Microsoft setzt auf schnellen Erfolg

"Wir haben Windows völlig neu erfunden"

26.10.2012
Mit Windows 8 probt Microsoft den Befreiungsschlag. Das neue System soll schmerzliche Niederlagen im Markt mit mobilen Geräten vergessen machen. Immerhin gelang es Konkurrent Apple zum Verkaufsstart von Windows 8 nicht, Microsoft-Chef Steve Ballmer die Show zu verderben.

Mit Windows 8 probt Microsoft den Befreiungsschlag. Das neue System soll schmerzliche Niederlagen im Markt mit mobilen Geräten vergessen machen. Immerhin gelang es Konkurrent Apple zum Verkaufsstart von Windows 8 nicht, Microsoft-Chef Steve Ballmer die Show zu verderben.

Mit Windows 8 setzt Microsoft klar auf Sieg. Das neue Betriebssystem, das inklusive mehr als hundert verschiedener Geräte seit Freitag weltweit im Handel ist, ist der große Hoffnungsträger des Softwarekonzerns - und die wichtigste Produkteinführung seit Windows 95 vor rund 17 Jahren. Das komplette Image des größten Softwareherstellers der Welt hängt von seinem Erfolg ab. "Windows ist das Gesicht von Microsoft", betonte Microsoft-Chef Steve Ballmer zum Start in New York. "Wir haben Windows völlig neu erfunden."

Windows läuft zwar auf über 90 Prozent aller Computer weltweit, doch das Geschäft mit stationären PCs läuft schleppend. Den boomenden Markt der Tablets und Smartphones musste Microsoft dagegen bislang weitgehend der Konkurrenz überlassen. So erzielt Apple inzwischen alleine mit dem iPhone mehr Gewinn als Microsoft insgesamt. Und Ballmer dürfte diese Schieflage auch als persönlichen Misserfolg verstehen. Seitdem er nach dem Rückzug von Microsoft-Mitgründer Bill Gates die Geschicke des Konzerns übernommen hat, ist es ihm nicht gelungen, zu den großen Rivalen Apple und Google im mobilen Geschäft aufzuschließen.

Mit Windows 8 ist Microsoft nun auf allen Geräten vertreten, vom Personal Computer über den Laptop, das Tablet und neuen Convertibles bis hin zum Smartphone. Die Nutzung soll kinderleicht sein, keine Handbücher seien zum Start nötig, sagte Windows-Chef Steven Sinowsky. 1,24 Milliarden Stunden sei die Betaversion der Software von den Nutzern getestet worden. "Kein Produkt wurde jemals so intensiv von externen Nutzern getestet."

Die PC-Branche erhofft sich von Windows 8, dass das neue Betriebssystem wie vielfach auch seine Vorgänger den Markt der Personal Computer wieder in Schwung bringt. Doch das könnte noch seine Zeit brauchen. Die Marktforscher von Gartner hatten zuletzt prognostiziert, dass es vor allem bei den wichtigen Unternehmenskunden noch bis 2015 dauern könnte, bis diese auf Windows 8 migrieren.

Jennifer Weber, Head of Business Unit Microsoft Also Actebis
"Viele Firmen werden sicherlich abwarten ob die gesteigerten Sicherheitsmöglichkeiten und die vielfältigen Softwaremanagement-Möglichkeiten sich in ihren Unternehmen umsetzen lassen."
Alexander Spohr, Business Unit Manager PCC bei der Tech Data GmbH
"Windows 8 benötigt eine gewisse Einarbeitungszeit."
Sven Buchheim, Vorstand Vertrieb und Marketing bei der Bluechip Computer AG
"Dass Windows 8 ein plattformübergreifendes Betriebssystem ist, könnte der größte Pluspunkte sein."
Lars Riehn, Geschäftsführer der Infowan Datenkommunikation GmbH
"Windows ist Windows und wird sich ähnlich schnell wie Windows 7 etablieren."
Jörg Mecke, Service-Line Manager IT-Consulting & Area CTO bei Comparex Deutschland
"Alle profitieren vom neuen Betriebssystem."
Jochen Rapp, Solution Manager bei Computacenter
"Windows 8 hat die Chance, der große Freund der IT-Abteilung zu werden."
Thorsten Schwecke, Senior Manager Software bei Ingram Micro
"Wir rechnen mit positiven Impulsen für das traditionell starke vierte Quartal."
Mario Myrenne, Geschäftsführer der IQ GmbH und Microsoft-Partner
"Windows 8 ist der Beginn einer neuen Ära."
Klaus Weinmann, Vorstandsvorsitzender bei der Cancom AG
"Windows 8 wird die IT-Welt verändern und beschleunigen."

