Mit dem Start von Windows 7 kommen zahlreiche PCs und Notebooks auf den Markt, auf denen das neue Microsoft-Betriebssystem installiert ist. Doch wie schlägt sich Windows 7 auf älteren Rechnern? Wir prüfen, ob Windows 7 als ideales Upgrade-Betriebssystem in Frage kommt – eine Verjüngungskur für ältere PCs und Notebooks.
Unser Testsystem war das Aldi-Notebook Medion Akoya MD96380: Der Discounter verkaufte das 17-Zoll-Notebook im November 2007 für 1000 Euro. Es ist mit dem Prozessor Intel Core 2 Duo T5450 (1,67 GHz) ausgestattet, mit der Grafikkarte Nvidia Geforce 8600M GS sowie 2 GB Arbeitsspeicher und einer 250-GB-Festplatte. Damals war das eine durchaus leistungsfähige Konfiguration – heute findet man entsprechende Komponenten höchstens noch in der Notebook-Einsteigerklasse. Als Betriebssystem hatte Medion Vista Home Premium aufgespielt.
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Wir installierten Windows 7 Home Premium in der 32-Bit-Variante. Die meisten aktuellen Windows-7-Notebooks arbeiten mit der 64-Bit-Version. Denn sie sind mit 4 GB Arbeitsspeicher ausgestattet, die ein 64-Bit-System vollständig nutzen kann. Ein 32-Bit-Windows nutzt dagegen nur rund 3 GB. Doch das zwei Jahre alte Medion MD96380 mit 2 GB RAM profitiert nicht von einem 64-Bit-Betriebssystem.
Installation von Windows 7
Medion bietet für das MD96380 keine Windows-7-Treiber an. Wir führten daher nach der Installation von Windows 7 ein automatisches Treiber-Update durch, das aber nur neue Treiber für den Netzwerk-Chip und das Touchpad entdeckte. Die Treiber für die Grafikkarte und den Chipsatztreiber mussten wir manuell installieren. Für allen anderen Komponenten hatte Windows 7 passende Treiber parat. Nur die Web-Kamera im Notebook erkannte Windows 7 nicht.
Testaufbau
Das Medion MD96380 musste unter Windows 7 dieselben Tests durchlaufen, wie unter dem originalen Windows Vista: Mit dem Leistungs-Benchmark Sysmark 2007 prüften wir die Rechenkraft bei Standard-Anwendungen wie Office, Bild- und Videobearbeitung sowie Flash- und Internet-Software. Für den 3D-Test nutzten wir 3D Mark 06, für die Prozessorleistung Cinebench R10. Schließlich untersuchten wir noch die Akkulaufzeit unter Vista und Windows 7 mit dem Standard-Benchmark Mobile Mark 2007.
Test: Windows 7 mit dem Sysmark 2007
Der Benchmark Sysmark 2007 nutzt zum Test Standard-Anwendungen wie Microsoft Word, Excel und Powerpoint, Photoshop und Premiere von Adobe sowie zahlreiche andere praxisrelevante Programme. Seine Ergebnisse geben deshalb einen sehr klaren Eindruck davon, wie rechenstark ein Notebook im Alltag arbeitet.
Unter Windows Vista erreichte das Medion MD96380 vor zwei Jahren 75 Punkte – damals ein sehr gutes Ergebnis, im Vergleich zu aktuellen Notebooks liegt dieser Wert eher im unteren Mittefeld. Mit Windows Vista und den aktuellen Treibern kam das MD96380 auf 85 Punkte. Mit Windows 7 konnte das Medion MD96380 seine Leistung kaum mehr steigern: Es erzielte 87 Punkte im Sysmark 2007.
Auffällig bei den Einzel-Tests: Wo die Leistung von Prozessor und Festplatte im Vordergrund steht, also beispielsweise bei den Office-Tests, unterschied sich das Ergebnis von Vista und Windows 7 kaum. Bei speicherintensiven Aufgaben – etwa Bild- oder Videobearbeitung – konnte das Medion MD96380 unter Windows 7 dagegen messbar zulegen.
Ein weitere Vorteil für Windows 7: Der Sysmark 2007 startet erst dann, wenn nach einem Windows-Neustart die Festplatte nicht mehr aktiv ist. Unter Windows Vista, dessen Prefetch-Funktion die Festplatte nach einem Start extrem lange beschäftigte, dauerte es daher rund zehn Minuten bis der Benchmark startete. Unter Windows 7 war der Test nach dem Windows-Start praktisch sofort startklar: Damit hat Microsoft unter Windows 7 eine der größten Vista-Nervereien beseitigt.
