Von Wolfgang Leierseder
Ende 2009 soll Windows7 "auf den Rechnern sein", erklärte Microsoft Anfang November. Der Grund für die Eile: Vista erweist sich trotz vieler Millionen Dollar Marketing als Rohrkrepier. Der Handel begrüßt diese Eile und äußert schon jetzt seine Erwartungen in Sachen Windows 7.
Windows 7 soll am 3. Juni 2009 an die PC-Hersteller, die OEMs von Microsoft, ausgeliefert werden. Das bestätigte Microsoft und gab auf der Hausmesse "WinHEC" (Windows Hardware Engineering Conference) Anfang November bekannt, Windows 7 solle im Sommer 2009 fertig sein, so dass die ersten Computer mit dem Betriebssystem in der Weihnachtssaison in den Handel kommen.
Wie dringend es Microsoft ist, das Betriebssystem so rasch wie möglich in den Markt zu bringen, zeigen zwei Details: Normalerweise scheut sich das Unternehmen, konkrete Termine bei einer neuen Software zu nennen. Bei einer Verzögerung soll nämlich eine negative Berichterstattung vermieden werden. Zum zweiten gab Microsoft bekann,: Windows 7 solle einige Applikationen - etwa Windows Mail, Fotogalerie und Movie Maker - nicht mehr enthalten. Stattdessen sollen sie online über "Windows Live" angeboten werden. Der Konzern macht also ernst mit seiner Strategie, das Internet als Datenspeicher und Applikationsverteiler zu nutzen - und Windows 7 schlank zu machen.
Windows 7 muss schlank sein
Dieser Umstand trifft bei Microsoft-Partner auf großes Verständnis, um nicht zu sagen, sie halten diesen Schritt für den einzig richtigen. So erklärte Roland Franze, bei dem Straubinger Distributor Also Deutschland verantwortlich für den Verkauf und das Marketing: "Microsoft will nach meiner Meinung mit der Reduzierung der integrierten Applikationen das Betriebssystem besser auf die Anforderungen von Firmen ausrichten. Die fehlende Ausstattung für den Consumer-Bereich kann dann entweder über werbefinanzierte Onlineversionen von Microsoft ergänzt werden, oder die Hardware-Hersteller statten ihre Consumer-Geräte mit einer Vielzahl von Test- und Demoversionen für Mail/Foto/Video."
Und Jochen Rapp, Practice Leader Workplace Solutions bei dem Kerpener Systemintegrator Computacenter, erklärte: "Grundsätzlich ist der Trend, Anwendungen und Dienste ins Netz zu verlagern, offensichtlich und auch zu begrüßen, weil er für viele Szenarien Verbesserungen in der Handhabung und Verwaltung von Systemen mit sich bringen kann. In Unternehmensnetzen wird der Trend allerdings später als im Konsumentenmarkt stattfinden, weil dort völlig andere Voraussetzungen und Anforderungen vorherrschen."
Windows 7 versus Vista
Dass Microsoft ein veritables Interesse daran hat, Windows 7 deutlich schlanker und schneller als Vista zu machen, liegt auf der Hand: Zu oft hatten sich Vista-Anwender über den Speicherhunger des Boliden beklagt und bei der Migration abgewunken. Die Folge: Bis heute ist der Softwareriese, ganz gegen seine erklärten Absichten, gezwungen, den Vista-Vorgänger XP alternativ anzubieten. Gleichzeitig muss Microsoft tatenlos zusehen, wie auf den neuen Mini-Notebooks ("Netbooks") mit schlanken Open Source-Betriebssystemen ausgerüstet werden- sozusagen Linux auf dem Desktop über diese Geräte Einzug hielt.
Insofern trifft auch die Ankündigung eines schlanken Windows 7 bei dem indirekten Kanal auf sofortige Gegenliebe. "Weniger Ressourcenhunger, mehr nützliche Funktionen als optische" sei ein Muss für ein modernes Betriebssystem, erklärte Britta Feldner vom Freisinger Systemhaus Mums. Ihre Meinung zu Vista fiel vernichtend knapp aus: "Vista ist fast genauso ein Flop, wie in der Vergangenheit zum Beispiel Windows ME."
Zu diesem zentralen Verkaufsthema äußerte sich Algol-Manager Franze diplomatischer, doch in der Sache genauso eindeutig: " Die Verkaufszahlen von Vista sprechen eine deutliche Sprache, deshalb ist nach meiner Meinung Microsoft gezwungen hier so schnell wie möglich zu reagieren." Und was die aktuelle Projektbedeutung von Vista angeht, äußerte er sich so: "Im Firmenkundenbereich sehen wir aktuell keine großen (Vista-) Projekte und ich glaube, hier wird es noch weiter zurückgehen."
Ein schlankes, vielleicht sogar modulares Windows begrüßte er aber ausdrücklich: "Für Windows 7 würde ich mir drei Versionen wünschen: Home / Professional und eine Version für Netbooks."
Seine Meinung teilte Computacenter-Manager Rapp. Und er verwies auf das Thema Investitionssicherheit, das migrationswillige oder -geplagte Kunden brennend interessiert, gleich ob sie XP oder Vista installiert haben. Er wünsche sich "Investitionssicherheit, das heißt. insbesondere Anwendungen, die auf Vista umgestellt wurden, sollen möglichst reibungslos weiter verwendet werden können." Des Weiteren setzt er die "Sicherstellung des Parallelbetriebes von Windows 7 mit Vista und - wenn auch eingeschränkter - mit Windows XP um Unternehmen die Migration zu vereinfachen."
Der letzte Punkt seiner Wunschliste lautet: "Unterstützung von virtuellen Clientinfrastrukturen - technisch-funktional und lizenzrechtlich:"
Man sieht: Der indirekte Kanal erwartet sich von Windows 7 viel. Vista aber wird ohne Zögern verabschiedet. (wl)