Bei dem Ulmer Systemhaus Fritz & Macziol fällt auf: Es schreibt, auch zwei Jahre nach dem Kauf durch den holländischen Integrator Imtech I.V., seine Erfolggeschichte fort.
Wäre Fritz & Macziol (F&M) nicht Teil des niederländischen Systemintegrators Imtech N.V., müsste man sagen, das Ulmer Systemhaus mit Fokus mittelständische Kunden hat es über die Jahre einfach gehabt. Damit, dass es unbeirrt auf IBM als Hardwarelieferanten setzte - solche Treue belohnt man in Stuttgart; F & M ist "Premier Business Partner". Damit, dass es, obwohl es sich als Infrastrukturspezialist verstand, gewisse, bei dieser Thematik naheliegende Themen wie Netzwerke ignorierte -solche Bescheidenheit nennt man heute gerne "Fokussierung"; im Fall F&M aber hieß das, mit IT-Infrastruktur genug Arbeit zu haben. Damit, dass es mit der Softwaretochter Infoma eine auf kommunale Behörden spezialisierte, unverzichtbare Software anbot, die dafür sorgte, dass diese Kommunen gerne auch die sonstigen Dienste der Muttergesellschaft in Anspruch nahmen.
Und damit, dass F&M genau dieser Geschäfts- und Positionierungstugenden wegen dem Konzern Imtech auffiel, als sie vor vier Jahren expandieren wollte und Deutschlands Systemhäuser ins Auge fasste. Als man, nach eineinhalb Jahren gründlicher Untersuchung, zum Beispiel auch von Bechtle, die Ulmer im Jahr 2006 kaufte, wurde aus dem Glück Strategie.
Denn die Planung von Imtech, auch als Spezialist für Gebäude- und Analagentechnik europaweit tätig zu sein, lautet: zu einem europäischen Systemhaus werden. Mit dankbarer Unterstützung von IBM und Microsoft. Dafür hat die Firma seit 2006 Millionen investiert: in Systemhäuser wie die Schweizer Interex AG und in Softwarespezialisten wie Stas oder den ERP-Anbieter IT&T AG.
Für F&M bedeutete das nicht nur, dass es wachsen konnte - und musste, wie Schallhorn sagte: Natürlich gebe es "Zahlenvorgaben aus Holland" -, sondern auch: die grundlegende Kompetenz bei "anspruchsvollen Sachen" (Schallhorn) auszubauen: in der Tiefe, wie etwa die Cognos- und Filenet- sowie SAP- und VMware- und Microsoft- Zertifizierungen zeigen, aber auch "in der Fläche", durch den Ausbau der Standorte auf 20 bis 60 Mitarbeiter.
Insofern harmonierten Strategie und jahrelang gepflegtes und erweitertes Mittelstands-Können. Dass das Ulmer Systemhaus auf diese Weise zu einem präferierten Partner der IT-Anbieter wurde, diese schneller und besser bedient und mit Ressourcen versorgt als viele Dutzend anderer Systemhäuser, versteht sich von selbst.
Was sind nun die Ziele des "weltweit größten Microsoft-Partners bei Kommunen", des in Deutschland "größten Softwarepartners von IBM", eines Unternehmens, das "Imtech machen lässt" und das darüber hinaus seine möglichen Verknüpfungen mit der deutschen Imtech - übrigens einem Cisco- und Enterasys-Kunden - noch nicht einmal im Einkauf geltend gemacht hat, wie Schallhorn sagte?
Prosaisch gesprochen: zum "profitabelsten Systemhaus Deutschland zu werden", so der Geschäftsführer. Darüber hinaus will F&M aber sozusagen bei seinem Leisten bleiben: Schallhorn nennt als wichtigste Themen: Infrastruktur und Rechenzentren ("servernahe Techniken"), Middleware, Business Intelligence, Compliance und Document Management System (DMS).
Schwächen der anderen nutzen
Zudem rechnet er offensichtlich fest damit, dass zu F&M im kommenden Jahr die Kunden einer Reihe von "unterfinanzierten Systemhäusern" kommen werden. "Wir werden die Schwäche der anderen Systemhäuser nutzen und deutlich mehr Neukunden gewinnen", sagt er. Ferner seien Akquisitionen eingeplant: Softwarehäuser in der Größenordnung "20 bis 100 Mitarbeiter". Mit diesen werde das hochmargige Applikationsgeschäft ausgeweitet.
Der Einstieg ins Netzwerkgeschäft aber wird auch im Jahr 2009 nicht stattfinden. "Wir lassen das liegen, weil es als Thema zu groß ist", sagt Schallhorn. Und weil F&M lieber bei Projekten inklusive Services, also seinem Mittelstands-Leisten bleibt, sei auch Hosting kein Thema.
Was aber Schallhorn intensiv beschäftigen wird, ist: Woher sollen die Fachkräfte kommen - trotz der von IBM stets gerne genommenen Unterstützung? "In Stuttgart kann man gut leben", hat Schallhorn versprochen. Mitarbeiter "unterfinanzierter Systemhäuser" sollten das zur Kenntnis nehmen. (wl)