Jeder fünfte Angestellte liest kurz vorm Schlafengehen noch Geschäfts-E-Mails. Mit Folgen: Viele schlafen wegen Arbeitsstress schlecht, so der BKK-Bundesverband.
Die Arbeitswelt hat bei vielen längst auch einen festen Stellenwert im Privatleben. Insgesamt 84 Prozent der Berufstätigen sind außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte per Internet, Festnetzanschluss oder Handy erreichbar. Die Hälfte von ihnen sogar jederzeit, wie eine Umfrage des BKK Bundesverbandes zeigt.
Die Ergebnisse offenbaren auch, dass fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) keiner regulären 5-Tage-Woche nachgeht. Sie arbeiten auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen, im Schicht-, Nacht- oder Bereitschaftsdienst.
Jeder Zweite hat Schlafprobleme, 13 Prozent sogar fast jede Nacht. Häufigster Grund ist allgemeiner Stress, knapp gefolgt von beruflichem Stress und beruflicher Überforderung, dem Nicht-Abschalten-Können von der Arbeit sowie privaten Sorgen und familiären Problemen. 14 Prozent der Befragten bringt die ständige Erreichbarkeit für berufliche Belange um den Schlaf.
Vielarbeiter leiden oft
Betroffen von Schlafproblemen sind vor allem Vielarbeiter, die mehr als 50 Stunden in der Woche arbeiten, ergab die Umfrage. Jeder fünfte Befragte beschäftigt sich auch kurz vor dem Schlafengehen noch mit Beruflichem. Dann werden dienstliche E-Mails und SMS geprüft oder etwas für die Arbeit erledigt.
Wer sich einen ruhigen Schlaf wünscht und abends auch mal abschalten möchte, sollte das lieber vermeiden. Der BKK Bundesverband rät, die Geräte nach einem langen Arbeitstag zumindest rechtzeitig vor dem Schlafengehen auszuschalten, damit man im wahrsten Sinne des Wortes abschalten kann. Wer auch dann noch Schlafprobleme hat, kann von Entspannungstechniken profitieren.
So sind ITler betroffen
Wie sehr IT-Experten von Schlafproblemen betroffen sind, zeigt eine Studie von Forschern der indischen Universität Mysore. Bei 35 Prozent der 91 IT-Techniker eines untersuchten Unternehmens stellten sie leichte, bei 21 Prozent schwere chronische Schlafprobleme fest, berichten die Wissenschaftler in der Zeitschrift "Applied Research in Quality of Life".
Forscher an der Universität Duisburg sagen Ähnliches über den Gesundheitszustand in der IT-Branche in Deutschland, schreibt unsere Schwesterpublikation Channelpartner. Insgesamt 54 Prozent der hoch beanspruchten IT-Techniker schlafen laut der deutschen Studie schlecht. Schlafprobleme treten damit häufiger auf als Rückenschmerzen (46 Prozent), Konzentrationsstörungen (45 Prozent), Magenleiden (35 Prozent) und Tinnitus (30 Prozent).
Tipps und Fakten zum Büroschlaf zwischendurch
Das erholsame Schläfchen Kurze Ruhepausen können im Arbeitsalltag helfen, so machen toten Punkt zu überstehen. Der Online-Shop perfekt-schlafen.de verrät zehn Tipps und Fakten rund um die erholsamen Schläfchen zwischendurch.
1. Von wegen Schlendrian: Powernaps steigern Konzentration und Leistungsfähigkeit? Regelmäßige Schläfchen zwischendurch senken das Herzinfarkt-Risiko und steigern nachweislich die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Die Aufmerksamkeit kann durch ein kurzes Nickerchen sogar um bis zu 100 Prozent erhöht werden, sodass das Energietanken am Arbeitsplatz auch für Chefs echte Vorteile hat.
2. Kompakte Entspannung, die in jede Mittagspause passt? Powernaps sollten etwa 10 bis 30 Minuten lang sein. Damit lassen sie sich problemlos in jede Mittagspause integrieren. Aber Achtung: Länger als eine halbe Stunde sollte das Nickerchen nicht werden, danach fällt der Körper in einen Tiefschlaf - das Aufwachen wird dann ungemütlich und wenig erfrischend.
3. Schön satt ruhen: Powernap nach dem Mittagessen? Besonders gut schläft es sich im Büro direkt nach dem Mittagessen, der Körper ist dann ohnehin träge und kann sich im Schlaf voll und ganz auf die Verdauung konzentrieren. Damit der Chef dabei auch ja nicht die Augen verdreht, sollte die Pause schon so geplant sein, dass nach dem Essen noch 20 bis 30 Minuten zum Ruhen übrig sind.
