Interview mit Jochem Binst von Vasco

"Wir schützen die Cloud durch Authentifizierung"

17.10.2011 von Sven Ohnstedt
Vasco möchte mit einem Cloud-Service die Cloud sicherer machen. Ein Widerspruch in sich? ChannelParnter sprach mit Jochem Binst über Digipass-as-a-Service, das Sicherheitsbewusstsein der Anwender und unscheinbare Schlüsselanhänger.

Vasco möchte mit einem Cloud-Service die Cloud sicherer machen. Ein Widerspruch in sich? ChannelPartner sprach mit Jochem Binst, Director Corporation Communications bei Vasco, über Digipass-as-a-Service, das Sicherheitsbewusstsein der Anwender und unscheinbare Schlüsselanhänger.

von Sven Ohnstedt, CFOworld

Was dürfen sich Fachhändler unter Digipass vorstellen?

Jochem Binst: Das sind, ganz einfach gesprochen, handliche Geräte, die mehrstellige Zahlenfolgen generieren. Ein solches Gerät muss einmal aktiviert, also an einen Account gebunden werden. Fortan gibt das Gerät immer neue Codes aus, die nur kurze Zeit gültig sind. Dieser Code wird allerdings zusätzlich zum eigentlichen Passwort benötigt, um Zugriff auf den Account zu erhalten. Durch Digipass erhöhen Sie somit die Sicherheit, denn nur Sie besitzen ja den passenden Generator. So ein Generator sieht zudem, je nach Modell, ziemlich unscheinbar aus und kann beispielsweise an einen Schlüsselbund gehängt verwendet werden.

Jochem Binst, Director Corporation Communications bei Vasco: "Wir arbeiten in Deutschland mit drei Distributoren"
Foto: Vasco

Wie verkaufen sich Ihre Lösungen in Deutschland?

Binst: Wir arbeiten in Deutschland mit drei Distributoren (Arrow ECS, Infinigate, Wick Hill; Anm. d. Red.) und derzeit etwa 30 Fachhändlern zusammen. Unser Stamm an Kunden besteht hierzulande aus 600 Unternehmen, Tendenz steigend. Wir sind mit unseren Fortschritten in Deutschland sehr zufrieden.

Einmalpasswort als Service

Sie bieten Ihren Digipass neuerdings als Cloud-Service an. Wieso?

Binst: Unsere Digipass-Produkte gibt es ja schon seit einiger Zeit am Markt. Wie wir feststellten, konnten wir damit nicht alle potentiellen Kunden erreichen: Entweder waren die Kosten zu hoch, um Digipass überhaupt im Unternehmen einzuführen, oder unsere Technik wäre nur sporadisch zum Einsatz gekommen, den Kosten der Einführung stünde also ein zu geringer Nutzen gegenüber. Digipass-as-a-Service stellt eine günstige Alternative dar.

Der Service eignet sich laut Ihren Angaben sowohl zum Einsatz im B2B- als auch im B2C-Bereich. Auf Ihre bisherigen Digipass-Produkte trifft selbiges zu. Könnten Sie den Unterschied erklären?

Binst: Nun, die traditionellen Produkte verlangen nach einem Spezialisten vor Ort, der unsere Technik in das System integriert und es anschließend wartet. Der Zugriff auf die Online-Angebote unseres Kunden setzt daraufhin eine Authentifizierung voraus, ganz egal, ob er Cloud-Services wie beispielsweise Google Apps, das Partnernetzwerk oder ein Spieleportal sichern möchte. Bei Digipass-as-a-Service übernimmt Vasco die Bereitstellung und Wartung - darin besteht der Unterschied.

Ihre Lösungen sind also derart flexibel, dass Sie jeden Kunden ohne Weiteres bedienen können?

Binst: In unserem traditionellem Geschäft? Ja, sicher. Digipass-as-a-Service setzt natürlich einige Vorbereitungen und Absprachen voraus - je nachdem, wie Sie Digipass einsetzen möchten.

Auch als Cloud-Service dürfte Digipass teuer zu Buche schlagen. Unternehmen denken an solche Lösungen doch erst, wenn es zu spät ist, oder?

Binst: Wissen Sie, ich führe hier gerne den Vergleich mit Anwälten an: Sie sind, wie allseits bekannt, teuer und man benötigt sie nur dann, wenn bereits etwas Schlimmes passiert ist - und dennoch sind sie allgegenwärtig! Wir sind uns der Situation bewusst und kommen unseren Kunden so weit wie möglich entgegen:

Sicherheit muss einfach zu bedienen sein

Binst: Sicherheit muss einfach zu bedienen und zu einem vernünftigen Preis erhältlich sein. Einer unserer Kunden, eine bekannte Bank, konnte die Betriebskosten der hauseigenen Hotline drastisch senken, weil unsere Lösung keinen zusätzlichen Download verlangt - das vorherige Produkte erforderte einen Client, das hat die Kunden verunsichert und so riefen sie ständig bei der Bank an. Sie sehen: Der Einsatz unserer Lösung hat sich in diesem Fall sogar bezahlt gemacht!

Wie hoch ist der Aufwand, Digipass-as-a-Service zu integrieren?

Binst: Das geht schnell. Es handelt sich um ein kleines Programm, das die Anwender auf einen unserer Server umleitet und dort nach der Authentifizierung verlangt. Im Grunde müssen Sie anschließend nur noch Digipass-Generatoren an die Zugangsberechtigten verteilen.

Ist es tatsächlich so, dass Endkunden sich sicher fühlen, wenn sie ein solches Gerät bei sich haben?

Binst: Ja, es gibt ihnen das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Konto zu besitzen.

Ganz grundsätzlich betrachtet: Sie bieten einen Cloud-Service an, um andere Server und auch Cloud-Services abzusichern. Die Bedenken gegenüber Cloud Computing können Sie demnach auch nicht entkräften?

Binst: Das ist sicherlich eine berechtigte Frage. Ich denke, wir wissen alle über die Vor- und Nachteile von Cloud Computing Bescheid. Fakt ist jedenfalls, dass Cloud Computing ist in der Geschäftswelt angekommen ist. Wir wissen, dass unsere Lösungen für ein hohes Sicherheitsbewusstsein unter ihren Anwendern sorgen - sie haben das Gefühl, dass die Sicherheit nicht vernachlässigt wird. Unsere Kunden sind zufrieden und es kommen derzeit wöchentlich weitere dazu.

Bei derartigen Zuwächsen werden Sie weitere Partner benötigen.

Binst: Qualifizierte Partner sind jederzeit willkommen! Wir bieten ein Partnerprogramm mit verschiedenen Qualifikationsstufen, verschiedene Zertifikate und Trainings - erfahrene Fachhändler und Integratoren dürften sich sofort zurechtfinden. (so)