Speziell im professionellen Einsatz zeigt das neue System mit dem alternativen traditionellen Startbildschirm erst auf den zweiten Blick seine Vorzüge gegenüber Windows 7 - der Anreiz dürfte deshalb bei weitem nicht so groß sein wie im Consumer-Bereich, wo das Kacheldesign die Nutzung mit den Fingern etwa auf Tablets besonders komfortabel macht. Einer aktuellen Umfrage der Wochenzeitung "Computerwoche" unter 700 IT-Entscheidern zufolge überlegten derzeit nur rund ein Fünftel der Unternehmen in Deutschland, in den kommenden zwei Jahren auf Windows 8 zu wechseln.

Steve Ballmer und Steven Sinofsky richteten sich zum Produktstart in New York denn auch ausdrücklich an die privaten Nutzer. "Wir haben (mit Windows 8) das beste aus allen Welten zusammen gebracht", sagte Ballmer. Das System eigne sich sowohl für die Arbeit am PC als auch für die Unterhaltung und das Spielen auf dem Tablet. Mit den Fingern gesteuerte Geräte sollen eine ganz neue Erfahrung mit Computern vermitteln. Bis zum Jahresende sind allerdings lediglich 10 Prozent der Windows-8-Geräte mit Touch-Displays ausgestattet, sagte Rick Sherlund, Analyst bei Nomura Securities nach Gesprächen mit Komponentenhersteller aus Asien. Der Rest werde weiterhin traditionell mit Maus und Keyboard gesteuert.

Dell XPS Duo 12
Das XPS Duo 12 ist ein Convertible mit Windows 8. Das Full-HD-Display misst 12,5 Zoll und lässt sich mit einer Handbewegung um 180 Grad drehen und auf der Tastatur ablegen. So kann das Duo als Tablet oder als Ultrabook mit Tastatur verwendet werden. Das Gehäuse besteht aus den leichten und hochwertigen Materialien Aluminium und Kohlefaser. Im Inneren werkelt ein Intel-Core-i7-Prozessor der Ivy-Bridge-Generation, dem 8 GB RAM zur Seite stehen. Die integrierte SSD kann maximal 512 Gigabyte groß sein. Einen Preis gab der Hersteller jedoch noch nicht bekannt. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich Ende Oktober
Lenovo IdeaPad U510
In Lenovos Ultrabook-Portfolio ist mit dem U510 nun auch ein 15-Zöller für Windows 8 vertreten. Mit einer Höhe von 21 Millimetern und einem Gewicht von 2,2 Kilogramm gehört es gerade noch in die Ultrabook-Kategorie. Trotz der geringen Höhe ist noch Platz für einen DVD Brenner oder optional ein Blu-ray-Laufwerk. Das 15,6-Zoll-Display mit 1.366 x 768 Pixeln bietet nur eine magere Auflösung, dafür steckt im U510 ein aktueller Intel-Core-i7-Prozessor und bis zu 8 GB RAM. Neben einer Festplatte mit bis zu 1 TB kann wahlweise eine SSD mit 32 GB als Cache eingebaut werden. Zudem gibt es USB-2.0- und -3.0-Anschlüsse, einen Cardreader sowie einen HDMI- und einen VGA-Port. Eine 720p-Webkamera befindet sich im Bildschirmrahmen aus Klavierlackbeschichtung. Die Akku-Laufzeit des Ultrabooks soll bei bis zu sechs Stunden liegen. Als Preis wurden 679 Dollar angesetzt. <br>Erscheinungstermin: voraussichtlich noch im September
Hewlett Packards "Spectre One"
Der All-In-One-PC "Spectre One" ist HPs erstes Windows-8-Produkt. Obwohl der Spectre One mit Windows 8 ausgestattet ist, bietet er kein Touch-Display. Anstatt einem touchfähigen Bildschirm liefert HP ein drahtloses Multi-Touch-Trackpad mit, das zusammen mit der Tastatur Eingaben drahtlos zum PC überträgt. Das Full-HD-Display ist 23,6 Zoll groß und nur 11,5 Millimeter dick. Im Inneren sind ein Intel-Prozessor aus der Ivy-Bridge-Reihe und eine Nvidia-Grafikkarte mit 1 GB Speicher verbaut. Integriert sind je zwei Anschlüsse (USB 2.0 und 3.0), ein HDMI-Eingang und eine Netzwerkbuchse. Die Besonderheit beim Spectre One ist der eingebaute NFC-Chip im Standfuß. Damit kann sich der Nutzer über ein NFC-Smartphone beispielsweise am PC anmelden oder ihn entsperren. Der Preis liegt umgerechnet bei rund 1.000 Euro. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich November
Acers "Iconia W510"
Das 8,8 Millimeter dicke und 600 Gramm schwere Windows-8-Tablet "Iconia W510" ist mit einem 10,1 Zoll großen Bildschirm ausgestattet (Auflösung: 1366x768 Px). Der große Akku bietet eine Laufzeit von realistischen acht Studnen. In der Kombination mit dem Dock kann er es sogar auf 16 Stunden schaffen. Als Prozessor wird Intels nächste Atom-Generation "Clover Trail"-Dual-Core-CPU eingesetzt. Die interne Speicherausstattung soll bei 64 GB liegen; der Arbeitsspeicher bei 2 GB. Als Anschlüsse gibt es jeweils SD, HDMI und USB im Micro-Format. Das Besondere an W510 ist, dass es über drei verschiedene Arten der Touch-Bedienung verfügt: klassisch über das Touch-Display, über eine ansteckbare Tastatur und durch das Umklappen des Keydocks als Multimedia-Präsentationsgerät.Preis liegt bei ca. 600 Euro. <br>Erscheinungstermin: voraussichtlich November
Acer "Iconia Tab W700"
Der große Bruder von Iconia W510, das "W700", ist mit einer Höhe von 11,9 Millimetern ein wenig dicker, besitzt dafür auch einen 11,6 Zoll größeren Screen. Der kapazitive Touchscreen hat ein Display mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten, auf dem nicht Windows RT, sondern Windows 8 installiert ist. Auch hier soll die Akku-Laufzeit bei rund acht Stunden liegen - dank eines i3- oder eines i5-Prozessors von Intel. Hier ist geplant, dass der Anwender zwischen den Prozessoren auswählen kann. Der Speicher beträgt je nach Ausstattung 32 oder 64 GB. Das W700 besitzt einen Standfuß, der sich um 20 oder um 70 Grad neigen lassen soll. Eine Tastatur besitzt diese Variante jedoch nicht. Preis liegt bei ca. 700 Euro. <br>Erscheinungstermin: voraussichtlich November
HTC Windows Phone 8X
Das Windows Phone 8X besitzt einen 4,3 Zoll großen Super LCD 2 Display mit Gorilla Glas (1280x720 Pixel). Es hat eine Größe von 132,35 x 66,2 Millimeter und eine Dicke von 10,12 mm. Im Inneren des 130 Gramm schweren Smartphones steckt ein 1,5 GHz Dual-Core-Prozessor mit 1 GB RAM. Der interne Speicher beträgt 16 GB. Auf der Rückseite befindet sich eine 8 MP-Kamera mit Autofokus, LED-Blitz und BSI-Sensor. Video können mit 1080p in Full-HD-Qualität und Stereo-Sound aufgenommen werden. Die Kamera auf der Vorderseite hat 2,1 MP. Die Akku-Kapazität liegt bei 1800 mAh. Außerdem ist es NFC-fähig. UVP liegt bei 550 Euro. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich November
HTC Windows Phone 8S
Das 8S ist mit dem 4-Zoll Super-LC-Display und 800x480 Pixeln etwas kleiner und weniger gut auflösend als das 8X. Als Prozessor wurde ein 1 GHz-Dual-Core mit 512 GB RAM eingebaut. Interner Speicher liegt bei 4GB. Die Kamera hat 5 MP mit Autofokus und LED-Blitz. Dadurch, dass das 8S kleiner ist wiegt es auch fast 20 Gramm weniger. Außerdem besitzt es Bluetooth 2.1 + EDR , Annäherungssensor, Umgebungslichtsensor, digitaler Kompass und einen G-Sensor. UVP ist 299 Euro. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich November

