Laden in München erzeugt über das Thema Selbstabholer hinaus einen signifikanten Umsatzeffekt für unser Online-Geschäft. Wir führen das auf einen offensichtlichen Trust-Effekt zurück, der auch beim reinen Online-Kunden wirkt. Einem Teil der Kunden - und vor allem auch der Erstkäufer - gibt es offenbar ein besseres Gefühl, wenn ein Online-Händler auch eine stationäre Niederlassung hat. Das gibt den Leuten die Vorstellung, dass sie, wenn etwas nicht stimmt, einem das Produkt auch wieder auf den physischen Tresen hauen können. Für viele scheint das eine Erleichterung zu sein und auch die emotionale Bereitschaft zum Online-Shopping zu erhöhen.

Notebooksbilliger.de ist nicht der einzige Online-Händler, der inzwischen auch ein Standbein im stationären Handel hat. Das Spektrum reicht dabei von schlichten Lager-Shops bis zu aufwendigen Showrooms. Wären auch für Sie andere Stationärkonzepte denkbar?

Von Wedemeyer: Für Produkte, die keinerlei Beratungsaufwand verursachen, ist sicher eine erheblich weniger aufwendige Lagerabholung denkbar und sinnvoll. Notebooks sind für unsere Kunden aber naturgemäß eine Investition, die gut überlegt sein will. Daher glaube ich, dass wir eine fachkundige und verfügbare Beratungskompetenz vor Ort brauchen. Aufwendigere Konzepte kann ich mir nur visuell vorstellen. Aus Kundensicht sehe ich hier keinen Nutzen - das Konzept muss am Ende des Tages mitbezahlt werden, kann aber nicht "mitgenommen" werden.

Auch in der ITK-Branche kämpfen viele stationäre Händler um das Überleben. Glauben Sie, dass es dem Online-Händler Notebooksbilliger.de gelungen ist, ein besseres und damit auch zukunftsfähigeres Einzelhandelskonzept zu entwickeln?

Von Wedemeyer: Klar finde ich, dass wir der beste Händler in unserem Sortimentsbereich sind. Ich kenne kein anderes stationäres Konzept in unserer Branche, das so erfolgreich wie unseres funktioniert. Im Gegenteil ist mein Eindruck, dass andere sogenannte Multi-Channel-Modelle immer faule Kompromisse zu sein scheinen oder - noch schlimmer - die gleichen Fehler wie die etablierten Handelsformen machen.

Tipps für Online-Händler
Tipps für den internationalen E-Commerce
Für Unternehmen, die international Online-Handel betreiben, ist ein fundiertes Management der Adressen geschäftskritisch. Wer nicht in die Qualität der Daten investiert und CRM-Systeme entsprechend ausstattet, verliert Geld und Kunden. Hier finden Sie Tipps, wie der E-Commerce nicht zur Pleite wird.
1. Am Anfang steht die Entwicklung einer Internationalisierungsstrategie, ...
in der die Chancen und Risiken eines Markteintritts im Ausland genau analysiert werden müssen. Diese Abwägung sollte jeweils einzeln erfolgen, da sich die Rahmenbedingungen für Online-Geschäfte von Land zu Land unterscheiden.
2. Sind die Länder festgelegt, ...
auf die man sich bei der Expansion über die Grenze konzentrieren will, folgt als Nächstes die Internationalisierung des Shops. Insbesondere die Sprache, die AGBs, die Preisangaben, das Impressum und die Produktbeschreibungen müssen auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmt werden.
3. Ein besonders wichtiger Aspekt ...
ist die Abstimmung der angebotenen Verfahren auf die Zahlungsgewohnheiten in den einzelnen Ländern. Neben der Möglichkeit, per Kreditkarte zu bezahlen, sollten auch die jeweils gängigen Online-Zahlverfahren in den einzelnen Ländern angeboten werden. In Österreich etwa eps, in der Schweiz PostFinance, in den Niederlanden iDeal oder in Belgien KBC/CBC und Belfius.
4. Ab 2014 müssen Überweisungen und Lastschriften ...
in 32 europäischen Ländern nach dem SEPA-Verfahren (Single Euro Payments Area) ablaufen. So tritt beispielsweise die standardisierte, internationale, bis zu 34-stellige Bankkontonummer Iban an die Stelle der derzeitigen Kontonummer. Und die bisherige Bankleitzahl weicht der internationalen Bankleitzahl Bic. Darauf sind die IT-Systeme des Online-Händlers vorzubereiten.
5. Bei der Lieferung von physischen Waren ...
ins Ausland ist darauf zu achten, dass sie ausreichend vor Beschädigungen beim Transport geschützt sind. Aber auch umsatzsteuer- und zollrechtliche Vorschriften sind in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen. So kann Privatpersonen und nicht umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen im Ausland die deutsche Umsatzsteuer in Rechnung gestellt werden, solange der Gesamtwert der pro Jahr in dieses Land gelieferten Waren eine bestimmte Schwelle nicht übersteigt.
6. Die meisten Paketdienstleister bieten heute ...
den Versand in europäische und außereuropäische Länder an und stellen häufig auch ergänzende Informationen und Serviceleistungen bereit. In der Verantwortung des Online-Händlers liegt es allerdings, dass die Sendung richtig adressiert ist. So ist beispielsweise bei Lieferungen nach Russland, Griechenland oder in asiatische Staaten zu berücksichtigen, dass der Fahrer des Paketdienstes vor Ort in der Regel nicht mit den in Deutschland gebräuchlichen lateinischen Schriftzeichen vertraut ist.
7. Entscheidend für den erfolgreichen Versand ...
ist eine hohe Qualität der Adressdaten. Denn Erfassungsfehler bei ausländischen Namen und Anschriften führen ebenso wie die Nichtbeachtung von im Ausland üblichen Namensbesonderheiten und Adresskonventionen zu unzustellbaren Lieferungen und teuren Retouren. Mit einer für das jeweilige Land zertifizierten Datenqualitätssoftware kann vor dem Versand ein Abgleich durchgeführt werden. Phantasienamen wie "Mickey Mouse" werden damit ebenso mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt wie Buchstabendreher, falsche Postleitzahlen oder der Verwechslung von Adress- und Namensbestandteilen.
8. Auch das Marketing unterscheidet sich im Ausland ...
häufig von den in Deutschland gewohnten Maßnahmen. So sind zwar auch in den meisten anderen Ländern Facebook oder Google aktiv, die man zur Werbung nutzen kann. Doch häufig spielen auch andere soziale Netzwerke oder Suchmaschinen dort eine wichtige Rolle - wie etwa in Tschechien, Russland oder auch China. Und auch die üblichen Regeln für E-Mail-Marketing oder Bannerwerbung sehen mitunter anders als im Heimatmarkt aus.

