Der Benzinpreis schießt durch die Decke. Dafür ist aktuell vor allem eine gestiegene Nachfrage auf dem Weltmarkt in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verantwortlich. Auch die aus Klimaschutzgründen eingeführte CO2-Steuer spielt eine Rolle, die ist mit sieben bis acht Cent pro Liter aber überschaubar. Angesichts der Mondpreise an den Zapfsäulen träumt mancher Autofahrer von Venezuela: In dem sozialistischen Staat ist der Liter Sprit für rund zwei Cent zu haben – vor allem aufgrund hoher staatlicher Subventionen. Weil Sie zum Tanken aber kaum einen Abstecher nach Südamerika machen können, haben wir uns in Deutschland umgesehen. Hier erfahren Sie, wie Autofahrer günstiger tanken und auf der Straße effektiv Kosten sparen.
So finden Sie die günstigste Tankstelle
Egal ob zu Hause, auf dem Weg zur Arbeit oder im Urlaub: Um die günstigste Tankstelle im Umkreis zu finden, müssen Sie weder lange suchen noch Passanten fragen – Apps und Webseiten zeigen den Weg. Auf Seiten wie ich-tanke.de oder billig-tanken.de finden Sie übersichtliche Vergleiche für aktuelle Spritpreise rund um Ihren Standort, auch der ADAC bietet so einen Service an. Dort können Sie gezielt nach Ihrem Kraftstofftyp fahnden, Treffer mit Entfernungsangaben eingrenzen oder auch Kartenfunktion nutzen. Das Tanken wird damit zwar auch nicht billig, aber so günstig wie möglich.
Ein ähnliches, aber besseres Angebot steht Smartphone-Nutzern in Form cleverer Apps zur Verfügung. Sowohl für Googles Android als auch für Apples iOS gibt es kostenlose Spritpreis-Berater mit Preisalarmen, persönlichen Profilen und Übersichtskarten. Beliebte Kandidaten sind etwa „mehr-tanken“ ( Android | iOS), „clever-tanken“ ( Android | iOS) oder die „TankenApp“ ( Android | iOS).
Noch ein Vorteil dieser Apps: Haben Sie ein passendes Angebot gefunden, können Sie sich per Direktnavigation gleich zur Tankstelle Ihrer Wahl lotsen lassen.
Zur richtigen Zeit tanken
Auch an der günstigsten Tankstelle unterliegen Benzinpreise großen Schwankungen, sie sind von der Tageszeit und dem Wochentag abhängig. Die Anbieter reagieren dabei marktüblich auf die Nachfrage und passen Literpreise für sich gewinnbringend an. Diese Tatsache kann man sich zunutze machen: Die besten Chancen auf optimale Preise haben Autofahrer laut ADAC zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. Die Literpreise steigen auch mit dem nahenden Wochenende merklich an, besonders am Samstag herrscht reges Treiben an den Zapfsäulen. Da können es sich die Tankstellen-Betreiber leisten, den Literpreis anzuheben. Nach Möglichkeit sollten Sie also versuchen, am Anfang der Woche nach Feierabend Ihren Tank zu füllen.
Am teuersten ist der Sprit am frühen Morgen: Ab sechs Uhr früh steigen die Preise in der Regel deutlich an, um dann um circa 7 Uhr ihren Tageshöhepunkt zu erreichen.
Wichtiger Hinweis: Wenn Sie auf der Autobahn unterwegs sind, nie an einer Autobahnraststätte tanken, am besten fahren Sie kurz ab und tanken an einem Autohof, der sich unmittelbar in der Nähe der Autobahn befindet. Denn dort können Sie ordentlich Geld sparen, wie der ADAC in seinem Vergleich herausgefunden hat.
Sprit sparen während der Fahrt: 5 effektive Tipps
Weil selbst günstiges Tanken aktuell ziemlich teuer ist, können Sie Ihre Benzinkosten auch an anderer Stelle senken: mit einer effizienten Fahrweise und ein paar einfachen Verhaltensregeln. Egal ob im Stadtverkehr oder auf der Autobahn, mit diesen Tipps bleibt der Tank länger voll:
Fahren mit dem richtigen Luftdruck: Haben Ihre Reifen zu wenig Druck, steigen beim Fahren auch die Reibungsverluste. Das heißt, dass das Auto stärker an der Straße haftet und mehr Energie für Fortbewegung und Beschleunigung benötigt. Ein um 0,5 bar zu niedriger Reifendruck erhöht den Spritverbrauch um etwa 5 Prozent. Pro Jahr bedeutet das fast 100 Euro Mehrkosten für Benzin und rund 140 Kilogramm zusätzlichen CO2-Ausstoß. Das meldet das Umweltbundesamt. Auch ein leichter Überdruck kann helfen – mit der Betonung auf leicht. Mehr als 0,3 bar sollten es laut Experten nicht sein.
Passen Sie Ihre Fahrweise an: Generell gilt, dass ruhiges Beschleunigen und rechtzeitiges Hochschalten (ab 2.000 U/min) den Spritverbrauch mindern. Die Wunschgeschwindigkeit sollten Sie anschließend möglichst niedertourig halten, ohne dass der Motor jedoch ins Stottern kommt. Viele moderne Fahrzeuge rechnen den aktuellen Verbrauch anschaulich im Display vor, entsprechend kann man seine Fahrweise anpassen. Auch vorausschauendes Fahren hilft, denn Bremsen zwingt anschließend wieder zum Beschleunigen und das ist ein großer Spritschlucker. Nutzen Sie also die Motorbremsung und versuchen Sie nicht übermäßig zu beschleunigen, wenn Sie ohnehin gleich wieder abbremsen müssen.
