Der Acer-Brand ist sowohl im Consumer- als auch im Business-Kundensegment gut sichtbar. Die Umsatzanteile sind jedoch nicht ausgeglichen. Acer-Deutschland-Chef Stefan Engel über die kurz- und langfristigen Pläne des Herstellers in Deutschland.
Herr Engel, im ersten Quartal 2011 verzeichnete Acer im deutschen PC-Markt laut Gartner einen Rückgang der verkauften Stückzahlen um 45,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Bei einem insgesamt rückläufigen Gesamtmarkt hat HP 0,5 Prozent mehr Geräte verkauft, als im Vergleichsquartal. Woran lag das?
Stefan Engel: Das Professional-Segment, insbesondere das Projektgeschäft, läuft hervorragend, und in diesem Segment sind wir auch deutlich im Plus. Allerdings lief das Weihnachtsgeschäft im Kanal nicht so wie erwartet. Das war kein Acer-spezifisches Problem, sondern es betraf alle Hersteller. Die Lager waren und sind auch aktuell teilweise noch voll. Dies schlägt sich in den Sell-In-Zahlen, die von Marktforschern wie Gartner und IDC gemeldet werden, nieder. Und wenn die Lager im Channel voll sind und nicht reinverkauft werden kann, dann trifft es einen Hersteller wie Acer, der einen sehr starken Fokus auf das Consumer-Segment hat, stärker.
Wie splittet sich das Umsatzverhältnis zwischen Consumer und B2B auf?
Engel: Unserem Fokus auf Consumer entsprechend erwirtschaften wir zwei Drittel unseres Umsatzes in diesem Segment und vielleicht etwas mehr als ein Drittel im Professional-Segment. Bei dem von Ihnen angesprochenen Wettbewerber ist es eher umgekehrt. Wenn wir uns die Zahlen der Marktforscher ansehen, die den Sell-Out messen, sind unsere Marktanteile sehr stabil. Deswegen bin ich auch relativ entspannt. Und ich hoffe, dass sich die Consumer wieder entschließen, IT zu kaufen. Die Kunden müssen wissen, dass wir Produkte haben, in die zu investieren es sich lohnt und die sich gut für Ersatzkäufe eignen.
Wie möchten Sie das den Consumern zeigen?
Engel: Viel Hoffnung setzen wir zum Beispiel in die Iconia-Tablets, die es sowohl in der Windows- als auch in der Android-Version gibt und die wir als einer der Ersten auf dem Markt haben. Auch im Notebook-Bereich haben wir schöne, neue Produkte. Insofern bin ich für das zweite und dritte Quartal ganz optimistisch, wobei im zweiten Quartal auch immer noch Lager voll sind und zurzeit sehr viel Bestand abverkauft wird. Aber der Silberstreif am Horizont ist da.
"Unsere Marktanteile im B2B werden steigen, ohne dass wir Consumer verlieren"
Derzeit steigt der Absatz im B2B-Segment wieder an. Plant Acer Deutschland die Umsatzverhältnisse der Consumer- und B2B-Anteile zu verändern?
Engel: Das ist keine Entscheidung, die man von heute auf morgen umsetzen kann. Unabhängig davon haben wir bereits im vergangenen Jahr begonnen, einen stärkeren Schwerpunkt auf B2B zu setzen. Das sieht man beispielsweise an unserer Produktpalette, die teilweise besser auf die Ansprüche von Unternehmenskunden abgestimmt wurde. Durch diese Maßnahmen werden unsere Marktanteile im B2B steigen, ohne dass wir Consumer verlieren.
Plant Acer in diesem Zusammenhang neue, zusätzliche Produkte einzuführen, zum Beispiel im Smartphone-Segment?
Engel: Es gibt keine spezifisch deutsche Produktstrategie, höchstens spezifisch deutsche Schwerpunkte. Das Thema Smartphones liegt nicht in meiner Verantwortung, sondern bei der europäischen Organisation, da diese Produkte überwiegend über Carrier vertrieben werden, die Zentral-Listings für ganz Europe haben. Zu Ihrer Frage: Ja, Acer Europa wird ein Windows Phone 7 bringen.
Andere Hersteller verkaufen durchaus ihre Smartphones über die Distribution an den Fachhandel.
Engel: Das tun wir im Einzelfall auch. Aber der Anteil ist so gering, dass Acer sich entschieden hat, dieses Geschäft zentral über Europa abzuwickeln.
Welche Fokusthemen hat Acer für das laufende Jahr definiert?
Engel: Wir wollen unsere Stärken im Professional-Business im Desktop- und Monitor-Segment noch weiter ausspielen. Mit den aktuellen Notebooks sind wir entsprechend gut aufgestellt. Das Servergeschäft ist derzeit noch in der Aufbauphase, und das wird auch noch ein bis zwei Jahre so sein, hier geben wir uns keinen Illusionen hin. In den vertikalen Märkten fokussieren wir uns stark auf Education, und im Projektbereich sind wir stark an öffentlichen Ausschreibungen beteiligt. Seit ein bis zwei Jahren gehen wir aber auch verstärkt an Firmenkunden heran.
Als Hersteller mit hohen Stückzahlen in manchen Produktbereichen sollte Acer auch den Fokus auf Service legen. Was unternimmt das Unternehmen, um die aufkommenden Servicefälle zu bewältigen.
Engel: Wir sind stolz darauf, dass wir in Ahrensburg über eine eigene Reparaturwerkstatt und auch über ein eigenes Callcenter verfügen. Die durchschnittliche Durchlaufzeit liegt bei drei Tagen. Es würde daher keinen Sinn ergeben, jeden Händler als Service-Partner zu zertifizieren. Das überwiegende Feedback unserer Partner lautet, dass der Service im Großen und Ganzen stimmt. Natürlich gab es in den Zeiten des rasanten Wachstums auch Phasen, in denen die Durchlaufzeiten ein wenig länger waren. Dann sind wir kurzfristig auf Dreischichtbetrieb gegangen, was die Mitarbeiter auch mitgemacht haben.
Gibt es gar keine Service-Partner?
Engel: Doch, wir haben zertifizierte Service-Partner. Ein Händler darf, wenn er einen größeren Kunden mit unseren Geräten beliefert hat, im Zuge einer Serviceautorisierung den Service erbringen. Das gilt aber nicht für Geräte, die von anderen Partnern geliefert wurden.
Hat der Händler für diese Serviceautorisierung zu bezahlen?
Engel: Ja, die Schulungen zur Serviceautorisierung sind kostenpflichtig. (bw)
Acer Infotage 2011
An fünf deutschen Standorten lud Acer seine Partner und solche Händler, die es werden wollen, zur Roadshow ein, auf der der Hersteller neben geplanten Strategien auch das aktuelle Sortiment der verschiedenen Produktsegmente präsentierte. Eine der Strategien ist der weitere Ausbau des Themas "Education". Bisher sind laut Aussage von Christian Krämer, Partnerbusiness Sales Manager VAR bei Acer, 30 Fachhandelspartner als Acer Education Center zertifiziert.
Auch stellte Krämer die Projektdatenbank des Herstellers vor, die den Partnern nicht nur Sicherheit im Projektgeschäft, sondern auch gezielte Unterstützung seitens Acer bringen soll. Bisher seien es insgesamt 1.400 Mitarbeiter von Partnern, die mit dem Online-Tool arbeiten.