Für welche Unternehmen lohnt es, auf Windows 10 zu migrieren?
Peter Grabowski: Windows 10 eignet sich vor allem als Folgesystem für Windows 7 – gerade auch vor dem Hintergrund des absehbaren Support-Endes für den Vista-Nachfolger. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen sich alle Unternehmen, die aktuell Windows 7 nutzen, in absehbarer Zeit mit Windows 10 beschäftigen. Jetzt noch auf Windows 8 oder 8.1 zu migrieren, ist für sie wenig sinnvoll. Anders sieht dies für Nutzer von Windows 8 und 8.1 aus. Sie müssen im Einzelfall und je nach Zufriedenheit mit dem bestehenden Betriebssystem abwägen, ob der Migrationsaufwand gerechtfertigt ist.
Wie kann sich die IT auf die Migration vorbereiten?
Grabowski: Wie bei jedem Migrationsprojekt sind vor allem eine sorgfältige Planung und eine an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasste Strategie entscheidend. Höchste Priorität genießen die Anwender: Welche spezifischen Anforderungen gibt es? Welche Angestellten arbeiten mobil? Wie greifen sie auf Unternehmensdaten zu? Wie werden Applikationen auf mobilen Endgeräten aktualisiert? All diese Fragen gilt es im Vorfeld zu beantworten. Außerdem ist die zeitliche Planung wichtig: Fixe Termine wie der Geschäftsabschluss und andere IT-Projekte, die den Rollout verzögern könnten, sollten im Vorfeld berücksichtigt werden. Aufgrund des nicht zu unterschätzenden Aufwands ist es ratsam, einen kompetenten Partner bei der Planung und Umsetzung der Migration hinzuzuziehen.
Welche strategischen Weichen müssen hierfür gestellt werden?
Grabowski: Das Betriebssystem ist wichtig, aber seine Rolle sollte nicht überbewertet werden. Die Anwender arbeiten nicht mit Windows, sondern mit ihren Anwendungen und Daten. Eine zentrale strategische Weichenstellung vor der Windows-10-Migration können Unternehmen vornehmen, wenn sie Daten und Applikationen vom Betriebssystem entkoppeln – beispielsweise mithilfe eines Cloud-Dienstes. Die Unternehmens-IT stellt dabei die Applikationen und Daten virtuell in einer gesicherten Betriebsumgebung für die Nutzer bereit. Für den einzelnen Mitarbeiter bietet dies den Vorteil, dass dieser unabhängig vom verwendeten Endgerät und Betriebssystem problemlos auf Geschäftsanwendungen und seinen aktuellen Arbeitsstand zugreifen kann.
Welche Rolle spielt die wachsende Zahl mobiler Endgeräte im Unternehmen?
Grabowski: Natürlich spielt die Einbindung mobiler Geräte in der heutigen Arbeitswelt eine entscheidende Rolle. Unternehmen müssen ihren vermehrt mobil arbeitenden Mitarbeitern geeignete und sichere Enterprise-Apps zur Verfügung stellen, mit denen sie auch unterwegs uneingeschränkten Zugriff auf Unternehmensdaten haben und produktiv arbeiten können. Windows 10 wird – nach allem, was Microsoft ankündigt – einige Neuheiten im Bereich App-Entwicklung und mobiles Arbeiten bieten. Mit den "Windows Universal Apps" verspricht Microsoft, eine App für alle mobilen Plattformen entwickeln zu können, wodurch die Entwicklungskosten erheblich gesenkt werden.
Und wie sollten Clients und Prozesse gestaltet werden, sodass Migrationen künftig einfacher werden?
Grabowski: Am einfachsten gelingt der Migrationsprozess, wenn Unternehmen, wie oben beschrieben, Daten und Applikationen vom Betriebssystem entkoppeln. Dann muss tatsächlich nur das Betriebssystem neu installiert werden. Einstellungen und Benutzerprofile, die vorher beispielsweise in einem zentralen Cloud-Dienst gespeichert wurden, können danach automatisiert wieder aufgespielt werden. Sind die Daten jedoch alle lokal gespeichert, müssen sie vor der Migration erst zentralisiert und gesichert werden, was die Migration unnötig in die Länge zieht und die Kosten nach oben treibt. Je höher der Automatisierungsgrad solcher Prozesse, desto einfacher, sicherer und kostengünstiger werden Migrationsprojekte. Bei einem Unternehmen mit rund 5.000 Mitarbeitern lassen sich die Kosten dadurch von einem einstelligen Millionenbetrag unter Umständen auf mehrere hunderttausend Euro reduzieren.
Wie sollte der Migrationsprozess konkret vor sich gehen?
Grabowski: Bewährt hat sich ein Vorgehen, bei dem zunächst das IT-Fachpersonal das neue Betriebssystem testet, um Auswirkungen auf die Infrastruktur beobachten zu können. Im zweiten Schritt ist der Rollout in einer Pilotgruppe sinnvoll. Diese Pilotgruppe sollte nicht aus einer Abteilung bestehen, damit etwaige Probleme im Pilotbetrieb nicht einen kompletten Fachbereich lahmlegen. Eine repräsentative Auswahl besteht etwa bei rund zehn Prozent der mit EDV-Systemen arbeitenden Belegschaft. Im Anschluss wird das Betriebssystem in größeren Stückzahlen sukzessive ausgerollt.