Verzichten Sie nach Möglichkeit auf Kurzstrecken: Ottomotoren verbrauchen im kalten Zustand mehr Treibstoff. Bei Kurzstrecken werden optimale Betriebstemperaturen kaum erreicht, der Motor hat keine Zeit, richtig warm zu werden. Für kurze Strecken können daher Alternativen wie das Rad oder der Bus sinnvoll sein. Sie können auch versuchen, mehrere kleine Fahrten zu einer größeren Tour zu verbinden. Und auch wenn es gerade im Winter sehr beliebt ist: Den Motor im Stand warmlaufen zu lassen, ist in Deutschland verboten.
Beim Warten an der Ampel oder am Bahnübergang den Motor ausschalten: Klingt banal, wird aber oft vergessen: Auch wenn das Fahrzeug steht, verbraucht der laufende Motor bis zu einem Liter Benzin pro Stunde. Das Abschalten lohnt sich hier schon ab einer Standzeit von 15 bis 20 Sekunden, am Bahnübergang sind Autofahrer dazu sogar verpflichtet. Viele der heutigen Autos haben bereits eine Start-Stopp-Automatik an Bord.
Auf Gewicht und unnötige Verbraucher verzichten: Je leichter das Auto, desto weniger Energie wird bei der Beschleunigung verbraucht. Besonders im Stop-and-go des Stadtverkehrs macht sich das bemerkbar. Jetzt müssen Sie natürlich nicht gleich die Rückbank abmontieren und das Reserverad wegwerfen. Dach- und Radträger oder verstaubte und längst vergessene Utensilien im Kofferraum können Sie aber entfernen, wenn Sie diese aktuell nicht benötigen. Es kann sich auch lohnen, Getränkekästen erst am Ende einer Shoppingtour einzuladen.
Auch Beleuchtungen, Bordsysteme, die Klimaanlage oder die Standheizung sind mehr oder weniger heimliche Verbraucher, die über die Lichtmaschine den Verbrennungsmotor belasten. Allein die Klimaanlage erhöht den Kraftstoffverbrauch im Schnitt um zehn bis 15 Prozent. Es kann sich also lohnen, die Extras an Bord im Auge zu behalten und abzuschalten, was nicht gebraucht wird.
Gemeinsam Fahren schont den Geldbeutel
Auch Fahrgemeinschaften sind ein effektives Mittel, um seltener an der Zapfsäule zu stehen, besonders auf dem Weg zur Arbeit. Treffen Sie sich mit Kollegen auf halber Strecke und fahren Sie gemeinsam. Fahrer und Mitfahrer lassen sich mit einer Notiz am Schwarzen Brett leicht finden, auch eine kleine Rundmail kann Wunder wirken. Nebenbei wird so der Verkehr entlastet und man kann mit den Gesprächspartnern den neuesten Büro-Tratsch austauschen.
Für längere Strecken finden Sie auf Portalen wie blablacar, mitfahren.de oder TwoGo mühelos Mitfahrgelegenheiten für Verbindungen zwischen allen größeren deutschen Städten. Auch der ADAC bietet mit dem ADAC Mitfahrclub eine eigene Plattform an. Wer oft allein im leeren Auto sitzt, kann auf diesen Seiten auch eigene Sitzplätze für Mitfahrer anbieten und seine Kosten für Sprit deutlich senken oder sogar komplett auffangen.
Das Auto auch mal stehen lassen
Klar, je nach Wohnlage oder Reiseziel ist der Verzicht auf den PKW nicht für jeden eine Option. Wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln doppelt so lange unterwegs ist, sind Bus und Bahn keine attraktive Alternative und zur Hochzeit der Cousine will man auf dem Fahrrad keine 50 Kilometer strampeln – schon gar nicht im Jackett.
Ob die Kurzstrecke zum Fitnessstudio mit dem Rad aber nicht doch zu bewältigen ist, kann man aber durchaus von der Wetterlage abhängig machen und dabei gleich den zusätzlichen Kalorienverbrauch einstreichen. Wer sich abends mit Freunden auf ein Bierchen trifft, ist in den Öffis anschließend auch besser aufgehoben und eine Wanderung in der freien Natur steckt noch jede Spritztour in die Tasche.
Fazit
Obwohl der Ölpreis zuletzt nachgelassen hat und sich aktuell wieder auf dem Niveau von vor der Ukraine-Krise befindet, bleiben die Preise an der Tankstelle astronomisch. Eine gute Nachricht ist das vor allem für die Ölmultis, die gerade „den großen Reibach machen“, wie der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) schreibt. Auch der ADAC äußert sich ähnlich und sieht die Mineralölkonzerne als Profiteure der Lage. Wirtschaftsminister Habeck hat das Bundeskartellamt sogar schon um Prüfung der Benzin- und Dieselpreise gebeten. Langfristig darf man durchaus hoffen, dass sich die Spritpreise damit wieder etwas erholen. Wer aktuell noch kein Elektroauto fährt, hat an der Tankstelle aber in nächster Zeit wohl wenig zu lachen und muss sich selbst helfen: Mit angepasstem Fahrverhalten und besserem Timing beim Besuch der günstigsten Tankstellen im Umkreis.