4. Gemütliche Atmosphäre für schnelle Entspannung? Der perfekte Raum für einen gemütlichen Powernap sollte abgedunkelt und kuschelig warm sein. So kann der Körper schneller abschalten und sich auf den Ruhemodus einstellen. Ist im Büro kein Ruheraum vorhanden, bietet zum Beispiel ein ungenutzter Konferenzraum eine gute Alternative. Licht aus, Rollos runter und einfach mal die Äuglein schließen.
6. Schlafen macht schlank? Wer den nächtlichen Schlaf durch Mittagsschläfchen ergänzt, kann sogar sein Gewicht positiv beeinflussen. Denn Menschen, die viel schlafen, profitieren von der Produktion des appetithemmenden Hormons Leptin. Wer weniger schläft, hat demnach häufiger Appetit auf süße und fette Speisen - deshalb nachmittags lieber ein Schläfchen statt Kaffee und Kuchen.
7. Bessere Stimmung: Schlafen macht glücklich? Powernaps sind nicht nur Energie-Booster, sondern auch wahre Killer angespannter Büroatmosphäre. Da während des Schlafens auch das Hormon Serotonin ausgeschüttet wird, wirkt das Nickerchen als Stimmungsaufheller und zaubert gute Laune in den trägen Nachmittag.
8. Alle Viere von sich strecken: Schlafpositionen im Büro? Wer sich nicht traut, direkt unter seinem Schreibtisch alle Viere von sich zu strecken, kann auch auf dem Stuhl bequem schlafen. Lässt er sich verstellen, sollte er am besten ganz zurück gedreht werden, um die Füße (natürlich ohne Schuhe) gemütlich auf dem Schreibtisch parken zu können. Bietet der Stuhl diesen Luxus nicht, lässt es sich auch mit dem Kopf auf dem Tisch gut ruhen. Für regelmäßige Schläfchen auf der Tischplatte empfiehlt sich die Anschaffung eines gemütlichen Kissens.
9. Abschalthilfe: Gadgets für den Powernap? Am Arbeitsplatz mal eben abzuschalten ist natürlich nicht ganz einfach, besonders dann nicht, wenn man nur begrenzt Zeit dafür hat. Abhilfe können neben den altbewährten Oropax auch coole Gadgets wie das so genannte Ostrich Pillow, oder Straußenkissen, schaffen. Das etwas merkwürdig anmutende Kissen wird ganz einfach über den Kopf gestülpt und schafft so die nötige Dunkelheit, Ruhe und Polsterung.
10. Nicht verschlafen: Tipps zum Wachwerden? Um rechtzeitig wieder wach zu werden und nicht in den gefährlichen Tiefschlaf zu verfallen, hilft ein Handywecker oder Timer. Ist der Akku einmal leer, einfach auf einen simplen Aufwachtrick zurückgreifen: Ein Schlüsselbund oder einen Apfel in die ausgestreckte oder auf dem Bein abgelegte Hand nehmen. Nickt der Körper in den Tiefschlaf, entspannt sich der Arm und Schlüssel oder Apfel fallen lauthals zu Boden - Guten Morgen! Auch ein Espresso vor dem Schläfchen kann eine gute Idee sein. Er entfaltet seine Wirkung nach etwa 20 Minuten und macht den Träumer automatisch wieder wach.
5. Rechtlich sicher eingebettet: Arbeitgeber können Schläfchen nicht verbieten? Auch wenn es manchem Chef vielleicht komisch vorkommt, wenn sich die Belegschaft am Arbeitsplatz ausruht: Verbieten können Arbeitgeber die Schläfchen nicht, vorausgesetzt sie finden in der Pause statt. Diese Zeit steht dem Arbeitnehmer zur freien Verfügung, egal ob er essen, tanzen oder einfach ein kleines Nickerchen machen möchte.
Bei weniger beanspruchten IT-Technikern hat jeder fünfte Schlafstörungen; Rücken- und Konzentrationsprobleme kommen gleich oft vor. Insgesamt fühlt sich jeder Vierte an jedem Morgen müde und zerschlagen, jeder Dritte denkt ständig, er werde die Arbeit auf Dauer nicht durchhalten, und 40 Prozent fühlen sich jeden Tag bei Arbeitsende verbraucht. Verantwortlich für den Zustand der ITler machen die Forscher Stress.
Für die Untersuchung zum Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und Schlaf hat das Marktforschungsinstitut Kantar Health in einer EMNID Cati Bus Umfrage 2.322 Berufstätige im Alter zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Auftraggeber ist der BKK Bundesverband. Das Institut für Arbeit und Qualifikation IAQ der Universität Duisburg befragte für seine Untersuchungen zum Gesundheitszustand in der IT-Branche 331 ITler.