Microsoft setzt auf Cloud wie nie zu vor. Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?
Floris van Heijst: Das Thema Cloud hat sich in Deutschland im vergangenen Jahr durchgesetzt, vor allem wenn es um die IT-Investitionen größerer Kunden geht. Da wir als Microsoft nicht nur auf Public-Cloud-Modelle setzen, sondern seit längerem über unsere Partner auch lokal gehostete Cloud-Umgebungen und -Services bieten, stehen wir unter dem Strich auf internationalem Niveau. In einigen Bereichen, etwa im Umfeld der Themen Azure oder Public Cloud, liegt Deutschland allerdings zurück, hier deuten die Wachstumskurven allerdings nur auf eine zeitliche Verzögerung hin.
Wie in Washington deutlich wurde, kommt auf Microsofts Partnerunternehmen, in Deutschland immerhin 38.000 an der Zahl, mit der immer eindimensionaleren Cloud-Ausrichtung ein enormer Druck zu. Was erwarten Sie von Ihren Partnern?
van Heijst: Egal ob ein Systemhaus im SMB- oder Großkunden-Umfeld tätig ist, es gilt, sich noch breiter aufzustellen, als viele das bislang tun. Früher reichte es, an Kunden mit einem Thema, etwa BI, Dynamics oder Exchange heranzutreten. Heute kommen in Kundengesprächen automatisch Felder wie Cloud, Mobility oder Office 365, die allesamt untereinander, aber auch mit den angesprochenen Themen verkoppelt sind, hinzu. Größere Häuser sind gut beraten, hier ihre Expertise auszuweiten, kleinere, sich gut miteinander zu vernetzen. Dazu bietet die Konferenz beste Gelegenheit.
Wie lassen sich in diesem Kontext die Ankündigungen verstehen, die Microsoft vor Ort macht? So sollen Windows Azure und Dynamics CRM ab Herbst in die Open-Licensing-Programme eingebunden werden, was eine freiere vertriebliche Aufstellung den Kunden gegenüber verspricht, zudem werden die Aufstiegschancen von Partnern künftiger enger an den wahren Vertriebserfolg gebunden werden.
van Heijst: Wir hoffen, unseren Partnern neue Geschäftsfelder und Möglichkeiten für Business Development zu eröffnen. Wir statten unsere Partner dafür mit mehr Freiheiten im Vertrieb aus – übrigens auch technisch, so ist Office ja bereits auf dem iPad verfügbar, Android Tablets werden folgen, und auch Windows Azure spricht eine immer offenere Sprache. Im Gegenzug sind Partner gut beraten, sich eigene Geschäftsmodelle, vornehmlich getreu unserem Motto "Mobile First, Cloud First" aufzubauen. Mobility-Services zu entwerfen, wäre beispielsweise eine Möglichkeit.
Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Cloud-Geschäft in Deutschland? Es ist bekannt, dass Microsoft hierzulande diesbezüglich lange den eigenen Zielen hinterher rannte.
van Heijst: Was Office 365 und Hosted Business betrifft, haben wir unsere Erwartungen übertroffen. Natürlich ist aber auch klar, dass unsere Partner ihre Vertriebsmodelle noch stärker umstellen müssen, wollen Sie im Cloud-Umfeld erfolgreich sein. Sie dabei zu unterstützen, sehen wir weiter als dringliche Aufgabe. Ich betone aber, dass wir unseren Endkunden immer die Wahl anbieten, unsere Lösungen in der Public Cloud, bei einem lokalen Hoster oder im eigenen Rechenzentrum zu bereiten.
Microsoft hat in Washington seine Partnertreue abermals mehrfach ausgerufen. Dennoch hört man aus dem Channel viele Bedenken, was die Wahl der eigenen Marktpositionierung betrifft. Man ist sich einfach nicht mehr sicher, auf welches Zugpferd man setzen soll.
van Heijst: In der Tat wandelt sich der Markt sehr schnell, ist wird immer schwerer, mit der Geschwindigkeit, auch der Innovationen, Schritt zu halten. Das ist aber kein Microsoft-spezifisches Problem. Ich würde sagen, wir haben, was neue Themen wie Mobility, Big Data oder Cloud betrifft, das partnerfreundlichste Modell, das mittlerweile auch mit einer enormen Innovationskraft gekoppelt ist. Wir bieten so unseren Kunden wie auch unserem Channel zahlreiche Perspektiven. Ein Beispiel ist Nokia, die mit der kompletten Geschäftsführung in Washington vor Ort waren. Es standen hier viele Gespräche mit Partnern an.
Worum ist es gegangen?
van Heijst: Wir bieten im Mobile-Umfeld dank Nokia Hardware und Software aus einer Hand und ermöglichen damit unseren Partnern, flexibel auf neue Geschäftsanforderungen im Mobile-Umfeld zu reagieren, etwa was die Bereitstellung mobiler Anwendungen, Mobile Device Management oder Mobile Security betrifft. So können Systemhäuser flexibler aus Ausschreibungen im Mobile-Umfeld reagieren, da sie auf Wunsch des Kunden das komplette Portfolio aus einer Hand anbieten.
Abschließende Frage: Was war Ihr Highlight der WPC 2014?
van Heijst: Für mich waren es weniger eine technische News, auch wenn es viele davon gab, als die Tatsache, dass mir viele deutsche Partner berichtet haben, dass sich die Cloud bei ihren Kunden durchgesetzt hat. Nun gilt es gemeinsam Strategien auszuarbeiten, wie sich hier gemeinsam die Früchte ernten lassen. Unser Cloud-Portfolio, das eines der ganzheitlichsten im Markt ist und von Gartner im Umfeld IaaS und PaaS als führend bezeichnet wird, kann ohne Frage alle wichtigen Anforderungen abdecken, vom Rechenzentrum bis zum mobilen Device. (tö)