Vor allem neue Gerätekategorien wie die Convertibles genannten Hybrid-Rechner und neuen Tablets sollen nach dem Willen von Microsoft die Privatkunden begeistern. Von ihnen erhofft sich das Unternehmen einen Multiplikator-Effekt, denn sie könnten ihre persönlichen Geräte in die Unternehmen tragen und damit auch dort zum Schwenk auf Windows 8 beitragen - ein Konzept, das Apple mit seinem iPhone erfolgreich umsetzte.

Bei den wichtigen Unternehmenskunden will Microsoft aber dennoch punkten. Ballmer strich heraus, dass mobile Geräte mit Windows 8 mit Hilfe zahlreicher Sicherheitsfunktionen und einem mobilen Management optimal in Unternehmensnetzwerke integriert werden könnten. Damit soll sich Windows 8 vor allem gegen die Rivalen Android von Google und iOS von Apple glänzen.

Letztlich dürfte ein schneller Start und eine zügige Akzeptanz im Markt - sowohl bei den privaten als auch bei den Geschäftskunden den Erfolg von Windows 8 entscheiden. Deshalb tritt Microsoft auch mit Kampfpreisen zum Einstieg an. Steve Ballmer gab sich überzeugt - doch man hat den Microsoft-Lenker, dessen tänzerische Showeinlagen und sein gestampftes Statement "I love this company" (Ich liebe diese Firma) legendär sind, auch schon euphorischer erlebt. Immerhin stahl niemand dem Microsoft-Chef die Show. Fast zur gleichen Zeit wie Ballmers Bühnenauftritt am Donnerstagabend enttäuschte Apple die Börse mit den jüngsten Geschäftszahlen, weil die Verkäufe des iPad unter den Erwartungen lagen. Zumindest diese Nacht gehörte Steve Ballmer und seinem Windows 8.