Ratgeber Windows

Windows Server 2008 vorgestellt

11.08.2009
Viele Profi-Anwender und Kleinunternehmen fragen sich, wann sich der Einsatz des Microsoft Serverbetriebssystems Windows Server 2008 lohnt. Wir stellen Ihnen deshalb den Windows Server 2008 und dessen Stärken vor.

Von Daniel Bader.
Der Artikel stammt von unserer Schwesterzeitschrift PCTipp

Die Liste der Neuerungen in Windows Server 2008 gegenüber der Vorgängerversion macht es deutlich: Bei Microsofts jüngstem Serverbetriebssystem handelt es sich um mehr als eine simple Politur des Vorgängers Windows Server 2003 R2. In zentralen Bereichen wie den Terminaldiensten und dank des neuen Betriebsmodus Server Core haben die Funktionen stark zugenommen. Die Virtualisierungstechnik Hyper-V, gepaart mit den Clustering-Fähigkeiten, erlaubt sogar komplett neue Szenarien, die sich bislang nur mit Produkten von Drittherstellern realisieren ließen.

Windows Server: für wen geeignet?

Sie haben ein kleines oder mittelgroßes Unternehmen, sind vernetzt und verfügen über mindestens 15 bis 20 PC-Arbeitsplätze. In diesem Fall könnte Microsofts Windows Server 2008 eine sinnvolle Investition sein. Daten lassen sich damit zentral verwalten, was den administrativen Aufwand deutlich reduziert. Angeschlossene Clients (PCs, Notebooks, PDAs) sind zudem bestimmten Richtlinien unterworfen, die das Netzwerk sicherer machen. Installiert wird das Betriebssystem auf einem oder mehreren Servern, welche die gesamte Netzwerkauslastung überwachen, steuern sowie Ressourcen zuteilen. Die Verwaltung dieser Server erfolgt meist von Administratoren – entweder interne oder externe.

Der Windows Server 2008 gibt es als Windows Server 2008 Standard (mit einem virtuellen Server), als Windows Server 2008 Enterprise (mit vier virtuellen Servern) und als Windows Server 2008 Datacenter Edition (hier sind pro Prozessor unbegrenzt viele virtuelle Server möglich). Außerdem bietet Microsoft eine Version für Server auf Itanium-Basis sowie eine Fassung für reine Webserver an. Weitere Informationen und Testversion zum Download unter www.microsoft.com/germany/windowsserver2008/default.mspx .

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Die Neuerungen gegenüber Server 2003

Die neuen Internetinformationsdienste (Internet Information Services 7; kurz IIS 7) sind besonders für Webanwendungen interessant

* Server Core
Kompakte Systembetriebsart ohne grafische Oberfläche
* Server-Rollen
Vereinfachte Verwaltung und höhere Sicherheit durch Aktivierung von ausschließlich benötigten Funktionen
* RODC
Höhere Sicherheit durch nur lesbare Domaincontroller
* IIS 7
Verbesserte Sicherheit beim Webserver Internet Information Services durch modular aufgebaute Internet Information Services
* Hyper-V
Virtualisierungstechnik für 64-Bit-Plattformen
* Server Manager
Zentrale Administrationskonsole, mit PowerShell skriptbar
* Terminal Services
Mit TS Gateway Zugriff auch übers Internet möglich
* Sicherheit
Erhöhter Schutz von Betriebssystem und Daten durch Validierungs-und Verschlüsselungsmechanismen
* Network Access Protection
Regelbasierter Zugriffsschutz für Rechner im Netzwerk
* Netzwerk-Tuning
Bessere Performance dank optimiertem TCP/IP-Stack

Sicherheit im Vordergrund

Ein weiterer Grund für eine Migration auf Windows Server 2008 ist die Sicherheit. Mit der rollenbasierten Konfiguration und grundlegenden Änderungen beim Unterbau des Betriebssystems will Microsoft diesen Aspekten Rechnung tragen. Bei den Server-Rollen handelt es sich um Anwendungen, die sich einzeln nachinstallieren lassen. Ein neues System kann im Prinzip noch keine Funktionen erfüllen. Der Administrator muss zuerst die benötigten Rollen zuweisen. Dadurch wird die Sicherheit erhöht, weil nur die Anwendungen installiert sind, die auch tatsächlich benötigt werden. Das schont zudem Ressourcen.