On-/Offline-Verknüpfung

Wie entscheidend ist Ihrer Ansicht nach die Komponente Online für das Überleben des stationären Einzelhandels?

"Im stationären Geschäft beschränken wir uns konsequent auf ein Sortiment." Arnd von Wedemeyer, Vorstandsvorsitzender der Notebooksbilliger.de AG
Foto:

Von Wedemeyer: Das ist branchen- und lagenabhängig - und die falsche Frage. Viel wichtiger ist doch: Welchen Mehrwert biete ich meinen Kunden? Und wenn dem Händlerkollegen dazu etwas Sinnvolles einfällt, ist die zweite Frage: Wie kann ich das monetarisieren?

Egal ob Online oder Offline - wichtig ist immer, wie man den Kunden die Produkte nahebringt, wie man diese am besten erklärt und dass man zu einem attraktiven Preis anbietet. Das umzusetzen ist natürlich schwer für einen Händler, bei dem die Frequenz nicht entsprechend da ist. Wir profitieren hier klar davon, dass uns die Leute kennen. Aber auch für uns gilt, dass ein stationäres Modell nur in Bereichen funktioniert, in denen die Leute ein entsprechendes Informationsbedürfnis haben und dem Kauf auch ein Event-Charakter zukommt. Für viele Männer ist der Technikkauf ja so, wie wenn es bei Frauen darum geht, eine neue, teure Handtasche anzuschaffen. Beim Kauf braucht man das richtige Gefühl, man will das Gerät anfassen können und auch gut beraten werden.

Nachdem es im Store-Bereich von Notebooksbilliger.de länger nichts Neues zu hören gab, scheint mit der geplanten Neueröffnung in Düsseldorf wieder frischer Wind in die stationäre Expansion gekommen zu sein. Gibt es hier bereits weitere konkrete Pläne?

Von Wedemeyer: Wir verhandeln derzeit über zwei neue Standorte. Ich gehe davon aus, dass in beiden Fällen die Entscheidung bis in ein, zwei Monaten gefallen sein dürfte.

Es ist aber auch nicht so, dass wir uns zuerst gegen den weiteren Ausbau des stationären Geschäfts entschieden hätten und uns jetzt plötzlich wieder dafür interessieren. Wir haben einen Mitarbeiter, der sich schon die ganze Zeit um mögliche neue Store-Standorte kümmert. Grundsätzlich spielen bei unserem Store-Konzept ganz viele Faktoren mit. Und bevor wir etwas Halbgares machen, lassen wir es lieber ganz sein. Außerdem gilt weiterhin, dass das Store-Geschäft nicht etwas ist, was mich per se begeistert, ich lebe eben online. (mh)

Die meistgenutzten Online-Shops
Platz 5: Tchibo (5,5 Mio. Käufer)<br> 5,5 Millionen Käufer erwarben beim Online-Shop von Tchibo im Jahr 2010 unter anderem Kaffee, Reisen und Kleidung.
Platz 4: Otto (7 Mio. Käufer)<br> Den Online-Shop von Otto nutzten im Jahr 2010 etwa 7 Millionen Käufer zum bequemen Shoppen von zu Hause aus.
Platz 3: Weltbild (7,6 Mio. Käufer)<br> 7,6 Millionen Käufer erstanden im Jahr 2010 Waren bei Weltbild.de.
Platz 2: eBay (20,9 Mio. Käufer)<br> Für 20,9 Millionen Käufer hieß es im Jahr 2010 auf eBay: 3 2 1 meins!
Platz 1: Amazon (24,7 Mio. Käufer)<br> 24,7 Millionen Käufer sprechen für sich – Amazon war im Jahr 2010 die stolze Nummer eins unter den Online-Shops. (Quelle: GfK/Statista)