Was zunächst als Performance-Geheimtipp galt, ist seit einigen Monaten fast schon zum Standard in neuen PCs und Notebooks der Oberklasse geworden: Solid State Drives, kurz SSDs. Diese auf Flash basierenden Datenspeicher bieten wesentlich kürzere Zugriffszeiten sowie höhere Datentransferraten und stechen somit eine herkömmliche Festplatte bei der Leistung locker aus.
Viele Händler verkaufen eine SSD, damit der Kunde von dieser Performance profitiert, doch spätestens beim Einbau stellt sich die Frage der Durchführbarkeit eines Systemumzugs. Denn die aktuelle Windows-Installation sollte für viele nach Möglichkeit unverändert auf die neue SSD kopiert werden, um das lästige Neuaufsetzen von Windows zu vermeiden und Benutzereinstellungen zu übernhemen. Wie Sie Ihr bestehendes Windows-7-System auf eine SSD umziehen können, erfahren Sie Schritt für Schritt in diesem Artikel.
Im Folgenden erstellen wir ein Abbild der aktuellen Windows-Systempartition erstellen und kopieren die mithilfe einer selbsterstellten Sicherungs-DVD auf eine SSD. Dafür verwenden wir die kostenlose Testversion von Acronis True Image 2011.
Vorbereitung
Zunächst bauen Sie die neue SSD zusätzlich zur aktuellen Festplatten in den PC ein und starten diesen anschließend. Nun gilt es, der SSD eine Anfangspartition zu geben, die korrektes Alignment gewährleistet (das Alignment gibt den Beginn einer Partition auf einer Festplatte an). Der Speicher auf einer SSD ist in mehrere physikalisch voneinander getrennte Speicherzellen aufgeteilt (Pages).
Wenn das Alignment auf einer SSD nicht stimmt, kann es passieren, dass der erste Sektor einer Partition nicht exakt mit einer der Pages übereinstimmt. Somit spricht Windows statt einer gleich zwei Pages bei jedem Schreibzugriff an. Statt nur einem Lösch- und Schreibvorgang bei korrektem Alignment löscht und beschreibt Windows nun zwei Sektoren. Infolgedessen halbieren sich Geschwindigkeit und auch Lebensdauer der SSD.
Um das zu vermeiden, klicken Sie auf das Windows-Logo in Ihrer Taskleiste. Geben Sie »diskpart« in das Suchfeld ein und starten Sie das angezeigte Programm. Anschließend geben Sie in der Konsole »list disk« ein. Windows führt jetzt alle Datenspeicher in Ihrem PC auf. Die SSD erkennen Sie an der Größe sowie am freien Speicherplatz. Wählen Sie diese mit dem Befehl »select disk x« (x steht für die Nummer des Laufwerks) und prüfen Sie mithilfe des Befehls »list partition«, ob die SSD auch wirklich unformatiert ist. Ist dies der Fall, erstellen Sie mit »create partition primary align=1024« eine Partition mit dem korrekten Alignment. Desweiteren setzt der Befehl »active« die soeben erstellte Partition auf aktiv. Im Anschluss formatieren Sie das Solid State Drive mit »format fs=ntfs« und geben dem Laufwerk mit »assign letter=x« einen Buchstaben (den Sie frei wählen können). Zu guter Letzt beenden Sie diskpart mit »exit«.
Systemabbild erstellen
Bevor Sie im nächsten Schritt ein Backup Ihres aktuellen Systems erstellen, empfehlen wir Ihnen, die Systempartition etwas zu verschlanken. Dazu gehört der Umzug von speicherintensiven Datenarchiven wie dem Ordner »Eigene Dateien«. Wenn Sie danach mit der Größe Ihrer Systempartition zufrieden sind, öffnen Sie zum Erstellen des Abbilds die kostenlose Testverion von Acronis True Image 2011. Navigieren Sie hier zum Punkt »Backup von Laufwerken und Volumes« und wählen Sie anschließend Ihre Systempartition aus. Vergewissern Sie sich vor Beginn des Backups, dass unter »Optionen für das Laufwerk-Backup« der Punkt »Sektor für Sektor sichern« nicht ausgewählt ist. Falls diese Option beim Backup aktiv wäre, sichert Acronis auch die leeren Sektoren Ihrer Festplatte, was zu einer wesentlich größeren Abbild-Datei führt. Geben Sie als Sicherungspfad eine interne Festplatte mit genügend Speicherplatz an und starten Sie den Backup-Vorgang.