Windows 7 im Tempo-Test: Starten und Herunterfahren
Für unseren ersten Test dtoppten wir die Zeit, die Windows 7 und Vista fürs Starten benötigen. Die Startzeit vom Einschalten des Notebooks bis zum Anmeldebildschirm unterschied sich bei Windows 7 und Vista kaum - sofern man beide Betriebssysteme frisch installiert hat. Windows 7 war mit 48 Sekunden zwei bis drei Sekunden schneller als Vista.
Trotzdem gewinnt Windows 7 in dieser Disziplin deutlich: Denn das neue Betriebssystem ist nach dem Start deutlich schneller einsatzbereit als Vista. Wenn wir den Internet Explorers sofort nach Erscheinen des Desktops starteten, benötige Windows 7 dafür nur weitere vier Sekunden. Bei Vista dauertes es im Schnitt rund zehn Sekunden bis der Internet Explorer einsatzbereit war. Und das schaffte Vista auch erst, nachdem wir die Sidebar abgeschaltet hatten.
Auch beim Herunterfahren lässt sich Vista deutlich mehr Zeit: In unseren Tests benötigte es im Schnitt rund 30 Sekunden. Bei Windows 7 dauerte es im Mittel mit 14 Sekunden nicht einmal halb so lange.
3D- und CPU-Leistung unter Windows 7
Die Leistung des Grafikchips Nvidia Geforce 8600M GS testeten wir mit dem 3D Mark 06. Hier war das Medion MD96380 unter Windows 7 etwas schneller als unter Vista: Unter dem neuen Betriebssystem erzielte das Notebook 2281 Punkte, unter Vista waren es 2027 Punkte. Dieses geringe Leistungsplus liegt aber eher an den frischeren Treibern, die wir für den Windows-7-Test installierten als am Betriebssystem selbst.
Denn wenn wir die letzten verfügbaren Vista-Treiber 176.39 für das Medion-Notebook installierten, erreichte der 3D Mark 06 auch unter Windows Vista 2282 Punkte - also fast ein identisches Ergebnis.
Auch beim Test der CPU-Leistung unterscheiden sich Windows 7 und Vista kaum: Unter Windows Vista erzielte der Core 2 Duo T5450 im Medion-Notebook beim Cinebench R10 3147 Punkte. Unter Windows 7 kam der Prozessor auf 3171 Punkte.
Noch näher lagen Vista und Win 7 beim CPU-Test des 3D Mark 06 zusammen: 1458 Punkte bei Vista, 1457 Punkte bei Windows 7.
Windows 7 im Akku-Test und Fazit
Überrascht waren wir vom Ergebnis des Akku-Tests: Die Laufzeiten des Medion MD96380 unterschieden sich unter Windows 7 und Vista nicht. Mit dem Mobile Mark 2007 hielt das Medion-Notebook unter Vista 3:30 Stunden durch, mit Windows 7 genau eine Minute länger. Beide Messungen führten wir unter identischen Bedingungen durch: Die Displayhelligkeit stellten wir auf 100 cd/m2, WLAN war abgeschaltet.
Übrigens lässt sich unter Windows 7 der Schwellenwert für die kritische Akkukapazität offenbar nicht frei wählen: Das ist der Akkustand, ab dem Windows das Notebook beispielsweise automatisch herunterfährt oder in den Ruhezustand versetzt. Bei den meisten Windows-7-Notebooks gibt der Hersteller einen Mindestwert vor – zum Beispiel 5 Prozent. Auch auf einem frisch installierten Windows 7 ließ sich der Schwellenwert nicht auf „0“ einstellen. Das klappt erst, wenn man ein eigenes Energieschema über Powercfg importiert.
Fazit
In vieler Hinsicht sind die Vorschußlorbeeren für Windows 7 berechtigt. Microsoft hat einige Nervereien abgestellt und das Arbeiten mit dem Betriebssystem erleichtert. Doch unter der Haube hat sich nicht so viel getan: Windows 7 bringt kaum ein messbares Tempoplus im Vergleich zu Vista.
Doch unsere Tests zeigen auch, warum sich Windows 7 schneller anfühlt als Vista: Das neue Betriebssystem verwaltet offenbar besonders Festplatte und Arbeitsspeicher effizienter. Das lange, zeitintensive Arbeiten der Festplatte, dass Vista häufig bremste, tritt unter Windows 7 nicht mehr auf. Auch bei speicherintensiven Anwendungen scheint Windows 7 klare Vorteile gegenüber Vista zu haben. Das sind gute Neuigkeiten für aktuelle Geräte, die mit 4 GB RAM ausgestattet sind, aber auch für ältere Notebooks und aktuelle Netbooks: Aus ihrer bescheidenen Speicherausstattung von 1 oder 2 GB RAM holt Windows 7 mehr heraus als Vista. (PC-Welt) (wl)