Ob Sie die Vollversion oder die abgespeckte Server-Core-Oberfläche nutzen, entscheidet sich bei der Installation

Administratoren profitieren auch von Funktionen, mit denen sie Netz und Workstations effizienter absichern. Dazu zählen vor allem die neuen Netzwerkrichtlinien- und Zugriffsdienste; besser bekannt unter der englischen Bezeichnung Network Access Protection (NAP). Dabei handelt es sich um eine Network-Access-Control-Lösung (kurz NAC), die diverse Software-Hersteller und Netzwerkausrüster bereits seit einiger Zeit anbieten. Die Gemeinsamkeit der verschiedenen NAC-Systeme besteht darin, dass die Zugriffsberechtigung auf Netzwerkressourcen von Richtlinien abhängig ist. Diese Zugangsbeschränkung kann mit unterschiedlichen Methoden durchgesetzt werden. Es erfordert jedoch erheblichen Rechenaufwand, bevor das System optimal funktioniert. Richtig eingesetzt, sorgt es aber für große Sicherheit im Netz.

Leistung und Funktionalität

Außer der Modernisierung der Infrastruktur ist auch deren Erweiterung ein Grund für den Einsatz von Windows Server 2008 – dank Neuerungen am unteren und oberen Ende der Leistungsskala. Server Core, die Installation ohne grafische Oberfläche, verschlingt weniger Hardware-Ressourcen als die Vollausstattung. Sie bietet sich an, wenn der Server gezielt einzelne Aufgaben erfüllen soll. Prädestiniert hierfür ist ein RODC (Read Only Domain Controller). Das ist ein neuer Domänencontroller. Er wird an kritischen Standorten eingesetzt, an denen sich der physische Zugriff auf einen Server durch unautorisierte Personen auf keine Weise verhindern lässt.

Im oberen Leistungssegment erlaubt Windows Server 2008 den Aufbau von Clustern über Subnetzgrenzen hinweg – also beispielsweise über verteilte Standorte. Im Zusammenspiel mit dem überarbeiteten TCP/IP-Stack, der die Netzwerkleistung erhöhen soll, werden damit die Leistungs- und Verfügbarkeitsgrenzen erweitert.

Endlich hat Microsoft die Unterstützung für das Internetprotokoll IPv6 derjenigen von IPv4 gleichgestellt, was einen künftigen Einsatz der nächsten Protokollgeneration vereinfacht. Ausgebaut wurden auch die Terminaldienste, also der Fernzugriff auf die Desktop-Umgebung. Der Terminal Services Gateway hilft dabei Anwendern, die via Internet auf Firmendaten und –Anwendungen zugreifen. Anstelle einer komplexen VPN-Konfiguration tritt der webbasierte Zugriff über das verschlüsselte HTTPS-Protokoll. Dieses lässt sich wesentlich einfacher durch Gateways und Firewalls schleusen, da der benötigte Port 443 üblicherweise bei jedem Internetzugangsknoten offen steht.

Windows Server 2008 will auch die Akzeptanz von Windows Vista als Desktop-Betriebssystem erhöhen. Vista Service Pack 1 und Windows Server 2008 haben dieselbe Codebasis. Das soll Administratoren Vorteile bieten. So hat Microsoft mit der zweiten Version des SMB-Protokolls (Server Message Block) die Leistung und Zuverlässigkeit beim Datentransfer zwischen Client und Server verbessert.

Beispiele für den Einsatz von Windows Server 2008

BladeSystem c3000 Enclosure: Serverlösung von HP

Microsofts Windows Server 2008 gibt es von verschiedenen Herstellern fertig auf geeigneter Hardware vorinstalliert zu kaufen. Beispielsweise von HP, Dell, Fujitsu Siemens und Maxdata. Marktführer HP brachte bereits 2008 zum Beispiel seine ProLiant-Server der ML-/DL-Reihe sowie das Blade-System c3000 Enclosure mit Windows Server 2008.

PowerEdge-Server von Dell: das Modell M1000e

Dell startete im Jahr 2008 mit Windows Server 2008 aif Power Edge-Servern. Und Fujitsu Siemens migriert Microsofts Windows Server 2008 in seine Primergy-Server TX120 und RX300 S4.

Fazit zum Windows Server 2008

Im Vergleich zu den bisherigen Serverbetriebssystemen von Microsoft bietet Windows Server 2008 zahlreiche Verbesserungen. Doch haben diese auch ihren Preis, der je nach Anspruch und Lizenzvertrag recht hoch ausfällt.

Der Neueinstieg ins 64-Bit-und Virtualisierungszeitalter verlangt nach entsprechender Server-Hardware und idealerweise nach einem Storage Area Network (SAN) für die Datenspeicherung. Die Installationsoption Server Core erfordert zudem eine Schulung der Systemverantwortlichen, da der Umstieg von grafischer auf textbasierte Verwaltung Hürden mit sich bringt. Der beste Moment für den Umstieg auf Windows Server 2008 ist dann gegeben, wenn die bestehende Infrastruktur am Ende ihres Lebenszyklus angelangt ist. Ein Szenario, das derzeit für Windows Server 2000 zutrifft. Dessen erweiterte Unterstützung läuft im Juli 2010 aus – der optimale Zeitpunkt, sich Gedanken über einen Umstieg auf 64-Bit-Hardware und virtualisierte Umgebungen zu machen.

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