Systemübertragung
Die Systemübertragung erfolgt in zwei Schritten. Acronis True Image 2011 listet das zuvor angelegte Backup direkt auf der Startseite des Programms. Über die Schaltfläche »Recovery« können Sie dieses nun auf Ihre SSD übertragen. Dazu lassen Sie sich im folgenden Auswahldialog via »MBR anzeigen« den Master Boot Record aus Ihrem Backup anzeigen. In diesem Sektor ist der sogenannte Bootloader gespeichert, der für den Systemstart unabdingbar ist. Wählen Sie nun »MBR« aus und geben Sie als Ziel Ihre SSD an.
Nach Wiederherstellung des MBR können Sie nun erneut über »Recovery« das Backup Ihres Systems auswählen und als Ziel Ihre SSD angeben. Nach erfolgreicher Übertragung des Backups wird Windows 7 Sie dazu auffordern, den PC neu zu starten. Um Ihre neue Systempartition auf Startfähigkeit zu prüfen, trennen Sie die bisherige Systemfestplatte vom Mainboard und starten den PC von der SSD. Startet Windows 7 nun erfolgreich, ist der Systemumzug gelungen. Ansonsten müssen Sie im Bios eventuell noch die SSD als Startlaufwerk bestimmen. In der Regel erreichen Sie das Bios Ihres Mainboards direkt nach dem PC-Start mit einem Druck auf ENTF oder F2.
SSD optimieren
Um die bestmögliche Performance für Ihr neues SSD-System zu gewährleisten, müssen sie noch einige Einstellungen treffen. Während Windows 7 bei einer Neuinstallation alle für eine SSD notwendigen Optimierungen vornimmt, müssen Sie beim Systemumzug ein wenig nachhelfen. Zunächst sollten Sie die Festplattendefragmentierung deaktivieren, denn diese sorgt für unzählige Zugriffe auf einer SSD, die die Lebensdauer verkürzen. Da es anders als bei Festplatten mit rotierenden Magnetscheiben bei einer SSD keine Rolle spielt, an welchem »physikalischen« Ort welche Datei gespeichert ist, ist ein Ordnen von Dateien auch nicht nötig. In der Systemsteuerung unter »System und Sicherheit« finden Sie die Option »Festplatte defragmentieren«, wo Sie die Defragmentierung dauerhaft deaktivieren können.
Zudem sollten Sie die Indizierung für Dateieigenschaften auf Ihrer SSD deaktivieren. Diese Einstellung können Sie im Arbeitsplatz per Rechtsklick auf Ihre SSD und anschließend auf »Eigenschaften« und Entfernen des Häkchens bei »Zulassen, dass für Dateien auf diesem Laufwerk Inhalte zusätzlich zu Dateieigenschaften indiziert werden« tätigen.
Zu guter Letzt öffnen wir Sie in die Registry Ihres PCs, die Sie mit dem Befehl »regedit« in der Suchleiste unter »Start« öffnen können. Klicken Sie sich dort über »HKEY_LOCAL_MACHINE« über den Eintrag »SYSTEM« zum »CurrentControlSet« und schließlich »Services« zum Ordner »msahci« durch. Dort angekommen sollten Sie den Wert »Start« im Hauptfenster per Rechtsklick anpassen. Setzen Sie die dort eingetragene Zahl auf eine Null und schließen sie anschließen den Registrierungs-Editor. Starten Sie nun den Rechner neu und öffnen Sie das Bios erneut. In den Einstellungen für die Peripherie-Geräte stellen Sie den Festplatten-Modus jetzt auf »AHCI«.
Fazit
Der erfolgreiche Umzug einer bestehenden Windows-Installation auf eine SSD ist durchaus machbar. Für den Vorgang sollten Sie allerdings einiges an Zeit und Geduld mitbringen. Hier müssen Sie abwägen, ob eine Neuinstallation von Windows 7 mit anschließender Übertragung der gewünschten Dateien nicht schneller und zuverlässiger vonstattengeht als das Erstellen eines kompletten Backups mit anschließender Migration auf eine SSD.
Der Beitrag stammt von der ChannelPartner-Schwesterpublikation Gamestar.