Als Windows XP von Microsoft im Juni 2008 ein zweites Mal nach 2007 abgekündigt wurde und der der Softwareriese gleichzeitig den Verkauf der "Home Edition" für PCs stoppte, war der Aufschrei der IT-Administratoren und Käufer von XP weltweit zu hören. XP durch den Nachfolger Vista zu ersetzen, leuchtete vielen nicht ein; der bis zu diesem Zeitpunkt kaum zu bremsende Windows-Zug verlor merklich an Fahrt. Als sich dann erste Konfusion einstellte, wusste man in Redmond, dass man handeln musste.
Folglich beeilte sich Microsoft, all die zu besänftigen, die ihre Geschäfte mit Hilfe der bis dato so gut funktionierenden Kombination aus Intel-PC und Windows-Betriebssystem in Gefahr sahen.
Und seitdem erlaubt der Softwerker seinen OEMs und Systemanbietern (sogenannte System Builder), weiterhin massenhaft XP Professional auf Rechnern vorinstalliert auszuliefern. Zwar erklärte der IT-Riese, Unternehmen täten gut daran, auf den XP-Nachfolger Vista umzusteigen, doch nachdem dem die wenigsten Geschäftskunden nachkamen, lies man es in Redmond damit bewenden. Einzig auf die Formulierung, es handle sich bei den XP-Installationen um Vista-Upgrades, legte Microsoft Wert. Dem kamen die OEMs und Systemanbieter gelassen nach.
Mittlerweile sind acht Jahre seit der Erstveröffentlichung von Windows XP verstrichen, doch in Redmond ist man noch immer nicht dabei, dem zählebigen, von mancherlei Rettungskampagne begleiteten XP der Geschichte der Server-Software zu überlassen.
Das zeigt nun auch ein internes Memo von Hewlett-Packard (HP). Der größte OEM der Redmonder wollte wissen, ob auch bei Vista-Nachfolger Windows 7 ein so genannter Downgrade auf XP möglich wäre. Bekanntlich soll Windows 7 bereits ab Weihnachten 2009 bei Geschäftskunden sein Werk beginnen. Doch manche dieser Kunden werden auch dann noch keinen Grund erkennen, XP von ihren Rechnern zu schmeißen. Wahrscheinlich wollen sie die erste Version von Windows 7 abwarten, um erkennen zu können, wie es sich mit ihr in Sachen Treiber, generell Hard- und Software-Support, verhält.
Dessen eingedenk erklärte Microsoft jetzt, es werde das Downgrade bis Ende April 2010 zulassen. Eine Sprecherin des Konzerns erklärte offiziell, man erweitere, wie schon öfters der Fall, die Möglichkeiten der PC-Anbieter, weiterhin XP anbieten zu können. Vor allem kleinere Unternehmen (SMBs, Small and Medium Business) würden solch eine Möglichkeit gerne in Betracht ziehen - eben um die Kompatibilität von Windows 7 mit den von ihnen eingesetzten Software-Lösungen zu prüfen.
Namentlich wollte Microsoft HP in diesem Zusammenhang übrigens nicht erwähnen, doch wie ein Report der amerikanischen "Infoworld" zeigt, war es auf den weltgrößten IT-Anbieter direkt gemünzt. Unsere Schwesterpublikation hatte übrigens Anfang 2008 die Kampagne "Save Windows XP" gestartet.
Die Feinheiten des Downgrade
Nun behielt sich Microsoft in seiner Erklärung zu XP vor, allein die Möglichkeit des Downgrades zuzulassen.
In der Terminologie des Software-Anbieters heißt das: Kunden, die von der XP-Installation weiterhin Gebrauch machen, müssen erstens XP Professional installiert haben und zweitens zugleich für die Möglichkeit eines Vista-Upgrades votiert haben. Das wiederum heiß: Die jeweilige Firmenlizenz für Vista wird zugunsten des Vorläufers XP eingesetzt. In der Praxis bedeutet das: Nur die Unternehmen, die die Vista-Versionen "Business" und "Ultimate" einsetzten, können ersatzhalber XP einsetzten. Alle anderen Versionen der unglücklichen Schöpfung Vista bleiben von dieser Regelung ausgeschlossen.
Im Fall Windows 7 bedeutet das aller Wahrscheinlichkeit nach: Auch hier können Geschäftskunden XP solange einsetzen, bis Microsoft endgültig das Aus für XP erklärt und alle Medien, auf denen XP als Downgrade-Variante gebrannt ist, aus dem Verkehr zieht. Gemäß den Lizenzrechten Microsoft ist das genau dann der Fall, wenn OEMs solche CDs nicht mehr erhalten.
Wann das genau passieren soll, lässt Microsoft aktuell im Ungewissen. Eine Sprecherin erklärte gegenüber der "Infoworld", der Softwerker habe noch keine Pläne dafür, ab wann er ein Windows 7-Downgrade ausschließe.
Mit anderen Worten: Auch zehn Jahr nach der Erstveröffentlichung von XP ist kein wirkliches Ende dieser Windows-Plattform in Sicht. Gratulation"! (wl)